Ingolstadt
Mehr als ein "begehbares Buch"

Zweite Ausstellung über die Gebirgstruppen im Reduit Tilly eröffnet

17.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:07 Uhr

Ingolstadt (DK) Zuerst gab's Reden, und dann Erbseneintopf, wie es sich bei der Truppe gehört. Gestern wurde die neue Sonderausstellung im Reduit Tilly "Verheizt - Vergöttert - Verführt: Die deutsche Gebirgstruppe 1915 bis 1939" eröffnet.

Ansgar Reiß, Direktor des Bayerischen Armeemuseums, sprach von einer "problematischen Epoche der deutschen Geschichte". Die Ausstellung wolle einen Bogen spannen vom Massenkrieg über die Weimarer Republik bis hin zur Aufrüstung in den 30er-Jahren. Grußworte kamen von Boris Niklas von der Bayerischen Staatskanzlei sowie von Bürgermeister Albert Wittmann. Mit ihm und Christian Lösel war die Stadtspitze gleich doppelt vertreten. "Ich wusste nicht, dass der OB kommt", erklärte Wittmann, der selber vier Jahre bei der Gebirgstruppe diente, das ungewöhnliche Protokoll.

Thomas Müller vom Bayerischen Armeemuseum hat die Ausstellung konzipiert. "Verheizt - Vergöttert - Verführt" ist der zweite einer auf vier Teile angelegten Ausstellung über die Anfänge der deutschen Gebirgstruppe bis hin zur Gegenwart. "Die Ausstellung beschreibt eine Entwicklung, nicht einen Zustand", erklärt Müller die "epochenübergreifende" Gliederung, die nicht der üblichen Einteilung folgt. Wie er sagte, werden Einzelschicksale aus ganz verschiedenen sozialen Schichten dargestellt: Er will so "der Ausstellung ein Gesicht geben". Außerdem gibt es viel zu sehen und einiges zum Anfassen: "Das ist kein begehbares Buch."

Zu den jüngsten Vorfällen bei der Bundeswehr nahm Oberst Stefan Leonhard kurz Stellung. "Rechtes Gedankengut hat bei uns keinen Platz", sagte der stellvertretende Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, die zahlreich erschienen war. Sein Verband werde sich der Geschichte stellen. Maßstab der Traditionspflege seien das Grundgesetz und der Auftrag des Bundestags. Ein Grußwort kam auch vom ehemaligen General Winfried Dunkel von der Stiftung Deutsche Gebirgstruppe, der den Verband als "den bayerischsten aller Truppenteile" bezeichnete. Die Ausstellung ist bis 2020 zu sehen.