Ingolstadt
Thesen für die Gegenwart

Schüler tragen Ideen und Wünsche an Kirche, Politik und Gesellschaft zusammen

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Foto: Michael Brandl

Ingolstadt (DK) Was passiert, wenn die Thesen Martin Luthers von vor 500 Jahren in die Gegenwart verlegt werden? Dieser Frage gingen etwa 80 Schülerinnen und Schüler der achten Klassen des Gnadenthal-Gymnasiums bei einer sogenannten Tourtür in St. Mattäus nach.

Organisiert wurde die Veranstaltung im Zeichen der Ökumene von der evangelischen Jugend im Dekanat Ingolstadt, die sich als inhaltlichen Rahmen das Jubiläumsjahr der Reformation gesetzt hat. Nach Einblicken in das Leben des Reformators aus Wittenberg und einem Kabarettprogramm zu Luther ging es für die Jugendlichen in den Hof des Gemeindezentrums von St. Matthäus, wo die rollende Kirche - eine hölzerne Miniaturattrappe mit funktionierender Turmglocke - aufgestellt war. Dort galt es, die Tür mit interessanten Thesen aus der Jetztzeit zu beschlagen, so wie Luther es einst mit seinen 95 Thesen gemacht haben soll. Die aber mussten erst einmal ausgewählt werden. Dazu durchliefen die Schüler, eingeteilt in Gruppen, einen Wissens-Parcours aus vier Stationen zu den Themen Kirche, Politik und Gesellschaft. An jeder Station galt es, selbst aktiv zu werden. Sei es mit einer persönlichen Bibelübersetzung, mit dem spielerischen Kreieren von Wörtern zum Thema "Überzeugung" oder einem originellen Rollentausch. "Wenn ich Bundeskanzlerin wäre . . ." - diesen Satz sollten die Teilnehmer sinnvoll ergänzen. " . . . wäre ich nicht so alt", " . . . würde ich Putin stürzen" und " . . . würde ich immer sachlich bleiben" waren einigen von vielen Antworten, die auf ein Plakat gemalt wurden.

Interessant waren auch die Gedanken der Schüler dazu, wie Kirche in den Augen der jungen Menschen sein sollte. Demnach würden sie es gerne sehen, wenn die geistliche Institution verstärkt Werte vermitteln sowie fröhlicher und moderner werden würde. Ganz bequeme Zeitgenossen wünschten sich zum Kirchenbesuch ein Bett dazu. Nun konnten die Jugendlichen zu Hammer und Nagel greifen und die Pforte der rollenden Kirche mit Zetteln beschlagen, auf denen sich Gedankenfragmente wie Respekt, Gleichheit und Toleranz wiederfanden. Andere neuzeitliche Thesen deuteten an, dass Glaube Freude machen und im Leben helfen soll.

Die Tourtür wird mit der rollenden Kirche an insgesamt 25 Orten in der Region haltmachen. "Wir besuchen alle Schularten und sind auf Stadtfesten", sagte Dekanatsjugendreferent Philip Höhn.

Das Finale, bei dem eine Essenz der gesammelten Thesen vorgestellt wird, findet am 23. September im Kulturzentrum Halle 9 statt. Dort ist auch eine Podiumsdiskussion mit einer prominenten Besetzung aus geistlichen und weltlichen Teilnehmern geplant. "Wir wollen die Wünsche und Ideen an Vertreter der Jugend und Politik weitergeben - in der Hoffnung, dass diese sie als Anregung mitnehmen", so Höhn. Bei den Jugendlichen kam die Aktion bestens an. Sie fanden es vor allem gut, dass sie zum Gelingen beitragen und ihre Ideen und Gedanken einbringen konnten.