Ingolstadt
Mobilitätshelfer hinterlassen Lücken

Ins neue Programm für Langzeitarbeitslose können sie vorerst nicht

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Fleißige Helfer: Ehrenamtliche Mitarbeiter verteilen bei der Tafel in der Proviantstraße die Lebensmittel. Auch Mobilitätshelfer waren hier im Einsatz. Sie hatten beispielsweise den Begleitservice übernommen. Ihr Fehlen macht sich jetzt bemerkbar. Arch - foto: Rössle

Ingolstadt (DK) 2258 Menschen haben für den Erhalt der Ingolstädter Mobilitätshelfer unterschrieben. Seit 6. Februar warten die Initiatoren der Petition auf einen Termin bei OB Christian Lösel, um die Listen zu übergeben. Trotz eines neuen Programms für Langzeitarbeitslose fehlen die Mobilitätshelfer in Ingolstadt an manchen Stellen.

 

„Was die CSU in München bewegt, schafft die CSU in Ingolstadt nicht“, bedauert SPD-Stadtrat Thomas Thöne. Dort startet nämlich im Juli ein Bürgerhelferprojekt, das Stadt und MVG finanzieren (siehe unten). Allerdings, gibt CSU-Stadträtin Patricia Klein in der vergangenen Stadtratssitzung zu bedenken, habe München auch zehnmal so viele Einwohner wie Ingolstadt, und es würden sich in München sehr weite Wege ergeben, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden müssten. „Auch anders ist: Wir haben hier in Ingolstadt ein sehr engmaschiges Netz an Ehrenamtlichen, die den Bedarf an Mobilitätshilfe auffangen können.“

Thöne hatte die Unterschriftenaktion über eine Online-Petition gestartet. „Das Ergebnis ist ein deutliches Signal“, sagt er. Thöne versteht nicht, wieso der politische Wille für das Projekt fehlt, „uns geht es doch wirtschaftlich gut“, und in dem Projekt gehe es um Menschen, die nicht im Scheinwerferlicht der Gesellschaft stünden, und die Hilfe bräuchten.

Wie bei der Tafel, beispielsweise, wo die Mobilitätshelfer im Einsatz waren und Menschen, die selbst nicht zur Ausgabe gehen können, die Lebensmittel brachten. „Wir wissen noch nicht, wie wir das ausgleichen“, bestätigt Ingolstadts Tafel-Vorsitzende Brigitte Fuchs. Doch sie sagt auch: „Wenn jemand so allein oder krank ist, dass er das Haus nicht verlassen kann, ist die Tafel nicht der richtige Ansprechpartner und es gibt einen anderen Weg.“ Konkret geht es um 17 Tafelkunden, die gehunfähig oder sehr alt sind und denen die Mobilitätshelfer jeden Dienstag Lebensmittel gebracht hätten. „Wir vermissen sie sehr, ich habe versucht, über die Nachbarschaftshilfe etwas zu bewegen, aber die 17 Menschen sind über das ganze Stadtgebiet verteilt, und ich habe bisher nur zwei oder drei über Nachbarschaftshilfe abdecken können – der Rest ist nicht mehr versorgt“, sagt Petra Willner, stellvertretende Tafel-Vorsitzende. Eine Lösung sei nicht in Sicht, schließlich bräuchte man jemanden, der den Personen das ganze Jahr über die Lebensmittel bringe. Da sei zum Beispiel ein Ehepaar: die Frau im Rollstuhl, der Mann fast blind.

Dass die Stadt Langzeitarbeitslosen nun mit einem neuen Programm helfen will (siehe Artikel unten), findet Thomas Thöne gut. Trotzdem: „Der Ansatz war, die Mobilitätshelfer in regulären Arbeitsverfahren anzustellen“, erklärt er. So hätten sie auch die Förderungsmöglichkeiten im ersten Arbeitsmarkt bekommen. Das neue Programm für Langzeitarbeitslose ist für die ehemaligen Mobilitätshelfer frühestens ab 2017 interessant, es werden Arbeitslose unterstützt, die seit mindestens zwei Jahren ohne Beschäftigung sind, doch „die Mobilitätshelfer waren ja bis Ende Dezember in der Bürgerarbeit beschäftigt“, erklärt Isfried Fischer, Leiter des Ingolstädter Jobcenters.

Doch, wie Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Kleine im Stadtrat anfügt: „Es läuft ein Prüfungsantrag, ob in dem Arbeitsmarktprogramm nicht auch Mobilitätshilfe angeboten werden kann.“