Ingolstadt
Mit einer Idee die Welt verändern

Visionen fürs Leben und das digitale Netz: 100 Teilnehmer bei der ersten TEDx-Konferenz in Ingolstadt

13.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:49 Uhr

Umjubelt: Die Redner und Organisatoren wurden von den Teilnehmern der TEDx-Konferenz begeistert gefeiert, als sie gemeinsam die Bühne im Kolpinghaus betraten - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Es war im engeren Sinn ein Ausflug in die Welt der digitalen Philosophie, was die rund 100 Besucher am Samstag im Spiegelsaal des Kolpinghauses erwartete. Dort fand erstmals eine TEDx-Konferenz (Technology, Entertainment, Design) in der Region statt.

Eine Art Ideen-Austauschprogramm für helle Köpfe. Die Besetzung und das Publikum hatten internationalen Rang. Auf den Sitzplätzen: Zuhörer aus Indien, Venezuela und anderen Ländern. Auf der Bühne: Bestens vernetzte Kosmopoliten und Jungunternehmer, unter anderem aus Großbritannien und Österreich, während der Woche zuhause auf den Flughäfen der Welt oder im eigenen fiktionalen Staat.

So wie der Tscheche Vit Jedlicka, Präsident der Freien Republik Liberland, ein den liberalen Gedanken hoch haltendes Niemandsland und selbsternanntes Steuerparadies, verortet zwischen Kroatien und Serbien. Jedlicka war der Konferenz zwar nur per Internet-Kommunikationsdienst Skype aus der Türkei zugeschaltet und erläuterte dem Auditorium so seine Gedanken zu einer freiheitlichen und innovativen Welt, die Extremismus ablehnt und Subventionen aus Steuergeldern als unmoralisch ansieht. Wie jeder der insgesamt neun Redner hatte er dafür 18 Minuten Zeit.

Persönlich im Spiegelsaal anwesend war dagegen Ibrahim Evsan, Blogger, Autor, Unternehmer und Experte für soziale Medien. Er stellte seinen Sechs-Punkte-Plan zum Thema Social Media und Emotional Web vor, eine Art Betriebsanleitung also für persönliche und berufliche Anerkennung unter der richtigen Verwendung moderner Kommunikationsnetze. Eine seiner Kernmitteilungen an das Publikum: Jedes Posting im sozialen Netzwerk sollte einen Wert besitzen. Am Ende des Tages stehe die Botschaftsfindung, ihr Überbringer sei der Wertebotschafter. Denn die klassischen Vermittler von Werten – er nannte als Beispiele die Kirche, Familie und Politik – kommen in einer digitalisierten Welt immer mehr abhanden und verlieren Einfluss, so Evsan. Seine Prognose: In fünf Jahren wisse das Netz mehr über seine Nutzer als sie selbst, da es uns zunehmend kategorisiere. Der eigene Erfolg in den sozialen Netzwerken, so Evsan weiter, hänge vor allem von vier Eigenschaften ab: Wissen, Wollen, Wagen und Schweigen. Mit anderen Worten: Wer im Netz erfolgreich unterwegs sein will, der muss davon auch vollkommen überzeugt sein, sich selbst entwickeln, sich von unnötigen Gedanken lösen sowie mit Sympathie den Geist befreien. Nicht immer eine leichte Aufgabe, weiß Evsan: „Der Gedanke, ich bin nicht gut genug, will nicht einfach so gelöscht werden.“

Unter den Teilnehmern war Tobias Wagner, Student an der TH Ingolstadt. „Ich bin der Gründerszene sehr aufgeschlossen und froh, dass es TEDx jetzt in Ingolstadt gibt“, sagt er über das Non-Profit-Meeting, das den großen TED-Konferenzen entlehnt ist. „Man wird inspiriert und zu neuen Gedankengängen angeregt.“ So wie beim Vortrag über das digitale Zahlungssystem Bitcoin oder über eine minimalistische Lebensweise. „Hier geht es darum, sich materiell zu reduzieren, um offen zu sein für Neues“, sagt er. „Für mich war es ein Muss, dabei zu sein, weil mir TEDx schon bekannt ist“, sagt Danir Bouchekir aus Neumarkt. Der 25-Jährige ist selbstständiger Berater in der Social-Media-Branche. Ihm imponieren die Visionäre auf der Bühne. „Sie versuchen, mit einer Idee alles zu verändern. Das ist traumhaft.“

David Neuhaus, der die Veranstaltung zusammen mit Andreas Schlagbauer, Christian Ehl und Rainer Weber nach Ingolstadt geholt hat und selbst ein Startup-Unternehmen führt, blickt zur Halbzeit in lauter glückliche Gesichter, wie er feststellt. „Ich denke, wir haben viele Denkanstöße mitgegeben“, lautet sein erstes Fazit. Ob es eine Fortsetzung gebe, hänge nun vom Feedback der Teilnehmer ab. Er persönlich ließ sich von Redner Florian Hoffmann inspirieren. Dessen Botschaft: Die Idee macht nur fünf Prozent des Ganzen aus. Das Entscheidende auf dem Weg zum Erfolg sei der Aktionsprozess. Dazu sei – neben dem richtigen Team – auch die „höhere Vision“ unentbehrlich. „Dann ist alles machbar“, sagt Neuhaus.