Ingolstadt
Migrationsrat auf gutem Weg

Im Juli 2014 sind wieder Wahlen – Kandidaten werden noch gesucht

07.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:35 Uhr

Der Tag der offenen Moschee (hier an der Manisastraße) stößt in Ingolstadt auf großes Interesse. Wie aber sieht es mit der Integration aus? Das soll jetzt ein Bericht klären - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Nächstes Jahr im März wählen die Ingolstädter einen neuen Stadtrat und Oberbürgermeister. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet. Deutlich weniger Aufmerksamkeit erregt wahrscheinlich die Migrationsratswahl im Juli 2014: Rund 15 000 ausländische Bürger – knapp zwölf Prozent der Ingolstädter Bevölkerung – sind dann aufgerufen, ihre Vertreter für die nächsten sechs Jahre zu bestimmen.

Die genauen Termine wurden jetzt im Migrationsrat bekannt gegeben: Bis 2. Juni können Wahlvorschläge abgegeben werden.

Vielen Ingolstädtern dürfte nicht ganz klar sein, was der Migrationsrat überhaupt macht. Früher, als er noch Ausländerbeirat hieß, stand dieses Gremium als pure Alibiveranstaltung in der Kritik. Vonseiten der ausländischen Mitglieder kamen kaum Anregungen, politische Diskussionen fanden so gut wie nicht statt. Das hat sich inzwischen geändert. So debattierten die Migrationsräte voriges Jahr sehr angeregt über die Einführung eines Kommunalwahlrechts für Drittstaatenangehörige wie Türken. Eine zunächst geplante Resolution kam zwar nicht zustande, jedoch gründete sich eine Arbeitsgruppe, die das Thema vorantreibt. Der Migrationsrat darf nämlich nur beraten und empfehlen, aber nicht entscheiden.

Diese Arbeitsgruppe für politisches Engagement soll im Vorfeld der Wahl auch potenzielle neue Mitglieder für den Migrationsrat werben. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Frage, welche Aufgaben dieses Gremium verfolgt. Migrationsrätin Monika Müller-Braun formuliert es so: „Es soll nicht um Einzelinteressen von Vereinen oder Gruppen gehen, sondern darum, wie das Miteinander in Ingolstadt gestaltet werden kann.“ Integration ist da ein wichtiges Schlagwort.

Was in Ingolstadt in diesem Sinne schon alles erreicht wurde, soll heuer in einem Integrationsbericht zusammengefasst werden. Als Vorbild dienen die Städte München oder Stuttgart, die diese Arbeit schon geleistet haben. Als wissenschaftliche Begleiterin hat die Stadt die Expertin Prof. Sonja Haug von der Hochschule Regensburg gewonnen, die aktuell einen Integrationsbericht für Regensburg erstellt.

Damit nicht genug: Ingolstadt hat als einzige bayerische Stadt den Zuschlag für das bundesweite Projekt „Muslimische Gemeinden als kommunale Akteure“ erhalten, das vom Goethe-Institut und der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt wird und in Kürze startet. Ziel ist, Mitgliedern der muslimischen Gemeinden Wissen zu vermitteln und sie als Ansprechpartner für soziale und kommunale Fragen zu gewinnen.

Darüber hinaus bemüht sich Integrationsbeauftragter Christian Lösel darum, den christlich-islamischen Dialog in Ingolstadt auf eine breitere Basis zu stellen. Künftig sollen je fünf Vertreter der christlichen und muslimischen Gemeinden an den Gesprächen teilnehmen. Grünen-Stadträtin Barbara Leininger kritisierte, dass keine einzige Frau dabei sei. Das soll sich bei der nächsten Neubesetzung ändern, beschlossen die Migrationsräte einstimmig.

Und noch ein Thema steht auf der Agenda des Migrationsrats: die Willkommens- und Integrationskultur in Ingolstadt. Darüber soll auf Lösels Anregung hin am 18. Dezember am internationalen Tag der Migranten diskutiert werden.

Monika Müller-Braun sieht den Migrationsrat auf einem guten Weg: „Im Vergleich zum Ausländerbeirat von damals hat sich Entscheidendes getan.“