Ingolstadt
Detailarbeit

Im Mordfall Anastasia prüft das Schwurgericht akribisch die Resultate der Spurensicherung

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Untersuchungen am Fundort der Leiche: Die Resultate sind in diesem Indizienprozess natürlich besonders wichtig. ‹ŒArch - foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Im Mordfall Anastasia arbeitet sich das Ingolstädter Schwurgericht Seite für Seite durch die sogenannte Spurenakte, in der alle Details der Spurensicherung nach dem Leichenfund in der Donau im vergangenen November festgehalten worden sind.

Da es kein Geständnis des angeklagten 25-jährigen Soldaten gibt (er bestreitet die Tat bekanntlich), muss die Strafkammer unter Vorsitz von Landgerichtsvizepräsident Jochen Bösl in der Beweisaufnahme jedes noch so kleine Detail prüfen und durch Befragungen der seinerzeit beteiligten Polizisten offiziell in die Hauptverhandlung einführen.

Am fünften Prozesstag ist am Freitag zum Beispiel der Einsatzleiter der Polizeitaucher gehört worden, die damals über mehrere Tage den Grund der Donau im Umfeld des mutmaßlichen Tatorts abgesucht hatten, um eine eventuell im Fluss entsorgte Tatwaffe zu finden. Wie mehrfach berichtet, war der 22-jährigen schwangeren Frau offenbar in Ufernähe auf noch nicht näher geklärte Weise eine für sich allein bereits tödliche Schädelverletzung zugefügt worden. Wohl unmittelbar danach war sie vom Täter ins Wasser geworfen worden, wo sie ertrank.

Die "Froschmänner" der Polizei fanden in einem Areal von ca. 45 Metern Uferstrecke und 25 bis 30 Meter in den Fluss hinein lediglich ein paar unverdächtige Gegenstände, die höchstwahrscheinlich schon länger auf dem Grund gelegen hatten. Jedenfalls war nichts dabei, was eine so schwere Schlagverletzung verursacht haben könnte - es sei denn, ein Stein wäre das Tatwerkzeug gewesen. Davon gibt es im Fluss natürlich etliche.

Eine Kriminalbeamtin beschrieb vor den Richtern, wie das aufgeräumt wirkende Zimmer der getöteten jungen Frau inspiziert worden war - ohne Auffälligkeiten. Der Leiter des Spurensicherungstrupps schilderte die Nachforschungen im Umfeld des beschuldigten jungen Mannes. So war dessen Pkw umfassend (insbesondere auf Blut- und DNA-Spuren) untersucht worden. Das DNA-Gutachten soll offenbar an einem der folgenden Prozesstage, vermutlich schon Anfang nächster Woche, vor Gericht erörtert werden. Auch die Stube und den Spind des Soldaten in der Ingolstädter Pionierkaserne waren unter die Lupe genommen worden, ohne dass den Kripoleuten ein besonderer Anhaltspunkt unterkam, der mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht werden könnte.

Der Beschuldigte war nach seiner Festnahme (noch am Tag des Leichenfundes) einem Arzt vorgeführt worden, der bei einer Untersuchung keinerlei Auffälligkeiten oder Ausfallerscheinungen festgestellt hatte. Eine Blutprobe hatte keine Spuren von Alkohol oder Rauschmitteln gezeigt. Allerdings wurde auch eine Haarprobe genommen, um eventuellen früheren Drogenkonsum nachweisen zu können. Ein entsprechendes Gutachten dürfte noch später im Prozess erörtert werden.

Befragungen bei den Nachbarn der ermordeten jungen Frau hatten ergeben, dass einige in den Wochen zuvor sehr wohl von ihr erfahren hatten, dass der Vater ihres ungeborenen Kindes - zuletzt war sie im siebten Monat schwanger gewesen - bei der Bundeswehr sei. Sie habe aber mit ihm "Stress gehabt", soll Anastasia einer Nachbarin anvertraut haben. Bei den gerichtsmedizinischen Untersuchungen hatte sich allerdings später herausgestellt, dass der jetzige Angeklagte nicht der Vater des Kindes sein kann. Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt.