Ingolstadt
Die Gegenreformation geht weiter

Städtische Tourismusgesellschaft setzt im Luther-Jahr einen außergewöhnlichen Schwerpunkt

01.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:34 Uhr

Einer von Luthers schärfsten Widersachern: Johannes Eck (1486 - 1543), Geistlicher und Theologieprofessor an der Hohen Schule zu Ingolstadt, führte von dort aus die Gegenreformation an. - Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Luther könne ja jeder im Jubiläumsjahr "500 Jahre Beginn der Reformation", sagt Jürgen Amann, Geschäftsführer der Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH (ITK). Deshalb haben die Erlebnisführer der ITK ein besonderes Angebot im Programm: Sie erinnern an "500 Jahre Gegenreformation".

Martin Luther war nie in Ingolstadt. Die Stadt wäre aber eh nichts für ihn gewesen - so voller Gegenreformatoren und anderen Fundamentalkatholiken. Vorneweg Johannes Eck, Theologieprofessor an der Hohen Schule, dessen Verdienst es war, dass historisch bewanderte Christen mit dem Begriff "Gegenreformation" vor allem einen Ort assoziieren: Ingolstadt. Hier fand die Reaktion der Kirche Roms auf die theologischen und politischen Umwälzungen, die nach Luthers Thesenveröffentlichung losbrachen, ein geistiges Zentrum.

Professor Eck und die nicht minder antilutherischen Ingolstädter Jesuiten haben der Stadt damit ein konfessionelles Alleinstellungsmerkmal beschert - eine Chance, die sich die Tourismusgesellschaft nicht entgehen lässt. Martin Luthers gedenken sie heuer alle, sagt ITK-Geschäftsführer Jürgen Amann, das sei im großen Jubiläumsjahr der Reformation echt nichts Besonderes. Aber dieses Ereignis einmal aus der Sicht von Luthers Widersachern zu würdigen, könnten Ingolstädter eben am besten, erzählt er mit einem süffisanten Lächeln. Deshalb haben die Erlebnisführer der ITK ein Spezialprogramm erarbeitet, um Gästen der Stadt die Geschichte der Anti-Luther-Bewegung lebendig zu vermitteln.

"500 Jahre Gegenreformation" - dieses Motto wirkt im großen Luther-Reigen fast schon ketzerisch. Die ITK hat dazu (natürlich augenzwinkernd) Stadtführungen mit Titeln vorbereitet, die humorvoll an die Glaubensauseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts angelehnt sind: "Wo Martin Luther an ,Eck'te" oder "Irrungen und Wirrungen" (für so manch glaubensfesten Katholiken ist der Reformator ja bis heute ein Irrender). Aber den evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer Ingolstadts muss nicht bange sein, denn die ITK denkt natürlich ökumenisch. Luther kommt in den Führungen laut Amann schon auch ohne gegenformatorisches Sendungsbewusstsein vor. Man folge "einem Mittelweg zwischen Information und Unterhaltung".

Die ITK hat jetzt ihr Angebot für die neue Saison in einer 40-seitigen Broschüre veröffentlicht. "Ingolstadt entdecken" bietet auch wieder Klassiker wie die Schanzer Biertouren, Festungsrundgänge oder Erlebnisführungen. "Unser Angebot an Gästeführungen ist 2017 so groß wie noch nie", sagt Amann. Die ITK hat jetzt 50 Formate im Programm. 2016 fanden 1250 Führungen statt. "95 Prozent der Rückmeldungen waren gut oder sehr gut". Daran wolle das Team der ITK gerne anknüpfen.

 

Das Heft "Ingolstadt entdecken 2017" mit sämtlichen Führungsterminen gibt es kostenlos in den Touristen-Informationen sowie unter www.ingolstadt-tourismus.de.