Ingolstadt
Nachbeben erschüttert die FW

Bisheriger Fraktionschef Markus Reichhart macht den Weg für Peter Springl frei

14.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr

Enttäuschung nach der Wahl: Die FW-Führung, hier mit den ausscheidenden Stadträten Franz Götz (l.) und Peter Gietl (r.) sowie Sepp Mißlbeck, Markus Reichhart und Peter Springl (v.l.). Arch - foto: Rehberger

Ingolstadt (DK) Wie kommen die Freien Wähler aus der Krise nach der verlorenen Kommunalwahl? Darum haben gestern Abend die FW-Spitzengremien gerungen. Im Mittelpunkt standen nach den Querelen der vergangenen Woche interne Führungsfragen. Peter Springl soll Markus Reichhart als Fraktionschef beerben.

Stadtratsfraktion und erweiterter Vorstand diskutierten gestern hinter verschlossenen Türen darüber, wer am 2. Mai als Bürgermeister kandidieren, wer die schwer dezimierte Fraktion führen und künftig an der Spitze des Vereins stehen soll. Nach der Sitzung erklärte dann Fraktionsvorsitzender Markus Reichhart, er werde den Posten abgeben, und OB-Kandidat Peter Springl werde voraussichtlich sein Nachfolger. Auch den Kreisvorsitz werde er zur Verfügung stellen – alles Weitere solle erst heute Abend beschlossen werden.

Bereits seit Tagen hatte sich abgezeichnet, dass die Nachwehen der verlorenen Kommunalwahl (nur 10,8 statt 15,2 Prozent vor sechs Jahren) bei den Freien Wählern wesentlich schmerzhafter sind als gedacht. „Die Fraktion hat keinen Perspektive“, sagte ein Beobachter gestern zum DK. Mit der geschrumpften Stadtratsriege sei schon altersmäßig zukunftsgerichtetes Arbeiten nur schwer möglich.

Nach dem überzeugenden Votum der FW-Basis auf Gut Winkelacker für eine Fortsetzung der Koalition mit der CSU war allerdings zunächst erwartet worden, dass Reichhart weiterhin eine führende Rolle spielen dürfte.

Doch das ist wohl inzwischen überholt. Hinter den Kulissen entzündete sich vor einer Woche der FW-Streit vor allem daran, ob Bürgermeister Sepp Mißlbeck – wenn es denn zur Neuauflage der Koalition kommt – nach zwei oder drei Jahren freiwillig seinen Posten zugunsten eines Jüngeren aus den eigenen Reihen räumen würde. Der FW-Stimmenkönig wird demnächst 70 Jahre alt, soll aber keinerlei Zusagen für irgendwelche Deals gemacht haben. Der joviale Mißlbeck wäre demnach am Ende seiner regulären Amtszeit bereits 76.

Das scheint die Bereitschaft Reichharts auf Null gebracht zu haben, noch weiter vorne mitzumischen. „Es ist kein Problem für mich, einen Schritt zurückzutreten und in die zweite Reihe zu gehen“, sagte der ehemalige Landtagsabgeordnete.

Der künftige Oberbürgermeister Christian Lösel forderte indes gestern im Gespräch mit dem DK von seinen beiden möglichen Koalitionspartnern FW und Grüne „klare Aussagen der Stabilität für die nächsten sechs Jahre“ gefordert. Dies sei die Grundlage für eine „zügige und bürgerorientierte Politik zum Wohle Ingolstadts“.