Ingolstadt
Planierraupe statt Teichmolch

Der Garten des Apian-Gymnasiums muss vielleicht einem Parkplatz weichen – die Schule wehrt sich

22.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:28 Uhr

Grünes Klassenzimmer im Einheitsgrau: Der Schulgarten des Apian-Gymnasiums, ein artenreiches Biotop, soll einem Parkplatz weichen. So plant es die Stadt, entschieden ist allerdings noch nichts. Annika (11) und Moritz (12) würden den Verlust sehr bedauern - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Das Apian-Gymnasium fürchtet um seinen Garten. Er soll einem Parkplatz weichen. Die von der Stadt vorgeschlagene Ersatzfläche will die Schule nicht akzeptieren. Auch von einer anderen Seite geraten die Parkplatzpläne für die Spitalhofstraße unter Beschuss: Zahlreiche Anwohner machen Front.

Er blüht tapfer, von Beton umkränzt: Der Schulgarten des Apian-Gymnasiums im Schulzentrum Südwest hat in seiner bald 30-jährigen Geschichte einiges mitgemacht. Immer wieder haben ihm Bauarbeiten arg zugesetzt, und jedes Mal gelang es Schülern und Lehrern, das Grün mit großem Einsatz (meist am Freitagnachmittag) zu neuer Blüte zu führen. Doch dieses ständige Hin und Her zwischen Zerstörung und Rekultivierung hat die Gartenpfleger frustriert.

Auf die Internetseite des Apian-Gymnasiums haben sie daher einen Wunsch geschrieben: „Wir hoffen, die uns bevorstehenden Bau- und Rückbaumaßnahmen weitgehend unbeschadet zu überstehen.“ Doch das Team bleibt womöglich ungehört. Denn gemäß dem Plan der Stadt soll der Garten komplett weggebaggert werden – für einen Parkplatz. Dagegen wehrt sich das Apian entschieden.

Die Umwälzungen rund ums Gymnasium sind gewaltig. Bis 2017 entsteht der größte Teil des Schulzentrums Südwest neu, die Außenanlagen inklusive. Auf ein drohendes Problem haben jetzt die Freien Wähler hingewiesen: Der bestehende, von den zwei Neubauten ohnehin schon dezimierte Parkplatz der Schulen soll ganz verschwinden und im Westen des Gymnasiums an der Spitalhofstraße neu entstehen. Dagegen laufen bereits viele Anwohner Sturm, da sie mehr Verkehrsbelastung befürchten. Das Apian-Gymnasium wiederum wehrt sich, um seine beliebte „Oase der Ruhe“ zu bewahren.

Karl-Heinz Haak, der Schulleiter, hat bei der Stadt sofort Einwände erhoben, nachdem er im März die Vorplanungen für die Außenanlagen gesehen hatte. „Und wir haben die Unterlagen auch dem Architekten geschickt, denn wir sind der Auffassung, dass der Garten auf jeden Fall erhalten werden muss!“

Der Begriff Garten passt nicht ganz, es handelt sich vielmehr um ein sehr lebendiges Biotop mitsamt Bienenstock, Hecken- und Sinnespfad, Schattenbeet, einem grünen Klassenzimmer, einer Wildblumenwiese und sogar einem Teichmolch, der auch das Logo der Schüler ziert. Wegen der Verbindung mit der Natur lehnt das Gartenteam den Ersatzstandort ab, den die Stadt vorgeschlagen hat. Er grenzt ans Hallenbad, sei aber „wegen seiner Insellage ungeeignet“, sagt Haak. Das Biotop wäre isoliert. Abgesehen davon, deutet er an, würde es Schüler und Lehrer nicht gerade motivieren, wenn sie auf einem Ersatz-Brachland neu anfangen müssten.

Grün tue Not im Schulzentrum, findet Haak. Seit der dicht bewachsene Wall im Osten des Geländes für die Neubauten abgetragen wurde, „ist unser Garten um so wichtiger!“

Haak ist sich dessen bewusst, dass gerade solche Großprojekte nie ohne Kompromisse verwirklicht werden können. „Und deshalb ist da das letzte Wort auch noch nicht gesprochen.“

Das bestätigt Gerd Treffer, der Sprecher der Stadt. Es sei noch nichts entschieden, teilte er gestern mit. Es würden derzeit verschieden Varianten für die Außenbereichsgestaltung geprüft, darunter auch ein Vorschlag der Freien Wähler, die eine Fläche an der Gustav-Adolf-Straße für den neuen Parkplatz anvisieren. „Im Juni gehen die Planungen voraussichtlich in den Bezirksausschuss“, sagte Treffer, „dann in den Planungsausschuss und im Juli in den Stadtrat.“

Noch einer würde den Schulgarten vermissen: Anton Rottmair, Vorsitzender des Stadtkreisverbands für Gartenbau. Als früherer Leiter der Hauptschule im Schulzentrum kennt er ihn natürlich. „Es wäre sehr schade, wenn er weg müsste.“ Grundsätzlich stellt er fest: „Die Begegnung der Kinder mit der Natur und der Gärtnerei ist ganz wichtig! Sie können hier lernen, mit welchem Aufwand gesunde Lebensmittel erzeugt werden.“

Und mit Blick auf den Schulparkplatz fügt der pensionierte Rektor in angemessener Strenge noch etwas an: „Es kommen viel zu viele Schüler mit dem eigenen Auto! Muss das sein“