Ingolstadt
Nicht jeder GVZ-Mitarbeiter ist in Feierstimmung

Mitgliederzeitschrift der IG Metall nimmt das Jubiläum zum Anlass, um bessere Bedingungen für die Beschäftigten zu fordern

01.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Ingolstadt (DK) „Alle feiern – oder“ Diese Frage stellt die Mitgliederzeitschrift der IG Metall im Untertitel ihres aktuellen Jubiläumsartikels über das Güterverkehrszentrum (GVZ). Das in hoher Auflage verbreitete Blatt bezweifelt nicht, dass die vor den Toren von Audi entstandene Logistikstadt ein Erfolgsmodell geworden ist.

Ein Erfolgsmodell für viele Beteiligte, für die Stadt Ingolstadt, für die Audi AG, viele Zulieferer und Dienstleister.

Aber auch für die Menschen, die in den GVZ-Hallen Arbeit gefunden haben? Die Metaller-Zeitschrift zitiert die Ergebnisse einer Untersuchung des Instituts „Sociotrend“, die im Auftrag der Gewerkschaft zustande kam. Demnach werden nur die wenigsten Beschäftigten im GVZ nach Tarif bezahlt. Nur jeder Zehnte erhält eine regelmäßige Lohnerhöhung, jeder Fünfte der Befragten erklärt, dass sein Arbeitgeber keinen Betriebsrat wünscht.

Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter, so die Studie, kann sich nach eigener Aussage mit dem Lohn aus der GVZ-Arbeit für sich und die Familie keinen angemessenen Lebensstandard in der Region Ingolstadt leisten.

„Es gibt Beschäftigte, die bekommen trotz Vollzeitstelle rund 1500 Euro brutto. Ein Nettoentgelt knapp über der Armutsgrenze.“ Die Mitgliederzeitschrift zitiert auch den Ersten Bevollmächtigten der IG Metall in Ingolstadt, Johann Horn. Vom GVZ würden viele profitieren. „Nur die Menschen, die dort täglich arbeiten und zu dem Erfolg beitragen, werden abgehängt.“

In der Kommunalpolitik war das gigantische Bauprogramm, das in den vergangenen 20 Jahren im Güterverkehrszentrum abgewickelt wurde, stets von einer überwältigenden Mehrheit getragen. Nur der Schuldenberg, der mit der Zeit von der Bauherrin IFG angehäuft wurde, kam immer wieder zur Sprache.

Die Stadtspitze verteidigte zwar die IFG-Kredite als „rentierliche Schulden“, die sich durch die Hallenmieten von selbst abbezahlen. Aber irgendwann war noch unter OB Alfred Lehmann der Punkt erreicht, an dem man gegensteuerte: Seit dem Höchststand von 410 Millionen Euro im Jahr 2011 wird die Verschuldung der IFG abgebaut. Mittlerweile teilen sich die Stadt und Audi einträchtig das Finanzierungsrisiko im GVZ.