Ingolstadt
Kein Kavaliersdelikt

Pärchen täuscht Diebstahl vor – Sozialstunden

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Ingolstadt (tsk) Einen Monat hatte sie das Handy – und dann war es plötzlich weg. Und weil sie Angst davor hatte, das ihrer Familie zu gestehen, fasste sie einen Plan, den sie dann mit ihrem Freund in die Tat umsetzte: Sie meldeten sich bei der Polizei und erklärten, jemand habe ihr am späten Abend des 24. Januar die Handtasche entrissen – die Handtasche mit dem Handy drin. Der Jurist nennt das Vortäuschen einer Straftat, und wegen dieses Vergehens standen die beiden Ingolstädter, sie noch minderjährig und er gerade volljährig, nun vor dem Amtsgericht Ingolstadt.

„Und warum macht man so einen Schmarrn“, fragte Richter Matthias Martin die beiden. Schuldige Blicke in seine Richtung, was so viel heißen sollte wie: „Wir können es uns auch nicht so recht erklären.“ Der Richter sagte besänftigend: „Wenigstens habt ihr es dann eingeräumt, als später Unklarheiten auftraten.“ Denn eine Woche später meldete sichwieder ein Polizist bei ihnen, um zu erklären, dass ihre Angaben so nicht stimmen konnten – die beiden gaben schließlich alles zu.

Die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe erklärte, die beiden seien sich zunächst nicht der Tragweite bewusst gewesen, bereuten aber jetzt die Tat. Sie plädierte bei beiden für die Einstellung des Verfahrens, mit entsprechenden Auflagen.

Auch der Richter sah das ähnlich. Der Jugendliche, der aus schwierigen Verhältnissen kommt und um psychologische Hilfe gebeten hatte, erhielt die Auflage, sich Jugendhilfeberatung zu unterziehen. Und das Mädchen muss 60 Arbeitsstunden leisten. „Denn ein Kavaliersdelikt ist das nicht“, betonte der Richter abschließend.