Ingolstadt
Neugierige Blicke aufeinander

Regionale Politiker loben den schnellen Start des Balkan-Zentrums in der Oberstimmer Kaserne

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Pressetermin: Die bayerische Sozialministerin Emilia Müller (Mitte) nahm am Dienstag das Balkan-Zentrum in der Oberstimmer Kaserne in Augenschein. Auch Ingolstadts Sozialreferent Wolfgang Scheuer (hinter Müller) und der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf waren dabei - Fotos: Abels

Ingolstadt/Oberstimm (DK) Die erste „Aufnahme- und Rückführungseinrichtung“ ist in der Immelmann-Kaserne in Betrieb. Neben der Sozialministerin inspizierten auch Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf, Manchings Bürgermeister Herbert Nerb und Ingolstadts Sozialreferent Wolfgang Scheuer das Lager.

Herbert Nerb marschierte mit durch die Kaserne. Und das nur Stunden, nachdem der Barthelmarkt samt viertägigem Dauereinsatz des Gastgebers aus dem Manchinger Rathaus endete. Politisch rücken für ihn und die anderen regionalen Politiker nun wieder massiv die Asylthemen in den Vordergrund. Da interessierte Nerb das umgewandelte Lager in seiner Gemeinde natürlich brennend. „Respekt davor, dass es in der kurzen Zeit überhaupt umgewandelt werden konnte“, sagte FW-Mann Nerb, als er die neuen Büros von Ausländerbehörde, Bundesamt für Migration und anderen Einrichtungen sah. Sie sind innerhalb von nur vier Wochen eingerichtet worden.

In diesem Zeitraum wechselten auch nahezu die kompletten Bewohner der Unterkunft: Waren es vorher vor allem junge Männer aus Afrika, sind nun ausschließlich Flüchtlinge vom Westbalkan eingezogen. Rund 250 sind schon da. „Vor allem die Frauen atmen auf“, sagte Nerb völlig offen von den Gesprächen an den Stammtischen. Die Angst vor den Fremden aus Afrika sei – obwohl kaum ein Zwischenfall dokumentiert ist – weitverbreitet gewesen. „Man sieht das jetzt eher positiv“, sagte der Rathauschef, dass nun Menschen mit vornehmlich weißer Hautfarbe vom Westbalkan das Bild prägen.

Was das große ehrenamtliche Engagement der Bürger in der Umgebung betrifft, wird sich wohl etwas ändern. „Also große Integration ist wohl nicht mehr möglich, wenn die nur vier bis sechs Wochen da sind. Sprachkurse sind wohl sinnlos. Da braucht es eher Betreuung für Freizeitaktivitäten“, sagte Wolfgang Scheuer, der Ingolstädter Sozialreferent. Auch er schaute sich die Einrichtung an, die sich zum Teil auf Ingolstädter Grund befindet.

„Wir stehen hinter der Entscheidung der Staatsregierung“, sagte Landrat Martin Wolf (CSU), der ebenfalls das Tempo des Ausbaus und den Start zum geplanten Termin am 1. September („Respekt“) lobte. Bei der Pressekonferenz mit der Sozialministerin Emilia Müller (CSU) kam schon die Frage auf, ob es mit den 500 Menschen in Oberstimm getan sei. Platz wäre noch in der Max-Immelmann-Kaserne. Der ursprüngliche Plan der Staatsregierung sah auch vor, die gesamte Zahl von 1500 Menschen in Oberstimm zu konzentrieren – wie es jetzt in Bamberg im zweiten bayerischen „Abschiebezentrum“ zum Beispiel gemacht wird. Doch Stadt und regionale Vertreter argumentierten erfolgreich dagegen. Zu der Immelmann-Kaserne wird es zwei Außenlager in Ingolstadt mit jeweils 500 Plätzen für Balkanflüchtlinge geben.

„Auf keinen Fall über die Köpfe der regionalen Partner hinweg“ würde die Staatsregierung die weitere Aufstockung in Oberstimm planen, versicherte Sozialministerin Müller. Die Zahlen seien „dramatisch“, sagte Martin Wolf. Der Landkreischef stellte klar: „Einen Ausbau müssten wir uns aber ganz genau überlegen. Ich bin sehr dafür, dass hier einmal anlaufen zu lassen“ – und sich die Wirkung anzusehen. Der Landkreis plant noch im Herbst eine Informationsveranstaltung für die Bürger zum neuen Lager. Im Stadtteil Zuchering hat die Stadt Ingolstadt übernächste Woche schon eine eigene geplant.