Ingolstadt
Ein Parlament für Kinder?

Kindolstadt: Theaterpädagogen und Stadträte diskutieren über Mitspracherecht

10.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:41 Uhr

Begeistert hörten die Erwachsenen den Ausführungen der elfjährigen Anna Schuller zu. Die Schülerin setzt sich für ein ständiges Kinderparlament in Ingolstadt ein. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Kinder haben eine Stimme, mit der sie ihre Meinung und Ideen zum Ausdruck bringen können. Getan haben sie das in den vergangenen zwei Wochen in Kindolstadt, dem soziokulturellen Spielprojekt des Stadttheaters, das zu einem großen Erfolg wurde.

Am Donnerstag luden die Projektbeteiligten des Theaters und Vertreterinnen der Unicef-Gruppe Ingolstadt deshalb zu einer Diskussionsveranstaltung vor der Exerzierhalle ein. Dort also, wo Kindolstadt heute seine Tore schließt.

Wie kann es ermöglicht werden, auch nach dem Ende der Kinderstadt, die Mitgestaltungs- und Mitsprachemöglichkeiten der jüngsten Ingolstädter zu erhalten und auszubauen? Darum ging es in der Expertenrunde. Eine Idee, die nicht neu ist, jedoch derzeit in den Schubladen der Stadtregierung ruht, ist das Kinder- und Jugendparlament. "Eine tolle Idee", fand die elfjährige Anna Schuller, die zu den Dauerbewohnern in Kindolstadt zählte. Die Stadträte sollten sich doch nur einmal vorstellen, sie planten einen Spielplatz mit Schaukel und Rutsche und müssten dann feststellen, dass die Kinder gerade diese Spielgeräte doof fänden. Da wäre es doch besser, diese vorher zu fragen, wie der Platz aussehen soll, sagte sie.

Björn Höppner gab Einblicke in die Entwicklung des Kinderparlaments in seiner Heimatstadt Mülheim an der Ruhr. "Man lernt, dass Politik nicht nur etwas Langweiliges für Ältere ist", brachte er die Erfahrungen auf den Punkt. Das Parlament verfüge über eine beratenden Stimme und erhalte ein Budget, von dem unter anderem Konzerte finanziert würden.

Prompt entbrannte unter den Ingolstädter Stadträten eine handfeste Diskussion. Es gebe in Ingolstadt ein Defizit an Angeboten für Kinder mittleren Alters, stellte Petra Volkwein (SPD) fest. Zugleich monierte sie, dass zu einem Kinder- und Jugendparlament zwei Anträge im Stadtrat vorlägen. "Wir diskutieren, welche Form eines Jugendparlaments optimal ist", rechtfertigte Markus Meyer (CSU) die vermeintlich schleppende Umsetzung. Er könne sich eine dezentrale Beteiligung von Kindern an der Stadtpolitik vorstellen, interessierte es Kinder in Gerolfing doch weniger, was Kinder in Zuchering sich wünschten. Derartige Strukturen würden in Form der Bezirksausschüsse zudem bereits existieren. "Ich bin sicher, dass es ein Ergebnis gibt", sagte er.

Dieter Edenharter, stellvertretender Geschäftsführer des Stadtjugendrings, gab zu bedenken, dass eine Struktur auch Ressourcen benötige, damit Besprochenes umgesetzt werden könne. Entscheidend sei dabei nicht, wie diese aussähe, sondern dass sie in regelmäßiger Form stattfände.

Christian Lange (Bürgergemeinschaft) sorgte sich, dass das Thema nach dem nächsten Wahlkampf wieder vertagt würde. "Ich möchte, dass etwas passiert", sagte er und unterbreitete sogleich einen Vorschlag: Der Kinderrat in Kindolstadt solle noch vor Ende des Projekts eine Resolution in den Stadtrat bringen. Diana Lechermann von Unicef schlug vor, Markus Meyer solle Pate von Anna werden und plädierte für einen monatlichen Austausch zwischen beiden. Quasi als ersten Schritt hin zu einer parlamentarischen Beteiligung. Gleichzeitig solle der KLENZE-KURIER "an dem Thema weiter dranbleiben". Meyer stimmte dem zu.

Allein am Donnerstag besuchten etwas über 700 Kinder Kindolstadt, teilte Projektleiterin Maria Mayer mit. "Sie werden endlich gehört und ernst genommen." Ob dies auch zukünftig der Fall ist, dürfte zuletzt auch von der konstruktiven und impulsiven Diskussion abhängen.