Ingolstadt
Neubau an alter Stelle

Stadtteiltreff im Augustinviertel soll bleiben, wo er ist Ärger um Raser in der Inge-Meysel-Straße

28.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Soll abgerissen werden: Der Stadtteiltreff Augustinviertel in der Feselenstraße. Nach neuen Planungen will die Stadt das Grundstück kaufen und an gleicher Stelle einen Neubau für den Treff erstellen. Im BZA Südost fanden die Pläne Anklang. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Die Überraschung war perfekt, als Jugendamtsleiter Maro Karmann im Bezirksausschuss Südost den neuesten Stand zum Stadtteiltreff Augustinviertel referierte. Der alte Treff in der Feselenstraße soll abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut werden. 2018 soll begonnen werden.

Viel ist in den vergangenen Monaten über den Stadtteiltreff diskutiert worden: Feselenbau, ehemaliges KIM-Hochhaus, eines der neu entstehenden Hochhäuser dahinter - Genaues wusste zuletzt niemand mehr. So war nicht verwunderlich, dass der Versammlungsraum bei der BZA-Sitzung bis zum letzten Platz gefüllt war. Neben jungen Leuten aus dem Augustinviertel waren es vor allem Anwohner der Inge-Meysel-Straße im Neubaugebiet am ehemaligen Pioniergelände, die sich engagiert an der Diskussion beteiligten. Sie schimpften zum Teil lautstark über die in dem verkehrsberuhigten Bereich herrschende "Raserei".

Doch die besorgten Eltern mussten erst mal Geduld aufbringen. Ihr Punkt kam viel später dran. Zuvor ging es um andere Themen, darunter eine nicht enden wollende Reihe von "Anliegen anwesender Bürger", jenem Punkt auf den Tagesordnungen im Südosten, der so manche Sitzung des Bezirksausschusses in die Länge zieht.

Zunächst ging es um den Stadtteiltreff. Der Standort Schule für den Neubau habe sich zerschlagen, betonte Jugendamtschef Karmann. "Weil der Feselenbau (ein Notquartier für FOS und BOS, Anm. d. Red.) noch steht." Der Abriss wäre zu teuer. Allein die Anschaffung der dann benötigten Container hätte 1,4 Millionen Euro gekostet. "Steuergelder unserer Bürger", wie Stadtrat Konrad Ettl meinte. Den Stadtteiltreff in der Weningstraße einzurichten, in einem der Neubauten neben dem früheren KIM-Hochhaus, wäre aufgrund der Randlage nur die zweitbeste Lösung gewesen. Die bessere: Die Stadt kauft das Grundstück des bisherigen Treffs, reißt das bestehende Gebäude ab und baut neu. Erste Gespräche mit dem Eigentümer, einer Fondsgesellschaft, habe die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft bereits geführt. Jetzt soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, die Ende August abgeschlossen sein soll. Im September sollen konkrete Verhandlungen folgen, mit dem Ziel, 2018 mit dem Bau zu beginnen und den neuen Treff 2019 fertigzustellen.

Die Zeit drängt. Denn nur, wenn der Bau bis 2018 beginnt, fließen die entsprechenden Zuschüsse aus dem Programm Soziale Stadt. Von der neuen Entwicklung überrascht war auch die BZA-Vorsitzende Christine Einödshofer. "Wir haben schon angefangen, anzuzweifeln, ob das überhaupt noch was wird." Dabei sei der Treff "ein ganz wichtiger Faktor für den Stadtteil". "Wichtig ist, dass sauber und gut geplant wird, damit was entsteht, was den Anforderungen entspricht." Während der Bauphase soll als Übergangslösung der Feselenbau dienen.

Der aktuelle Standort sei "wesentlich besser als der im oder hinter dem KIM-Hochhaus", meinte Achim Lang (SPD). Und zollte unter dem Applaus seiner BZA-Kollegen und Gästen auch den Betreibern Lob: "Die Damen machen hervorragende Arbeit."

Deutlich weniger Anerkennung gab es vom Publikum für die Straßenplanung in der Inge-Meysel-Straße im Neubaugebiet am früheren Pioniergelände. Die Parksituation sei "völlig chaotisch". Doch am schlimmsten sei: In der verkehrsberuhigten Zone "schießen die Autos mit 50 bis 60 Sachen durch". "Wir wohnen mehr an einer Hauptstraße als an einer verkehrsberuhigten Zone." Aber offenbar "muss erst ein Kind sterben, damit sich was ändert", schimpften Eltern.

"Das Thema schlägt massiv bei uns auf", sagte Ursula Rasche vom Stadtplanungsamt, die sich die Argumente der Eltern und die Kritik - auch an aufgestellten Betonbänken - genau anhörte. Es sei keine Spielstraße, sondern ein verkehrsberuhigter Bereich, erklärte BZA-Chefin Einödshofer. Das bedeute: Jeder müsse auf jeden Rücksicht nehmen, gefahren werden dürfe nur Schrittgeschwindigkeit. Durch die Straßenplanung, räumte sie ein, entstehe "der Eindruck einer normalen Straßensituation". Demnächst soll für ein paar Wochen ein Geschwindigkeitsmessgerät aufgestellt werden. "Dann haben wir konkrete Zahlen und können uns mit den Verantwortlichen zusammensetzen", betonte Einödshofer.