Ingolstadt
Kräuter vor dem Klassenzimmer

Im Innenhof der Tilly-Realschule und der Wirtschaftsschule gibt es einen geheimen Garten

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Grünes Fleckchen mitten in der Stadt: Mit selbst gemachten Broten - belegt mit Schnittlauch aus dem geheimen Garten - haben die Schülerinnen und Schüler der Tilly-Realschule auch schon die Gäste der Schulcafeteria begeistert. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Im Innenhof der Tilly-Realschule und der Wirtschaftsschule Ingolstadt Am Brückenkopf verbirgt sich seit April ein kleiner geheimer Garten. Geheim deshalb, weil das Gärtchen von außen nicht einsehbar ist. Bewirtschaftet und gepflegt wird es von zwei 5. Klassen.

Was dort unter einer mächtigen Zeder gedeiht, ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch lecker und gesund: Tomaten, Kartoffeln, Bohnen, Schnittlauch, Petersilie und jede Menge Kräuter sowie einige Blumen.

Wer bei der einen oder anderen Pflanze mit den Fingern an den Blättern reibt, kommt in den Genuss von exotischen Aromen, wie sie nicht überall anzutreffen sind. So beim Ananassalbei, der einen dezent fruchtigen Geruch verströmt, und beim Cola-Kraut, das einen erfrischenden Duft zum Vorschein bringt, der tatsächlich an den Geschmack der schwarzen Brause erinnert.

Gedacht ist der Garten für Kinder, die zu Hause keinen eigenen Garten haben. Die Lehrkräfte wollen mit dem Schuljahresprojekt aber noch etwas anderes verdeutlichen: "Wir möchten zeigen, dass man mitten in der Stadt alles Mögliche anbauen kann und dass in einem Garten auch nicht immer alles gelingt und etwas kaputtgehen kann", sagt Ideengeberin Elke Böcker. Ein anderer Hintergrund ist die Wiederverwertung von Materialien, die ansonsten auf dem Müll landen würden. So haben die Kinder aus gebrauchten Plastiktüten Girlanden gebastelt, die über den Gemüsebeeten hängen, und mit alten Flaschen, die kopfüber auf Holzstäben stecken, den Garten mit einfachen Mitteln dekoriert. Sieben Plastikkübel in verschiedenen Größen - ein Geschenk der benachbarten Werkstätten der Staatlichen Berufsschule I - sind so unter einer Dachrinne platziert, dass daraus ein simples, aber raffiniertes Regenwasserauffangsystem entsteht. Die kleinen Gärtnerinnen und Gärtner haben so immer einen Vorrat zum Gießen und schonen das kostbare Nass aus dem Hahn. "Wir brauchen keinen Tropfen Leitungswasser", versichert Böcker.

Die Schüler können sich freiwillig an der Pflege des Gartens beteiligen. Manche von ihnen sind mit Feuereifer dabei. Zu ihnen gehören Paula, Emmeli und Evelyn, die an der Dekoration mitgewirkt haben, sowie Felix und Sigi, die beim Einpflanzen, Gießen und Kompostieren helfen. "Ein Garten ist einfach entspannend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich später einen eigenen haben werde", sagt Felix. "Ein Garten hilft, von der Schule abzuschalten und sich zu erholen", findet Sigi.

Das Projekt soll noch erweitert werden. Als Nächstes planen die Kinder mit ihren Lehrern eine Terrasse sowie das Ausbringen von Bohnenpflanzen, die sich an der Wand hochranken. Aktuell warten die kleinen Damen und Herren mit dem grünen Daumen darauf, dass die Zucchini reif werden.