Ingolstadt
Kontrollierte Sause

Schülerfest im Klenzepark mit mehr Polizeipräsenz begann mit spürbar weniger Besuchern, verlief aber entspannt und ruhig

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Entspannte Atmosphäre: Auf der Tillywiese genossen die Schüler bei schönstem Sommerwetter den Tag und hörten den Bands zu. Verschärft wurden aufgrund der jüngsten Terroranschläge in diesem Jahr die Einlasskontrollen. Auch hier ging es ruhig und diszipliniert zu. - Fotos: Brandl

Ingolstadt (DK) Die ganz große Sause war es zumindest in den ersten Stunden nicht: Am Freitag ab 10 Uhr feierten die Ingolstädter Schüler der Ober-, Mittel- und Unterstufe im Klenzepark wieder ihr Auftaktfest zu den Sommerferien.

Strömten in den vergangenen Jahren noch viele Tausend Kinder und Jugendliche auf die große Wiese hinter dem Reduit Tilly, waren es bis Freitagmittag geschätzt um die 2500. Kein Vergleich also mit dem Ansturm, der noch eine Woche zuvor an zwei Abenden beim Open Air von Audi herrschte, das insgesamt zehnmal so viele Menschen besuchten - trotz der bereits allseits gegenwärtigen Angst vor Anschlägen, von denen Bayern in der betreffenden Zeit erschüttert wurde.

Die deshalb auch in Ingolstadt verstärkten Sicherheitsvorkehrungen führten dazu, dass auch für das Schülerfest heuer strenge Kontrollen an den Einlässen galten. Ein Sicherheitsdienst und die Polizei waren zugegen und passten auf, dass keine Glasflaschen oder sonstigen verbotenen Gegenstände auf das Gelände mitgenommen wurden. Dort herrschte zwar eine entspannte und friedliche Atmosphäre, ausgelassene Feierstimmung jedoch lag nicht in der Luft. Über die Gründe dafür konnte seitens der Organisatoren zu diesem Zeitpunkt nur spekuliert werden. Katharina und Elisabeth, die für die Diakonie im Einsatz waren und sich mit um die Ordnung auf dem Platz kümmerten, sahen dies positiv: "Wir haben noch keine Flaschen oder Schnaps gesehen", stellten sie fest. "Alle sind auf Ferien eingestellt."

Zwei Elftklässler waren nach eigenem Bekunden schon oft hier. "Jetzt haben wir eigentlich den Zenit überschritten", sagten sie. Vor zehn Minuten seien sie gekommen und wollen auch bald wieder gehen und das Feld den Jüngeren überlassen. Ähnlich die Situation bei Waldemar, der beim Stand des Piustreffs spontan auf der Gitarre spielte und mit zwei seiner Freunde hierher gekommen war. Das Tolle an dem Fest sei, dass man Leute von anderen Schulen trifft. "Es kommen alle Schulen zusammen. Das ist ein schöner Abschluss", sagte Jakob (21). Früher sei aber mehr los gewesen, habe er das Gefühl, ergänzte Waldemar.

Jemand vermutete, dass einige vorhätten, später zu kommen, um anschließend das Taktraum-Festival zu besuchen und sich so den doppelten Weg zu sparen. Oder spielte doch der Sicherheitsaspekt eine Rolle? Mike Vielwerth vom Piustreff wollte das nicht verneinen: "Die Anschläge sind bei den Jugendlichen im Treff ein Thema ohne Ende", sagte er. Er könne sich aber auch vorstellen, dass die Schüler aus der Mittel- und Oberstufe, für die das Fest einst gedacht war, sich altersmäßig hier nicht mehr zu Hause fühlen, seit auch die Schüler der fünften bis siebten Klassen das Fest für sich entdeckt hätten.

Für Dieter Edenharter vom Mitveranstalter Stadtjugendring wäre es nicht zuletzt deshalb wünschenswert, ließe sich das Fest "in Richtung Jugendfestival ausbauen", wie er es formulierte. Das Konzept sei überarbeitungsbedürftig, fand er. Weg vom reinen Präventivkonzept, das vor zehn Jahren half, die Alkoholgelage einzudämmen. "Bisher haben wir jedes Jahr 7000 Armbänder ausgegeben", sagte er. Dass es heuer wieder annähernd so viele würden, das glaubte er zumindest. Über die sozialen Netzwerke habe die Ankündigung zum Fest eine "gute Resonanz" erfahren. Allerdings wollte er nicht ausschließen, dass viele Eltern ihre Kinder wegen des Sicherheitsaspekts nicht in den Klenzepark gelassen hatten.

Ähnlich äußerte sich auch SJR-Geschäftsführer Stefan Moser. Laut seinen Informationen soll das Apian-Gymnasium per Rundschreiben empfohlen haben, das Fest heuer aus Sicherheitsgründen zu meiden. Die Situation im Park sah er so: "Wichtig ist ein friedliches Feiern. Die Präsenz der Polizei ist völlig akzeptiert." Letztes Jahr habe es nur einen alkoholbedingten Zwischenfall gegeben. Vor zehn Jahren, als die Schüler sich noch selbst überlassen waren, kamen um die Mittagszeit bereits um die 20 Notarzteinsätze zusammen, erinnerte er sich. Kontaktbeamter Fred Over von der Polizei Ingolstadt, der an einem der Einlässe Dienst hatte, stufte die Lage gegen Mittag als "sehr entspannt" ein. Im Vergleich zu den Vorjahren habe man Besuchern nur wenige Flaschen abnehmen müssen, was ein Blick in die Sammeltonne bestätigte. Allerdings erschien ihm der Andrang im Vergleich zu anderen Jahren heuer geringer. Bis 12.30 Uhr habe man zwei erwachsene Männer durchsucht. Dabei sei ein Einhand-Messer konfisziert worden.