Ingolstadt
Mit "Merci" in die Nacht

Musikkorps der Bundeswehr begeistert mit Konzert zugunsten der "Vorweihnacht der guten Herzen"

25.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr
Sinfonische Blasmusik auf höchstem Niveau: Das gut 60-köpfige Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg bei Bonn setzte mit seinem Abend im Festsaal des Stadttheaters die lange Tradition der Wohltätigkeitskonzerte zugunsten der »Vorweihnacht der guten Herzen« und der Lebenshilfe fort. −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Militärmärsche, eine Opernouvertüre klassischer Tanz und Suite, Filmmusik und eine Hommage an Udo Jürgens: Mit einem Programm, das keine Wünsche offenließ, brillierte das Musikkorps der Bundeswehr am Dienstagabend im Festsaal des Stadttheaters bei seinem Benefizkonzert.

„Des Großen Kurfürsten Reitermarsch“ bildete den fulminanten Auftakt des hochkarätigen 43. Wohltätigkeitskonzerts eines Bundeswehrmusikkorps zugunsten der DK-Aktion „Vorweihnacht der guten Herzen“, die damit die Lebenshilfe in der Region unterstützt. Das Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg bot den Besuchern sinfonische Blasmusik auf allerhöchstem Niveau. Versiert geleitet von Oberstleutnant Christoph Scheibling, der den Taktstock ebenso geschmeidig wie präzise zu schwingen verstand und zudem ausgesprochen informativ moderierte.

Das ungemein vielfältige Programm war an Höhepunkten reich, herausragend eigentlich jedes Werk auf seine Art. Die wohl größte Herausforderung für die Musiker dürfte die Ouvertüre der – leider gefloppten – Oper „Römischer Karneval“ von Hector Berlioz gewesen sein. Ein Werk, das Turbulenzen und Verwicklungen des Karnevals ebenso leidenschaftlich darbietet wie italienische Romantik und im Gegensatz zur Oper „ein Volltreffer wurde – bis heute“, wie Scheibling ankündigte. Einen Volltreffer lieferte auch das Blasorchester ab, das schlicht vergessen machte, dass der anspruchsvolle „Römische Karneval“ eigentlich ursprünglich für ein klassisches Sinfonieorchester geschrieben worden war. Wer die Augen schloss, vermisste nichts, konnte sich sogar einbilden, Geigen zu hören, so wunderbar gelang es der hohen Fraktion der Flöten, Oboen und Klarinetten die Streicher zu ersetzen, die allein mit dem Kontrabass vertreten waren.

Wie der Komponist Arturo Marquez sein Herz für kubanische und mexikanische Volksmusik entdeckte, so ging es auch den Konzertbesuchern, als der berühmteste der Marquez'schen Tänze erklang, der Danzón No. 2. Ein Ohrenschmaus war auch Gustav Holsts „First Suite“, deren drei Sätze nicht unterschiedlicher sein könnten. Beginnend mit dem Herzstück, der Chaconne, deren acht Takte sich stetig entwickeln, „von klein zu groß“, von „leise zu laut“ und von „dunkel zu hell“, wobei Scheibling hier Parallelen zum Flüchtlingsstrom zog. Zärtlich-verspielte Melodienbögen verliehen die Holzbläser dem zweiten Satz, den der Moderator als das weibliche Element charakterisierte, dem noch ein klassischer Marsch folgte.

Weil solch furios dargebotene sinfonische Blasmusik ohnehin nicht zu toppen ist, verlegte sich der monumentale Klangkörper nach der Pause auf modernere Klänge. Ein Filmmusik-Medley aus Michael-Giacchino-Melodien erweckte Bilder vor den geistigen Augen der Zuhörer. Grandios das Solo von Hauptfeldwebel Tim Schmitz, der mit seinem Altsaxophon Phil Collins’ Stimme in „Against all Odds“ ernsthafte Konkurrenz machte. Zum Mitsingen animierte dann das Udo-Jürgens-Medley „Merci“ am Ende des offiziellen Teils. Dank kräftiger Ovationen erklangen dann noch der Bayerische Defiliermarsch und schließlich die Bayern- und die Nationalhymne.

Das war Musik, die zu Herzen geht, wie stellvertretender Kommandeur Oberst Jörg Busch dem Konzert, das Stadt und die Pioniere des Ausbildungszentrums gemeinsam veranstalten, vorausgeschickt hatte. Was wichtig sei – auch oder gerade in Zeiten, in denen die Welt nicht stabiler oder friedvoller geworden sei.