Ingolstadt
Mit dem Bulldog in Richtung Revolution

Rund 100 Menschen demonstrieren beim Global Marijuana March für die Legalisierung von Cannabis

06.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Für die Legalisierung von Cannabis haben in Ingolstadt am vergangenen Donnerstag rund 100 meist junge Menschen demonstriert. - Foto: Russ

Ingolstadt (DK) Vor allem junge Menschen zogen am vergangenen Donnerstag protestierend durch die Innenstadt. Sie demonstrierten für die Legalisierung von Cannabis.

Am Rande des Areals steht ein Polizist neben einem Einsatzbus. In der Hand hält er eine Fahnenstange, eine Kollegin macht ein Foto. Einige Meter weiter stehen rund 100 Leute grummelnd um den Ludwigsbrunnen und beobachten die Szene. Immer wieder klatschen sie, schreien, rufen laut "Buh". Es geht um die Länge des Stabs. Ein Meter fünfzig sind erlaubt - zwei Meter lang ist das fragliche Objekt. Am Mikrofon sagt einer: "Das ist das erste Mal, dass die Länge der Fahnenstangen gemessen wird."

Der Mann am Mikrofon ist Vaclav Wenzel Cerveny, Vorsitzender des Bayerischen Cannabis Verbands. Dass die Polizei die Länge der Fahnenstangen misst, hält er für "reine Schikane". Vor allem ärgert ihn, dass die Polizei erst nach dem Demonstrationszug aktiv wird. Polizei-Einsatzleiter Werner Semmler sieht das anders: "Wir haben das während der Veranstaltung bemerkt. Es gibt halt Spielregeln, an die muss man sich halten."

Redner steigen auf einen roten Traktor, der als Bühne dient. Sie ergreifen das Wort für die Legalisierung von Cannabis. Anlass ist der Global Marijuana March. Der findet dieser Tage in ganz Deutschland statt und wird zum zweiten Mal auch in Ingolstadt begangen. Hier führt der Marsch durch die Fußgängerzone, um das Münster herum bis zurück auf den Paradeplatz. Der Traktor führt den Tross an. Aus den Boxen einer Anlage dröhnt "Talkin' about a Revolution" von Tracy Chapman. Kinder steigen auf die Bänke in der Innenstadt und machen Fotos - die Demonstranten rufen: "Leute, lasst das Glotzen sein, steigt halt in die Demo ein."

Organisator des Protestmarsches ist der Cannabis Social Club Ingolstadt. Dessen dritter Vorsitzender, Johann Plank, braucht Cannabis aus medizinischen Gründen, wie er erklärt. Es ist das einzige Medikament, das gegen seine Krankheit hilft, sagt er. "Ich habe die Schulmedizin durch, über 20 Operationen und alle Psychopharmaka. Dann hat mir der Arzt vorgeschlagen, es mit Cannabis zu versuchen", erzählt der 54-Jährige. Er ist Diabetiker, hat Hepatitis C und chronische Schmerzen. Seit einem Jahr hat er die Sondererlaubnis für den Konsum von Cannabis. Doch die Kosten übernimmt die Krankenkasse nicht. Das Gramm kostet 14,50 Euro. Plank braucht 120 Gramm im Monat. "Ein Jahr und diese Medizin hat uns in den Ruin gebracht", sagt er. Ohne die rechtlichen Hürden könnte Cannabis für alle billiger zur Verfügung stehen.