Oberstimm
Reizgas-Attacke am Barthelmarkt

1000 Menschen verließen vorübergehend das Herrnbräu-Zelt

26.08.2017 | Stand 02.09.2017, 3:33 Uhr
Herrnbräu-Geschäftsführer Gerhard Bonschab (rechts) am Samstagnachmittag im Herrnbräu-Zelt. −Foto: Jürgen Schuhmann

Oberstimm (DK) Ein bislang unbekannter Täter hat am Samstagabend Reizgas im Herrnbräu-Zelt versprüht. Knapp 20 Personen mussten wegen Atemwegsbeschwerden behandelt werden. Auf eine Räumung des Zeltes wurde verzichtet, danach wurde weiter gefeiert. Eine Gefahr bestand nicht mehr.

 

"Das ist alles ganz ruhig abgelaufen", blickt Festwirtin Jutta Widmann am Sonntagnachmittag auf die Ereignisse am Vorabend zurück. Etwa gegen 22.30 Uhr hatte ein Unbekannter im Herrnbräu-Festzelt eine Substanz versprüht. Nach Angaben der Polizei handelte es sich dabei vermutlich um Reizgas. Festwirt Franz Widmann informierte daraufhin seine Gäste mit einer Lautsprecherdurchsage, die er kurze Zeit später nochmals wiederholte. Die Menschen wurden darüber aufgeklärt, dass offenbar eine Art Pfefferspray oder Reizgas von einem Unbekannten versprüht worden war, aber kein Grund zur Panik bestehe. "Mein Mann hat die Leute gebeten, sich langsam zu den nächsten Ausgängen zu begeben", berichtet Jutta Widmann. Wo kein Gas mehr zu riechen war, bestand auch keine Gefahr mehr. Anschließend kam die Feuerwehr und hat frische Luft in das Zelt geblasen. "Die Leute haben dann weiter gefeiert", erzählt Festwirtin Widmann, die über den ruhigen Ablauf der gesamten Aktion und die besonnenen Reaktionen der zumeist jungen Gäste im Herrnbräu-Zelt natürlich sehr zufrieden ist.

Jedoch klagten rund 20 Menschen nach der Reizgas-Attacke über Atemwegbeschwerden und brennende Augen. Sie konnten nach Angaben der Polizei alle durch den Rettungsdienst noch an Ort und Stelle versorgt werden.

Etwa 1000 Besucher verließen das Zelt, schätzte Herrnbräu-Geschäftsführer Gerhard Bonschab. Wie Handyaufnahmen zeigen, waren einige der jüngeren Gäste aber doch etwas verstört. Viele kehrten anschließend aber wieder zurück. Auf eine Räumung des ganzen Zelts, das einige Tausend Plätze hat, wurde nach einer Absprache zwischen Bürgermeister Herbert Nerb, Festwirt, Feuerwehrkommandant und Polizei verzichtet, da man keine Panik auslösen wollte. "Eine Gefahr für die Besucher bestand nicht mehr", erklärte die Polizei weiter. Entgegen anderslautender erster Informationen wurde bislang allerdings niemand festgenommen. "Ein Tatverdächtiger konnte nicht ermittelt werden", so die Polizei in ihrer gestrigen Mitteilung. Sie bittet unter der Telefonnummer (0841) 93 43 0 um sachdienliche Hinweise.

Die Nachricht vom Reizgas hatte sich in Windeseile am Barthelmarkt verbreitet. Die Besucher zeigten sich durch die Bank empört über eine solche Attacke, waren jedoch zugleich mehrheitlich der Meinung, dass man sich dadurch nicht irritieren lassen sollte. Auch in den sozialen Netzwerken wurde natürlich über den Vorfall heftig diskutiert und ein solches Vergehen scharf verurteilt. Manche kritisierten auch, dass wenige Minuten nach dem Vorfall wieder gefeiert wurde. Etliche andere Besucher des Herrnbräu-Zelts haben von der Attacke dagegen gar nichts mitbekommen.
 

Kommentar von Thorsten Stark

Ob der Zwischenfall im Herrnbräu-Zelt am Samstagabend ein Versehen war oder Absicht, das müssen die Ermittlungen der Polizei klä- ren. Aber jetzt schon ist klar, dass die Entscheidung, die Sicherheitskräfte, Gemeinde und Festleitung gemeinsam trafen, richtig war. Sie entschlossen sich dazu, das Zelt nach dem Vorfall nicht komplett zu räumen – sicher nicht aus Angst vor finanziellen Verlusten, sondern weil sie den Ausbruch einer Massenpanik befürchteten. Und durch die offensichtlich besonnene Ansprache während des Hinausbegleitens eines Teils der Besucher, blieb es im Zelt ruhig. So bekamen etliche Gäste gar nicht mit, was sich kurz zuvor ereignet hatte. Warum hätte man sie nicht weiterfeiern lassen sollen? So blieb der Reizgas-Zwischenfall vor allem für die direkt Betroffenen eine kurze und mehr als ärgerliche Episode während eines ansonsten weitgehend friedlichen Barthelmarktes.