Ingolstadt
"Kultur ist systemrelevant"

Gesprächsrunde im Bürgerhaus: Die Grünen stecken ihre kulturpolitischen Ziele neu ab

23.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:15 Uhr

Ingolstadt (DK) Ist Kultur politisch? Und wenn ja, welche Rolle spielt die Kultur zukünftig in der grünen Politik? Diesen Fragen ging am Sonntagabend im Bürgerhaus Alte Post eine Runde nach: Hortensia Völckers, Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, Agnes Krumwiede, Bundestagsabgeordnete der Grünen aus Ingolstadt, Donald Berkenhoff, der Chefdramaturg am Ingolstädter Stadttheater, und Dieter Janecek, der Landesvorsitzende der Grünen in Bayern.

Konsens herrschte rasch in einer Forderung nach mehr kulturpolitischer Bildung auf Ebene der Länder und Kommunen, die als gemeinsame Anstrengung von Bund, Ländern und Gemeinden angestrebt werden soll. Dazu sei es wünschenswert, „die Kultur im weitesten Sinne sehr früh in den Schulen zu verankern“, sagte Völckers und betonte aber auch, dass der Bund keine kulturelle Bildung machen dürfe. Es sei deshalb notwendig, die Verteilung der Fördergelder anders auszurichten, so Völckers weiter. Deshalb hoffe sie auch auf die Grünen als Partner im Bund.

Die Chefin der Kulturstiftung verwaltet zurzeit einen Jahresetat von 36 Millionen Euro, der bundesweit internationale Kulturprojekte fördert und der zu 90 Prozent aus Mitteln der Länder und Kommunen besteht. Die Kultur werde in Bayern bei einem Mitregieren der Grünen kein Schattendasein mehr führen, kündigte Agnes Krumwiede an. „Wir wollen jedem die Möglichkeit geben, sich künstlerisch zu betätigen. Wenn man das nicht früh genug lernt, wird es schwierig, sich politisch einzubringen“, sagte Krumwiede weiter. Außerdem zeige beispielsweise das Engagement von Audi im Kultursponsoring, dass Kultureinrichtungen systemrelevant seien.

Mehr Dezentralität in der Kulturpolitik und ein „Wegkommen von der Kulturförderung der großen Städte“, die sich gerade in Oberbayern häufig im Denkmalschutz und in der Denkmalpflege zeige, forderte in diesem Zusammenhang Grünen-Landeschef Janecek. Er hob aber auch ausdrücklich das kulturpolitische Geschehen in der Schanz positiv hervor: „Ingolstadt ist die Hochburg der bayerischen Kulturpolitik.“

Deutliche Akzente diesbezüglich setzte in der vergangenen Spielzeit das Stadttheater Ingolstadt. „Sie haben viel in die Stadt hineingewirkt“, bemerkte Moderatorin Christine Fuchs an Chefdramaturg Berkenhoff gewandt. „Wir wollen nicht der Kulturtempel sein, sondern Stadt und Landkreis die Türen öffnen und dabei auch hinterfragen und kritisch beleuchten“, sagte Berkenhoff und erinnerte noch einmal an die Saison-Eröffnung im vergangenen Oktober, die unter dem Motto „Fremde Heimat“ in zwei Nächten 3000 Besucher in die Altstadt gelockt hatte.

Auch zukünftig werde das Theater Orte in der Stadt suchen und in das Programm mit einbinden, kündigte Berkenhoff an und nannte stellvertretend ein Projekt, das auf drei Terrassen im Stadtgebiet stattfinden werde. Nachdenklich stimmte ihn allerdings, dass man derzeit nur eine Theaterpädagogin zur Verfügung habe. „Das ist zu wenig.“