Ingolstadt
Ringbuslinie gegen den Verkehrskollaps

SPD-Stadtratsfraktion beschäftigt sich bei Klausur mit den Themen Mobilität und Energie

19.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Ingolstadt (DK) Die SPD-Stadtratsfraktion kehrt mit drei Forderungen aus ihrer Klausurtagung am Freitag und Samstag in Riedenburg zurück: Sie will eine Ringbuslinie, die ganz Ingolstadt abdeckt, sie fordert den Rückkauf der Anteile der MVV Energie an den Stadtwerken und sie bringt erneut ihr Fahrradverkehrskonzept auf den Tisch.

Es blieb offenbar sogar noch Zeit zum Schafkopfen, erklärte Fraktionsvorsitzender Achim Werner. Zuvor hatten die Genossen die Ringbuslinie beschlossen: Um die Stadt herum soll ein Ring entstehen – „auf zu 90 Prozent bestehenden Straßen“, sagt Werner. Unter Einbeziehung der Staustufe, aber nicht durch das Nadelöhr Antoniusschwaige, soll die Stadt umringt werden. Über die Kreuzung zur Großen Zellgasse nach Gerolfing, Friedrichshofen, Klinikum, Westpark, Audi, in den Nordwesten über die Schillerbrücke und den Südosten geht es zum Hauptbahnhof, zum Südwesten und wieder zur Staustufe. An acht Stellen kreuzt der Ring die von außen kommenden Linien, die von dort ins Zentrum führen. „Raus aus dem Büro, rein in den Bus“ – so stellt sich das Achim Werner vor. „Wir sehen da ein riesiges Potenzial.“ Das kostet natürlich Geld. Doch der ÖPNV sei „ein wesentliches Element der Daseinsvorsorge“. Und er verursache ohnehin schon ein Defizit – das könne man nun durch höhere Fahrpreise auszugleichen versuchen, oder eben durch mehr Fahrgäste. Ausgedacht habe sich das Konzept Stadtrat Robert Bechstädt, sagte Werner. „Wir haben ohnehin festgestellt: Die Art, wie sich die drei Neuen Bechstädt, Veronika Peters und Jörg Schlagbauer einbringen, tut uns sehr gut. Die zünden alle ein Ideenfeuerwerk.“

Eine weitere Idee, die am Wochenende reifte, ist der Rückkauf der 48,4 Prozent, die der Mannheimer Energieversorger MVV Energie an den Stadtwerken Ingolstadt hält. Zumindest müsse das geprüft werden, sagt Werner. Denn angesichts der starken Proteste gegen die geplanten Stromtrassen sehe man, dass dezentrale Energieversorgung immer wichtiger werde – und dafür müsse die Stadt auch die komplette Kontrolle über ihre Stadtwerke haben. „Die Stadt Solingen hatte 49 Prozent an Mannheim verkauft und wieder zurückgekauft“, sagt Werner. Auch Kiel denke über einen Rückkauf nach. „Da ist deutschlandweit was im Gange.“

Die Fraktion hat sich auch mit dem „City-Dossier Ingolstadt“ des Architekten Jürgen Mayer auseinandergesetzt. „Wir haben festgestellt, dass er Sachen reingeschrieben hat, die wir seit Jahren fordern“, sagte Werner. „Der rennt bei uns zum Teil offene Türen ein.“ Zum Beispiel beim geteilten Raum für alle Verkehrsteilnehmer – das habe die SPD zuletzt für die Neugestaltung der Harderstraße gefordert. Die Partei habe auch immer wieder mehr Mut und großzügigeres Denken in der Architektur gefordert. Werner nannte zwei Beispiele: „Das Wonnemar, die Saturnarena – beides viel zu klein gebaut.“ Auch Mayers Vorschlag der Leihfahrräder stieß auf Zustimmung: „Gerade bei der Verkehrsproblematik muss man alle Register ziehen“, erklärte Werner. Derzeit gehe die Verkehrsplanung dagegen nicht einher mit der Stadtentwicklung.

Laut dem Fraktionsvorsitzenden will der ADFC der Stadt die Mitgliedschaft in seinem Arbeitskreis „Fahrradfreundliche Kommune“ aberkennen, da sich aus Sicht des Fahrradfahrerverbandes seit der Aufnahme nicht viel verbessert hat. Die SPD-Fraktion will nun in der Stadtratssitzung am Mittwoch erneut ihr Fahrradkonzept vorlegen.