Ingolstadt
Mit dem Fahrrad nach Marokko

Alexander Treittinger schaffte es in 36 Tagen von Ingolstadt nach Nordafrika Tour nach Moskau geplant

25.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Auf seiner Reise nach Marokko hat Alexander Treittinger (Mitte) viele Radreisende getroffen. So wie diese beiden Spanier, zu denen er immer noch Kontakt hat. - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Üblicherweise reisen Menschen, die das Fernweh packt, mit dem Flugzeug in exotische Regionen. Nicht so Alexander Treittinger. Der 20-Jährige hat zwar schon rund 15 Länder besucht, in Afrika war er jedoch noch nie. Also schwang er sich Ende Mai auf sein Trekking-Rad und strampelte los.

Innerhalb von 36 Tagen führte ihn die Fahrt über die Schweiz und die Küsten von Frankreich und Spanien bis nach Marokko, dem Ziel der Reise. Heute ist er stolz, alles aus eigener Kraft geschafft zu haben, auch wenn sich die Rückkehr komfortabler gestaltete. "Meinen Flug hatte ich schon vor der Abreise gebucht", sagt Treittinger. Bis er die Maschine nach Hause in Nador im nordöstlichen Marokko jedoch bestieg, hatte er 2200 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt, sich Sonnenbrände geholt, sieben Reifenpannen überstanden, die Nächte in Jugendherbergen und auch mal unfreiwillig im Zelt auf einem unbequemen Felsgelände verbracht. Die größte Angst stand er dabei nicht aus, weil er sich vor Überfällen fürchtete, sondern davor, unangenehme Bekanntschaft mit Schlangen und Spinnen zu machen, die ihm sein Internet-Reiseführer präsentierte, nachdem er den ihm unbekannten Standort am felsigen Straßenrand bei Valencia nachgeschlagen hatte. "Die schlimmste Nacht" hätte er dort ausgestanden, räumt er ein. "Dabei habe ich mich auf eine sternenklare Nacht ohne Lichtverschmutzung gefreut." Vor Bissen blieb er aber verschont. Vor der größten Herausforderung sah er sich, als es in den Pyrenäen galt, 300 Höhenmeter zu überwinden. "Ich hatte zuerst Angst, dann aber stellte sich heraus, dass das ein Witz ist", kommentiert er heute die Bergfahrt lapidar. Er schaffte die Steigung in nur einer Stunde.

Fremde Länder entdecken, andere Menschen sehen, frei seine Entscheidungen treffen und nebenbei die spanische Sprache verbessern - das waren die Hauptgründe, die den jungen Mann dazu veranlasst haben, auf eigene Faust los zu radeln und die Freundin gut fünf Wochen alleine zu lassen. "Man kann selbst bestimmen, ob man ins Meer springt oder weiterfährt", erklärt Treittinger. Und das gehe am besten, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs sei. Zwar habe ihn am Anfang ein Freund begleitet, doch der sei am Bodensee wieder umgekehrt. "Ich nutze das langsame Reisen, um mehr von den Ländern zu sehen", sagt er. "Man trifft auch mehr Leute, wenn man alleine reist, weil man einfach offener dafür ist." Außerdem sei es für ihn eine günstige und umweltschonende Möglichkeit, die Welt zu erkunden.

Nicht nur Treittinger scheint so zu denken. "Ich war überrascht, so viele Radreisende zu treffen", stellt er fest. Erst im dünn besiedelten Süden von Spanien, bevor er mit der Fähre nach Afrika übersetzte, sei es einsamer geworden. Doch auch die stillen Momente wusste er gut zu nutzen. So meldete er sich regelmäßig telefonisch bei seiner Familie. Für seine Freundin hatte er sich dagegen etwas Besonderes ausgedacht. "Ich schrieb ihr jeden Tag eine Postkarte", erzählt er. Die Karten, die er aus Großstädten wie Bern, Montpellier oder Barcelona losgeschickte, hätten sie auch längst erreicht. "Es sind aber noch nicht alle angekommen", lacht er. Eine weitere Radtour nach Moskau ist bereits geplant. Dort lebt derzeit ein Freund. Wann es losgeht, steht aber noch nicht fest. Jetzt folgt erst mal das Studium.