Ingolstadt
Platz der Pferdestärken

27.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:18 Uhr

Optisch macht das Audi-Forum zu jeder Tages-, Nacht- und Jahreszeit was her. Architekt Prof. Gunter Henn hat das runde Glasgebäude des Museum mobile entworfen. Innen ist der riesige Paternoster zu erkennen. Links daneben schließt das Markt- und Kundenzentrum an. Auf dem Innenhof stehen nagelneue Audis – bereit abgeholt zu werden. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Im Winter 2000 öffnete das Audi-Forum Ingolstadt. Ein "Wahrzeichen des modernen Bayern", nannte es damals Ministerpräsident Edmund Stoiber. Nicht zu Unrecht: Auch zehn Jahre später herrscht dort trotz Werksferien reges Treiben – mit Besuchern aus aller Welt.

Zur Eröffnung tat der Ministerpräsident etwas Unerlaubtes: Für ein Foto setzte sich Edmund Stoiber in einen der zahlreichen Oldtimer im Museum mobile. Das ist Besuchern eigentlich untersagt. Aber Franz-Josef Paefgen, der damalige Audi-Chef, und Thomas Frank, damals wie heute Leiter des Audi-Forums, gaben ihren Segen – und setzten sich gleich dazu.

Unter dem Foto titelte der DONAUKURIER am 16. Dezember 2000, mit dem Forum sei Audi "endgültig in Ingolstadt angekommen". Stoiber lobte den "Anziehungspunkt erster Güte für Stadt und Region". Und der Architekt des Museum mobile, Prof. Gunter Henn, erklärte: "Das Audi-Forum soll ein Stadtteil von Ingolstadt sein".

Zehn Jahre später haben sich die großen Erwartungen durchaus erfüllt. Die modernen Glasbauten ziehen Besucher aus der ganzen Welt an – über vier Millionen bis heute. Darunter auch Matthias Meyer aus Stammham und Hans Roth aus Chemnitz. Beide schlendern vorbei an spiegelnden Karosserien aus vergangenen Tagen und dem riesigen Paternoster mit Audi-Prototypen. "Am spannendsten finde ich das Nebeneinander von alter und neuer Technik", erklärt Meyer. Die beiden sind schon zum zweiten Mal hier. Und wieder zeigen sie sich beeindruckt: "Wahnsinn! Also das kostet schon Mut, sich da reinzusetzen", sagt Roth und lugt in den Innenraum des Bergrennwagens Auto Union V 16, Typ C-D, aus dem Jahr 1938. Stolze 520 Pferdestärken zeigt eine Schautafel an. Matthias Meyer nickt: "Die saßen mit einem Bein im Grab."

Ein paar Meter weiter lernt der sechsjährige Luis Dorcas gerade, was Allradantrieb bedeutet. Ein kleines Modellauto fährt eine Schanze nach oben – und hängt Front- und Heckantriebwagen locker ab. "Ich hab aber schon ein anderes Auto ausgesucht", erklärt der Erstklässler – und zeigt auf der Digitalkamera der Mutter einen lilafarbenen Lamborghini. Auch der steht im Museum mobile, wo sich eine Sonderausstellung speziell den Lackfarben widmet. "Den will ich mal haben, wenn ich groß bin", sagt Luis.

Kathrin Zehrtner-Gottschalk ist schon groß und hat sich für einen A 6 Quattro entschieden. Um den abzuholen, ist sie mit Tochter, Mann und Hund extra aus Dresden hergefahren. Jetzt lässt sie sich im Kundenzentrum die technischen Feinheiten erklären, von der Einparkhilfe bis zur Klimaanlage. Den Fuß hat sie schon ans Gaspedal gelegt – rote Rennfahrerschuhe hat sie sich für diesen Tag angezogen.

"Wir machen die Übergabe so, wie der Kunde es wünscht", erklärt Jörg Wittmann, Leiter in der Fahrzeugauslieferung. Werksführung, Museumsbesuch und Essen im Restaurant gehören dazu. Auch Prominente holen sich im Audi-Forum ihr Wunschfahrzeug ab. Da gebe es durchaus Unterschiede, erzählt Wittmann. Der österreichische Schlagersänger Hansi Hinterseer hatte vor ein paar Wochen nichts gegen Aufmerksamkeit, als er seinen RS 6 abholte. "Wenn Bill Kaulitz kommt, will er das meistens ruhig und schnell" über die Bühne bringen. Der Sänger der Band Tokio Hotel wählte einen Q 7. Thomas Gottschalk einen R 8 und Ministerpräsident Horst Seehofer einen A 8.