Ingolstadt
Mathematik für Fortgeschrittene

Für 616 Ingolstädter Gymnasiasten begannen die Abiturprüfungen mit ziemlich anspruchsvollen Aufgaben

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Freitag, kurz nach 9 Uhr: Die erste Abiturprüfung hat begonnen, die Schüler - hier in der Turnhalle des Christoph-Scheiner-Gymnasiums - konzentrieren sich auf die Mathematikaufgaben. Die hatten es in sich, berichteten die Gymnasiasten, als es überstanden war. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Am Freitag begannen in Bayern die Abiturprüfungen mit der Klausur in Mathematik. In den Ingolstädter Gymnasien traten 616 Schüler an. Es war anspruchsvoll, aber machbar, weil die Aufgabentypen gut eingeübt worden sind, berichtete ein Mathematiklehrer nach der Prüfung.

Es ist eine Art Hochamt der bayerischen Kultusbürokratie, das im ganzen Freistaat nach einem strengen Ritual zelebriert wird: das Zentralabitur. Vor einer schriftlichen Prüfung versammeln sich die Direktoren der Gymnasien und Lehrer des Fachs, das an diesem Tag dran ist, morgens um 5 Uhr und öffnen die versiegelten Umschläge des Kultusministeriums mit den streng geheim gehaltenen Aufgaben. Sie treffen dann in genau geregeltem Rahmen eine Auswahl. Schlag 9 (im Deutsch-Abitur früher) dürfen die penibel beaufsichtigten Schüler die staatlichen Dokumente mit den Angaben aufschlagen.

Am Freitag ging es wieder los. Diesmal haben viele Zwölftklässler den Prüfungen wohl mit besonderer Nervosität entgegengesehen, denn sie begannen erstmals seit 2011, als der Pionierjahrgang des achtstufigen Gymnasiums (G8) Abitur machte, mit Mathematik - nach wie vor ein sehr angstbesetztes Fach, das die Schüler (anders als im G9) auf dem Weg zum Abitur nicht mehr umgehen können. Wegen Mathematik fallen die meisten durch. Die Quote der Gescheiterten ist im G 8 vor allem deshalb deutlich gestiegen, manche Gymnasiasten wirft es aber auch im Deutschen aus der Bahn. Im vergangenen Jahr schafften 23 der 596 Ingolstädter Zwölftklässler die Abiturprüfung nicht. Das waren doppelt so viele wie 2014.

Wie es heuer wird, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen. Die Mathematikaufgaben waren auf jeden Fall "nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer", berichtete Rudolf Schweiger, der Direktor des Katharinen-Gymnasiums, am Freitag nach der Klausur; er ist Mathematiklehrer. "In Stochastik waren die Aufgaben richtig schön. In der einen ging es um Gewinnpunkte bei Getränkeflaschen, und bei der anderen um Wahrscheinlichkeiten bei Allergietests - genau so was bereitet man gut im Unterricht vor." In Geometrie mussten sich die Schüler mit der Figur des Oktaeders auseinandersetzen. "Auch eine klassische Aufgabe und eigentlich einfach", erzählte Schweiger. Seinem Eindruck nach wurde allerdings die Zeit knapp. "Alle haben bis zum Schluss gekämpft, keiner hat früher abgegeben, das sagt auch einiges aus." Das bestätigten die Schüler, mit denen sich der Katherl-Chef nach der Abgabe unterhalten hat: Insgesamt war alles machbar, hieß es, aber zeitlich sei es schon eng geworden.

Dorian Abousenna, Zwölftklässler am Scheiner-Gymnasium, ist froh, dass die Matheklausur vorbei ist. "Die Stimmung vor der Prüfung war gar nicht so angespannt, denn das Essen hat vieles erleichtert." Mehrere Mütter hatten wieder ein buntes Büffet für die Abiturienten angerichtet. "Da war auch eine ehemalige Schülerin dabei, die vor zwei Jahren Abitur gemacht hat", erzählte der 18-Jährige. "Sie hat uns beruhigend zugeredet, kein Stress und so, das war ziemlich cool!" Im Gegensatz zu den Prüfungsaufgaben. "Bei manchen habe ich mir gedacht: O mein Gott!" Vor allem die Aufgaben aus dem Teilgebiet Analysis seien sehr anspruchsvoll gewesen, erzählte Dorian Abousenna. Er fand auch die Wahrscheinlichkeitsberechnungen rund um die Getränkeflaschen nur mäßig originell (also ganz anders als Rudolf Schweiger, aber der ist ja auch Mathematiklehrer). Doch sei's drum, jetzt ist es geschafft. Am Dienstag geht es mit dem Deutsch-Abitur weiter.

Edith Philipp-Rasch, die Direktorin des Reuchlin-Gymnasiums, hat in den Tagen vor der ersten Prüfung "die übliche Anspannung" im Haus gespürt, aber keine überbordende Nervosität. "Und die zweite Prüfung gehen die Schüler meistens etwas lockerer an, weil sie das Prozedere schon kennen", berichtet sie aus Erfahrung.

Im Apian-Gymnasium traten am Freitag 145 Schüler zu den Abiturprüfungen an, im Gnadenthal-Gymnasium 84, im Katharinen-Gymnasium 128, im Reuchlin-Gymnasium 95 (und neun externe Kandidaten) und im Scheiner-Gymnasium 164. Im Gymnasium Gaimersheim, das 2010 mit den Klassen fünf und sechs startete, machen im kommenden Jahr die ersten Schüler Abitur.