Ingolstadt
Mit Liebe zum Detail

Ehemaliges Stadtbauernhaus im Unteren Graben wurde für über eine Millionen Euro restauriert

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

 

Ingolstadt (DK) „Es ist ein wunderbares Objekt.“ Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle gerät ins Schwärmen, wenn sie über die Sanierung des ehemaligen Stadtbauernhauses im Unteren Graben 10 spricht. Stadt und Eigentümer stellten das für 1,1 Millionen Euro restaurierte Anwesen gestern den Medien vor.

Das Beispiel zeige die „Früchte der städtebaulichen Sanierung in der Altstadt“, betonte Preßlein-Lehle. Bis 2008 wohnte eine ältere Frau in dem Anwesen gegenüber der Wunderlkasematte – ohne Heizung und sanitäre Ausstattung. Die damalige Eigentümerin, die das Baudenkmal von ihren Eltern geerbt hatte, lebt in Bonn. Nachdem die Seniorin ausgezogen war, entschied sich die Eigentümerin, das Gebäude zu veräußern. Die neuen Besitzer Ute und Lorenz Gruber haben das historisch wertvolle Ensemble „mit viel Liebe und Feingefühl, Idealismus und eigener Tatkraft“ erhalten und „den heutigen Wohnzwecken entsprechend“ angepasst. Dies sei – vor allem im Hinblick auf den Denkmalschutz – nicht immer einfach gewesen, jedoch „sehr gut gelungen“, lobte die Stadtbaurätin.

Das Wohnhaus mit direkt angrenzendem Stadelgebäude bietet nun Platz für vier Wohneinheiten: In dem 140 Quadratmeter Wohnfläche umfassenden Altbau und dem zu einer offenen Wohneinheit umgebauten, 125 Quadratmeter Wohnfläche umfassenden Stadel werden zwei Töchter der Grubers einziehen. Zwei weitere Appartements mit 50 und 55 Quadratmetern Wohnfläche werden vermietet.

Die historischen Wurzeln des ehemaligen Stadtbauernhauses gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Im Rahmen bauhistorischer Untersuchungen konnten drei Bauphasen nachgewiesen werden: 1728, 1845 und 1900. Mitte des 19. Jahrhunderts reichte der „bürgerliche Zimmermann Breitmoser“ einen Plan ein, der weitgehend mit dem heutigen Bestand übereinstimmt. 1898 befand sich das knapp 500 Quadratmeter umfassende Anwesen im Eigentum der Eisenhandlung Kuhn und Halberstadt.

Auf Anregung der Stadt hatte die frühere Besitzerin aus Bonn Ende 2008 ein sogenanntes Instandsetzungskonzept in Auftrag gegeben. Es beinhaltete neben der statischen und bauhistorischen Untersuchung des Gebäudebestandes eine Grobplanung und Kostenschätzung, auf deren Basis mit verschiedenen Kaufinteressenten Beratungsgespräche geführt wurden. Ende 2009 wurde in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege die Baugenehmigung für die Instandsetzung des Baudenkmals erteilt. 2010 bekamen Ute und Lorenz Gruber für den Kauf den Zuschlag. Die Planung wurde überarbeitet, Ende 2012 mit den baulichen Maßnahmen begonnen. Nach nur 18-monatiger Umbauzeit sind die Arbeiten demnächst abgeschlossen. Dass die Sanierung laut Architekt Andreas Josef Mühlbauer „rekordverdächtig“ schnell ging, habe man dem milden Winter zu verdanken.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das frühere Stadtbauernhaus bietet nun exklusiven Wohnraum. Allzu groß sollten die Bewohner angesichts der niedrigen Zimmerhöhen allerdings nicht sein. Die Sanierung ist mit 1,1 Millionen Euro veranschlagt – den Kaufpreis nicht mitgerechnet. Gruber, der eine Schlosserei und Sanitärbetrieb hat, hat vieles selbst gemacht – unter anderem eine 4,5 Tonnen schwere Stahltreppe, die sich als modernes Element hervorragend in das Ensemble einfügt. Die Baumaßnahme wurde aus Mitteln von Städtebauförderung und Entschädigungsfonds, der Bayerischen Landesstiftung und dem Bezirk Oberbayern gefördert.