Ingolstadt
Mehr als nur Ausstieg aus Atomkraft

Arbeitskreis diskutierte bei Landesversammlung in Ingolstadt Wege und Ziele der Energiewende

01.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Ungebliebte Stromtrassen: Aber wie geht es weiter mit der Energiewende? Diese Frage diskutierten die Mitglieder des Arbeitskreises Energiewende der CSU bei ihrer Landesversammlung im Audi-Konferenzcenter in Ingolstadt - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) „Die Energiewende muss sicher, nachhaltig, bezahlbar – für Private und Unternehmen –, exportierbar und gewollt sein“. Gerade der letzte Punkt ist aber mittlerweile das größte Problem.

Dies machte Michael Klein, Generalsekretär der acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften München, am Samstag bei der Landesversammlung des Arbeitskreises Energiewende (AKE) der CSU in Ingolstadt deutlich. Doch: „Wer A sagt, muss auch B sagen“, so Klein, der dies am Beispiel der Handys festmachte. Wer Handys und einen guten Empfang wolle, der müsse auch mit Funkmasten leben können. Die Realität sei aber, dass man bei Demonstrationen „nur Plakate gegen alles, aber nicht für etwas“ sehe.

Wenn es um die Energiewende gehe, sei man in Deutschland geopolitisch wieder „beim Flickenteppich des Heiligen Römischen Reiches“, sagte Klein. Jeder wolle nur seinen eigenen Vorteil. Man müsse sich aber im Klaren sein, dass es immer Verlierer gebe. Die müssten eben entsprechend dafür entschädigt werden. Daneben sei eine klare Zieldefinition mit Priorisierungsliste nötig, an die sich zudem alle halten müssten. Denn „wir verwechseln oft Ziele und Wege“ bei der Energiewende. Energiesparen sei beispielsweise kein Ziel, sondern ein Weg dorthin.

Klein warnte davor, einen „ideologischen Kampf gegen andere Energieträger“ zu führen, was auch Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, in seinem Vortrag über „Die Energiewende in Bayern“ aufgriff. Er habe kein Verständnis, wenn Menschen für die Windenergie einträten, aber gleichzeitig gegen Wasserkraftanlagen seien. „Wir wehren uns gegen die Verteufelung der Wasserkraft“, so Pschierer.

Für den Staatssekretär ist die Energiewende nicht mit dem Ausstieg aus der Atomkraft erledigt. „Sie ist mehr und langwierig.“ Die Herausforderung sei besonders groß gerade für den Freistaat mit mehreren (verschwindenden) Kernkraftwerksstandorten sowie einem steigenden Energieverbrauch aufgrund wachsender Bevölkerungszahlen und viel Industrie. „Aber wir können und wollen nicht nur vom Dienstleistungssektor alleine leben“, ergriff Pschierer Partei für die Industrie. Neben erneuerbaren Energien brauche Bayern auch weiterhin konventionelle Kraftwerke nach der Devise „Gas vor Kohle“, wenn eine „KDF“-Wetterlage ohne Sonne und Wind vorherrsche, eine „kalte, dunkle Flaute“.

In Bezug auf die Stromtrassendiskussion wollte Pschierer noch nicht sagen, ob, und wenn ja, wie viele Trassen kommen werden. „Diese Frage wird am Schluss beantwortet“, wenn alle Kapazitäten ausgelotet seien. Zwei Trassen seien das Maximum. Aber „das X könnte auch für 0 oder 1 stehen“. Denn mit dem bestehenden Stromnetz, mit Biogas und Wasserkraft seien schon viele Kommunen zu versorgen. Sicher sei, dass man möglichst viel Wertschöpfung in Bayern halten wolle und der Freistaat „kein Transitland für Strom“ werden solle.

Sollte sich freilich am Ende herausstellen, dass eine neue Trasse nötig sei, dann müsse man über eine Optimierung der Trassenführung etwa durch Erdverkabelung diskutieren.