Ingolstadt
Napoleon vor den Toren

Ingolstadt rüstet sich für die Bayerische Landesausstellung 2015 im Neuen Schloss

25.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:11 Uhr

Geschichte, die lebendig ist: Im Schönen Saal des Neuen Schlosses stellten Stadt, Staat und Armeemuseum gestern das Programm der bayerischen Landesausstellung „Napoleon und Bayern“ vor - Foto: Stark

Ingolstadt (DK) Der Soldat legt an und drückt ab. „Zack, phh, bumm!“, ruft Marcus Junkelmann lautmalerisch, während der Soldat sein Gewehr wieder senkt. Es ist keine Munition drin. Der Soldat in einer Uniform des Regiments des Grafen von Preysing, das für Napoleon kämpfte, heißt Georg Schindlbeck, Heimatpfleger aus Schierling, dem Ort, in dem 1809 die Österreicher besiegt wurden – „von einer reinen Raupenhelm-Armee“, wie Junkelmann erklärt.

Junkelmann, das ist der Historiker, der seit Jahrzehnten vermittelt, wie lebendig Geschichte sein kann – ob er nun selbst ins Kettenhemd schlüpft oder einen Ortsheimatpfleger in eine Uniform steckt.

„Das Ziel ist, bayerische Geschichte so darzustellen, dass es Spaß macht“, sagte Natascha Zödi-Schmidt, Sprecherin des Hauses der Bayerischen Geschichte. 2015 wird Ingolstadt Ausrichter der Bayerischen Landesausstellung „Napoleon und Bayern“ sein. Gestern stellten Stadt, Staat und das Armeemuseum die Ausstellung im Neuen Schloss vor – und hatten dazu auch Junkelmann eingeladen.

„Die Geschichte von Napoleon und Bayern ist eine kriegerische“, sagte Projektleiterin Margot Hamm. „Aber auch eine der Menschen.“ Und so wird sich die Landesausstellung mit dem Namensgeber, der politischen Großwetterlage, der Entwicklung in Bayern und menschlichen Einzelschicksalen zwischen 1800 und 1815 widmen. Zu sehen sind Kriegstagebücher von Soldaten und Briefe ihrer Frauen, genauso wie Uniformen, Gemälde oder Waffen – sogar eine Totenmaske Napoleons wird ausgestellt. Dazu werden die Besucher umfangreich über die Zeit informiert, in Bild, Ton und Schrift.

Seit zwei Jahren arbeitet Hamm an der Ausstellung. 300 Objekte aus vielen europäischen Museen und Privathaushalten hat sie zusammengetragen. Gerade sei sie dabei, eine Karte Bayerns mit möglichst vielen Erinnerungsorten zusammenzustellen – „da sollen sich auch die Bürger einbringen“, sagte sie.

80 Objekte kommen allein aus dem Bestand des Armeemuseums, in dessen Räumen im Schloss die Ausstellung stattfinden wird. „Dinge, die noch nie oder schon lange nicht mehr gezeigt wurden“, erklärte Museumsdirektor Ansgar Reiß. Außerdem werde gerade das Museum für die Großveranstaltung hergerichtet. Im Keller werden Toiletten gebaut, in den zweiten Stock kommt eine neue Lichtanlage, zudem soll das Museum barrierefrei werden, mit Rampen und Aufzug – davon profitiere das Museum auf Dauer, sagte Reiß.

„Da wird die kulturelle Infrastruktur aufgemöbelt“, sagte Kulturminister Ludwig Spaenle. Die Landesausstellungen hätten sich längst zu „Hotspots der Geschichtsvermittlung“ entwickelt. Oberbürgermeister Christian Lösel erklärte, die Stadt wolle gemeinsam mit den Vereinen und Institutionen der Region ein umfangreiches Rahmenprogramm bieten – schließlich seien die Landesausstellungen „regelmäßige Besuchermagnete“. Geplant seien zusätzliche Ausstellungen, Konzerte mit Musik aus der napoleonischen Zeit, Vorträge in den Museen, Fachtagungen, Tanzvorführungen, Lesungen und mehr. Außerdem hätten Studenten der Katholischen Universität in Eichstätt einen interaktiven Stadtrundgang für Smartphones entwickelt.

Wahrscheinlich wird auch Soldat Schindlbeck zurückkehren, wenn die Ausstellung eröffnet ist – sie läuft vom 30. April bis zum 31. Oktober. „Aber vielleicht komme ich dann als Hauptmann wieder“, sagt er schmunzelnd.