Ingolstadt
Ruhe bewahren und Tee trinken

Im Vellhornhaus droht der nächste Leerstand: Svetlana Pottens Kunst- und Kulturstube hat es schwer, sich zu etablieren

23.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Einen Ort zum Entspannen und für den interkulturellen Austausch hat Svetlana Potten mit ihrem Teehaus geschaffen. Doch nach nur knapp zwei Jahren steht der Laden nun vor dem Aus - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Viele leer stehende Ladenlokale machen eine Innenstadt nicht gerade attraktiver. Auch in Ingolstadt wird das Thema immer wieder intensiv diskutiert. Denn in der Altstadt gibt es Leerstände genug. Zwar versuchen Initiativen wie das „Kunst Quartier 1“, das von den Innenstadtfreunden mitinitiiert wurde, und das Konzept „Cityfreiraum“ des Stadtmarketingvereins IN-City immer wieder, verwaiste Läden entweder für begrenzte Zeit oder dauerhaft mit Leben und neuen Geschäftsideen zu füllen, doch fast schon im Gegenzug schließt sich die eine oder andere Ladentür, weil die Besitzer ihr Geschäft aufgeben.

Und das könnte schon im August erneut der Fall sein.

Svetlana Potten, die seit Oktober 2012 ein kleines Teehaus im Vellhornhaus an der Grießmühlstraße betreibt, hat mit ihrem Geschäftskonzept eine alternative Mischung aus Laden, Teestube und kleinem Kulturzentrum mitten in der Altstadt geschaffen. Ein bisschen Kunst, ein wenig Wellness und Entspannung bei einer Tasse Tee, nette Gespräche und eine Reihe von Informationsangeboten über Kulturkreise anderer Länder für Kinder, Studierende und Erwachsene unter einem Dach – das ist es, was die gebürtige Moskauerin, seit sie in Ingolstadt lebt, hier immer vermisst hat. Ein solches Teehaus war bis 2010 ihr Stammplatz in der osteuropäischen Metropole. „Wenn dir etwas fehlt, mache es selbst“, lautet ein Sprichwort aus ihrer Heimat Russland, das sie deshalb wörtlich genommen hat. Und die gemütliche Stube eröffnet hat.

„Es sollte ein Ort zum Verweilen und für den interkulturellen Austausch werden. Und ein wenig wollte ich so auch in Ingolstadt ankommen“, erklärt sie ihre Vision, die nun vor dem Aus steht. Zwar wurde ihr Angebot aus Kulturabenden, Seminaren, Lesungen und dem Verkauf kleiner Kunstobjekte durchaus angenommen. „Doch die Zahl der Kunden wächst nur langsam“, lautet ihr Fazit nach knapp zwei Jahren. Einerseits sieht sie den Grund darin, dass Potten selbst – aus familiären Gründen – nicht den ganzen Tag präsent sein kann. Andererseits findet sie, dass „kleinformatige Kultur in Ingolstadt nicht genug unterstützt wird“. Dabei glaubt sie, dass gerade diese Kultursparte gut in die Altstadt passen würde, und denkt dabei vor allem an das historische Ambiente. „Es sollte mehr für die kleine Szene getan werden!“ Zu schaffen macht ihr daneben auch, dass Interessierte sich zwar zu Veranstaltungen anmelden, dann aber nicht kommen würden. Planungssicherheit sehe da anders aus.

Um die Kosten für das Ladenlokal für sich selbst erschwinglich zu halten, sucht sie deshalb nun Mitnutzer, die sich mit eigenen Ideen in den Raum einbringen. Auch Kulturmäzene hätten Interesse an einer finanziellen Unterstützung bekundet, so Potten. Hier sei sie aber noch in Verhandlungen. So bleibt für die Teeliebhaberin nur zu hoffen, dass diese erfolgreich sind. Ansonsten wäre das Ende wohl unausweichlich. „Wenn sich nichts mehr bewegt, ist im August Schluss“, sagt sie nachdenklich.

„Wir haben Frau Potten unterstützt, wo es ging“, beteuert Brigitte Ecker, der das Objekt im Vellhornhaus gemeinsam mit ihrem Mann gehört. „Aber Ingolstadt ist eben nicht München“, sagt sie und meint damit, dass das Publikum für ein solches Angebot in der Schanz begrenzt sei. „Wir wären froh, wenn sie bliebe“, so Ecker weiter. Chancen sieht aber auch sie nicht wirklich. „Und das tut uns leid.“ Denn auch die Eckers waren auf der einen oder anderen Veranstaltung im Teehaus zu Gast und bescheinigen Potten Geschmack und Geschick in ihrem Tun. „Aber es ist, als werfe man Perlen vor die Säue“, sagt Ecker. In der Hinsicht sei Ingolstadt „eine harte Nummer“.

Auch IN-City Geschäftsführer Bernd Wölfl hat sich ein Bild von dem Laden gemacht. Konkrete Vorschläge für eine Aufrechterhaltung der Nutzung kann er aber im Moment noch nicht auf den Tisch legen. Hierzu müsse man sich bei IN-City erst noch Gedanken machen, sagte Wölfl in einer ersten Stellungnahme. Mögliche Hilfe sieht er in einer Unterstützung beim Marketing.