Ingolstadt
Keine Chance für Rassisten

Katharinen-Gymnasium erhielt Auszeichnung für Schülerinitiative gegen Diskriminierung

20.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Sie freuen sich über das Prädikat "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage": Sechst- und Siebtklässlerinnen des Katharinen-Gymnasiums gestern bei der Verleihung der Auszeichnung. Sie und weitere Mitschüler haben sich mit verbreiteten Formen von Diskriminierung beschäftigt und Gegenstrategien für den Alltag entwickelt. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Das Katharinen-Gymnasium ist als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" ausgezeichnet worden. Die bundesweite Initiative, der rund 2000 Schulen angehören, setzt Zeichen gegen Diskriminierung. "Ich bin stolz auf euch!", sagte OB Christian Lösel gestern beim Festakt.

Integration ist möglich. Auch wenn die kulturellen Unterschiede groß und die gegenseitigen Vorurteile tief eingeprägt sind. Ja, es geht, in Bayern heimisch zu werden. Als Österreicher. Die fünf Musiker der Gruppe Austria 4 + "erleben es täglich, voll akzeptiert zu werden, obwohl wir von woanders herkommen", sagt Bandleader Peter Reisser, ein Wiener, aber zugleich längst ein Ingolstädter, mit breitem Schmunzeln - und mehrere Hundert Schüler in der Turnhalle des Katharinen-Gymnasiums lächeln zurück. Vier Musiker von Austria 4 + gehören oder gehörten dem Ensemble des Stadttheaters Ingolstadt an, Martin Schmid verstärkt die beliebte Austropop-Gruppe, die jetzt ein besonderes Ehrenamt erfüllt: Die Musiker sind Paten des Katharinen-Gymnasiums für die Initiative "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Das Katherl feiert die Verleihung dieses Prädikats voller Freude. Austria 4 + spielen dazu euphorisch auf: Klassiker aus Österreich. Mit STS und Rainhard Fendrich gegen Fremdenfeindlichkeit.

"Schule ohne Rassismus" ist eine bundesweite Initiative. Die Lehrerin Claudia Holler-Müller gewann ein Projekt-Seminar (P-Seminar) des Gymnasiums für die Idee, gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen. Ihr Ziel: "Ein couragiertes Verhalten im Schulleben sowie im Alltag bei unseren Mitschülern zu fördern." Die Jugendlichen zogen begeistert mit - über das P-Seminar hinaus. Schülerinnen aus sechsten Klassen bieten gegen den Rassismus schmissige Verse auf - aus der Perspektive von Flüchtlingen gereimt. Beispiel: "Ich bin null anders als ihr, ich bin nicht freiwillig hier." Die Siebtklässlerinnen Madita, Marie und Nina sind die Stars des originellen, flott geschnittenen Videos "Drei Kinder gegen Rassismus". Das junge Filmteam führt unter starkem Beifall und Jubel vor, dass die Beschäftigung mit dem hässlichen Phänomen Rassismus nicht belehrend oder sauertöpfisch daherkommen muss, sondern auch sehr amüsant sein kann.

"Ich bin stolz auf euch!", ruft Oberbürgermeister Christian Lösel in seiner Laudatio auf die Katherl-Schüler. "Es gehört Mut dazu, sich gegen Diskriminierung einzusetzen! Ihr seid ein Vorbild für unsere Stadtgesellschaft." Er erinnert daran, wie "ruhig und souverän" die Ingolstädter 2015 den Andrang der Flüchtlinge bewältigt haben. "In der Spitzenzeit haben rund 300 Ehrenamtliche die Verwaltung entlastet". Das sei wirklich ganz großartig gewesen.

Rudolf Schweiger, der Leiter des Katharinen-Gymnasiums, bekräftigt: "Wir werden uns nicht nur gegen Rassismus im klassischen Sinne, sondern gegen alle Formen der Diskriminierung einsetzen!" Josef Menzel, der Vorsitzende des Elternbeirats, hält es für die beste Reaktion, die "Wertschätzung aller Menschen" dem Rassismus entgegenzusetzen. "Jeder von uns ist ein Ausländer. Überall. Wir müssen deshalb dafür eintreten, dass die Diskriminierung nicht Raum greift, um Menschen zu verletzen." Menzel erinnert daran, dass das Katharinen-Gymnasium mit seinem großen Schüleraustausch-Angebot "seit Langem den Weg der Völkerverständigung geht".

Die Schüler freuen sich, einen weiteren namhaften Paten für ihr Anti-Rassismus-Engagement an ihrer Seite zu wissen: den FC Ingolstadt 04. Er sei dafür genau der richtige Verein, sagt Marketingleiter Thorsten Brieger, "denn Teamgeist, Vertrauen und Willensstärke sind Charaktereigenschaften, die uns widerspiegeln und die wir gern weitergeben wollen". Zum Dank bekommt er einen Ball mit Unterschriften des gesamten Projektseminarteams.

Am Ende überreicht Sarah Bergh-Bieling, die Koordinatorin der Initiative für Oberbayern, die Plakette mit dem Prädikat "Schule ohne Rassismus". Sie bittet darum, die Tafel "an einem gut sichtbaren Platz anzubringen" und deren Bedeutung couragiert zu beherzigen, "wenn im Alltag wieder einem was Rassistisches rausrutscht, wenn wieder was passiert". Was leider oft vorkomme. Am Katherl wird man wachsam sein.