Ingolstadt
Ein Konflikt weniger

Erneuter Streit um Kindergartengebühren ist wohl abgewendet - Amtsleiter Karmann setzt sich mit Kritik auseinander

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Entspannt spielen: Die Kinder von der Grünen Insel an der Fauststraße (hier im vergangenen Dezember) erleben täglich etwas Exotisches: einen Erzieher (links). Männer sind in den Teams von Krippen und Kindergärten eine große Seltenheit. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Die Gebührenerhöhung in den städtischen Kitas ist für 2018 wohl vom Tisch. Die Vorlage der Verwaltung wird, wie es aussieht, im Stadtrat keine Mehrheit finden. Der Leiter des Amts für Kinderbetreuung hat zu der anfangs hitzig geführten Debatte noch einige Anmerkungen und Erläuterungen.

Streng politisch gesehen, kann man sagen: Die Stadtverwaltung ist von der CSU brüskiert worden. Die Briefe des Amts für Kinderbetreuung mit der Ankündigung der Gebührenerhöhung (4,9 Prozent ab 1. September) waren seit zehn Tagen in der Welt, als die CSU-Stadtratsfraktion, die bisher alle Beitragsanhebungen mitbeschlossen hat, unvermutet die Notbremse zog - wie am Mittwoch geschehen - und erklärte "Nicht mit uns!". Man kann die gelungene Abwendung eines erneuten Konflikts zwischen der Stadt und Eltern aber auch mit Einsicht, überzeugenden Argumenten und konstruktiven Gesprächen erklären. Genau so sei es gewesen, sagt Maro Karmann, der Leiter des Amts für Kinderbetreuung. Das Verhalten der CSU habe er "schon als ein bisschen hart empfunden", aber seine Treffen mit dem Gesamtelternbeirat (GEB) für die städtischen Kitas hätten zu einem "sehr guten Austausch geführt", so Karmann. Er schätze diese Zusammenarbeit sehr.

 

Gebührenerhöhung frühestens 2019: Die zentrale Kritik des GEB lautet: Man dürfe die Eltern nach den Erhöhungen 2015 (10 Prozent) und 2016 (16 Prozent) nicht noch ein drittes Mal belasten. Daher schlägt er vor, die Gebührenerhöhung auf 2019 zu verschieben und dann die Höhe der Beiträge alle drei Jahre zu prüfen. Karmann hält das für eine gute Idee. So könnte es kommen. "Aber darüber muss die Politik diskutieren."

Keine großen Sprünge mehr: Die Gebührenerhöhungen 2015 und 2016 fielen auch deshalb so heftig aus, weil sie davor zehn Jahre lang nicht verändert worden sind. "Natürlich war das total ungeschickt!", so Karmann. Man habe die Gebühren 2007 leicht erhöhen wollen, "aber als sich abgezeichnet hat, dass wir dafür keine Mehrheit bekommen, hat Gabriel Engert die Vorlage zurückgezogen". Künftig werde man bei Erhöhungen "große Sprünge vermeiden".

 

Mittagessen: "Die 3,50 Euro ab September sind vom Tisch!" Der Preis für ein Essen wird von 3 auf 3,25 Euro steigen. "Die frischen Waren und die Getränke sind da schon dabei." In den katholischen Kitas kämen etwa noch Getränkekosten hinzu, so Karmann. Das nach dem Cook-and-Freeze-Verfahren zubereitete Essen (Tiefkühlkost wird in der Kita aufgewärmt), schmecke den meisten Kindern prima und bekomme auch in den Elternbefragungen überwiegend sehr gute Bewertungen - so wie die Qualität der städtischen Kitas insgesamt, merkt Karmann mit großem Lob für seine Kolleginnen und Kollegen an.

 

Stellenschlüssel: 2015 kamen auf eine Erzieherin in einer städtischen Kita im Schnitt 10,1 Kinder. 2017 waren es 10,5. "Unser Stellenschlüssel ist mit denen in den Einrichtungen der freien Träger absolut vergleichbar", betont Karmann.

 

Abschaffung der Kita-Gebühren? Das fordern SPD, BGI und Die Linke. Karmann ist dagegen. "Weil ich es für unsozial halte. Das klingt ja erst mal gut. Aber warum sollte man die Bezieher hoher Einkommen entlasten? Wäre es nicht sozialer, den Freibetrag für die Kostenübernahme zu erhöhen, damit noch mehr Familien mit niedrigem Einkommen keine Kita-Gebühren zahlen müssen?" Er findet: "Das ist wirklich sozial."