Ingolstadt
"Krasse Beschlüsse zu krassen Themen"

Wie zwei Ingolstädter Piraten den Parteitag in Bochum erlebt haben

26.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:47 Uhr

Mit an Bord auf dem Parteitag der Piraten in Bochum: Andreas Popp (links) mit einem Vertreter der Antragskommission. - Foto: Mike Herbst

Ingolstadt (vb) Die Umfragen schlecht, die Parteispitze zerstritten. Krisenstimmung. Um die Trendwende zu schaffen und sich ein klares Programm zu geben, hat sich die Piratenpartei am vergangenen Wochenende zum Parteitag in Bochum getroffen.

Mittendrin: Benedikt Schmidt, Vorsitzender des Kreisverbandes Ingolstadt, und Andreas Popp, Mitbegründer der Partei und Bundestagskandidat. „Es ist schon ein geniales Erlebnis vor 2000 Leuten auf dem Podium zu stehen“, erzählt Popp.

Und auch Benedikt Schmidt betont, dass nun eine „programmatische Verortung der Piraten im Parteiensystem“ möglich gemacht worden ist. „Wir haben krasse Beschlüsse zu krassen Themen formuliert und sind jetzt thematisch breiter aufgestellt“, meint er selbstbewusst. „Wir sind keine kleine Randpartei mehr!“ Über 2000 Mitglieder haben den Weg nach Bochum gefunden. Die Ingolstädter bewerten das Ergebnis des streng basisdemokratischen Parteitags als durchweg positiv. Denn Delegierte kennen die Piraten nicht. „Es hat sich gezeigt, dass Demokratie auch in großen Menschenversammlungen funktioniert. Wir sind für eine Evolution von Demokratie und für die Abschaffung von Hinterzimmerpolitik“, erklärt Schmidt. Öffentlichkeit und die Teilhabe aller, das zeichne die Piraten im Vergleich mit den anderen Parteien aus, ergänzt Popp.

Wenig überraschend hat es der Antrag zur Erforschung von Zeitreisen in viele Berichte über den Parteitag geschafft. Schmidt nimmt das nicht ganz so ernst: „Die Interpretierfähigkeit des Antrags geht sehr weit. Er hat zur Auflockerung beigetragen, gleichzeitig muss man aber schon Visionen haben!“, findet der 29-Jährige. Mit dem Ergebnis des Parteitags ist auch Popp, ebenfalls 29, zufrieden: „Bochum war ein erfolgreiches Wochenende. Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber ein erster Schritt ist getan.“ Und Schmidt lässt noch eine Kampfansage an die anderen Parteien los: „Die müssen sich bewegen, damit wir weggehen. Wir sind im digitalen Zeitalter näher dran am Menschen.“ Der politische Gegner bleibt entspannt. „Mir ist nach dem Parteitag genauso wenig über die Inhalte der Piraten bekannt“, meint Markus Meyer, Kreisvorsitzender der Jungen Union Ingolstadt. „Meiner Meinung nach sind sie mit ihrem selbst auferlegten Anspruch, eine inhaltliche Vielfalt auf Papier zu bringen, gescheitert.“ Etwas Positives kann er dem Parteitag aber dennoch abgewinnen: „Ich finde es begrüßenswert, dass sie den Weg von der anonymen digitalen in die analoge Welt geschafft haben.“

Das Wahlprogramm der Piraten soll im kommenden Mai weiter konkretisiert werden. Bis dahin empfiehlt Schmidt seinen Konkurrenten: „Die sollen von ihrem hohen Ross runter kommen. Sonst werden sie nächstes Jahr ihr orangenes Wunder erleben.“