Ingolstadt
Kein Burgfrieden in Sicht

Stadt widerspricht nach Festungsabriss Angaben der Firma Bierschneider

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Ingolstadt (DK) In den Diskussionen um den Abriss einer historischen Festung im Ingolstädter Süden hat sich jetzt die Stadt zu Wort gemeldet. Anders als vom Geschäftsführer der Firma Bierschneider behauptet, habe es immer wieder Gespräche zwischen dem Unternehmen, das die Lagerschanze aus dem Jahr 1866 eingeebnet hat, und dem Bauordnungsamt gegeben.

Die Schanze war eine von insgesamt 23, die im 19. Jahrhundert ringförmig um die Stadt errichtet wurden. Sie war nicht gemauert, sondern bestand aus Erdwällen, Wassergräben und einem Holzunterstand. Im Laufe der Jahre überwucherten Sträucher und Bäume das Areal. Für Laien war die Schanze damit nur noch schwer zu erkennen.

Im Frühjahr 2015 fiel bei der Firma Bierschneider die Entscheidung, das Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft des Autohauses "wieder herzurichten", die Verbuschung zu roden, Unebenheiten zu planieren, so Geschäftsführer Michael Fleischmann. Ein Teil sollte als Stellplatz für Autos dienen, die restliche Fläche eingesät und neu bepflanzt werden. Fleischmann versicherte im Gespräch mit dem DK, damals nichts von der historischen Bedeutung des Gebiets gewusst zu haben. Die Behörden stoppten die Arbeiten und drohten mit einem Verfahren, sollten sie wieder aufgenommen werden. Nachdem ein im Oktober 2015 anberaumter Ortstermin mit dem Bauordnungsamt ausgefallen sei, habe man "nichts mehr von der Stadt gehört", erklärte Fleischmann vergangene Woche dem DK. Nach einem Jahr des Wartens habe man sich deswegen entschieden, die Arbeiten zu vollenden. Seit September dieses Jahres ist die Fläche nun eingeebnet.

Die Stadtverwaltung widerspricht der Darstellung, es habe in der fraglichen Zeit keine Gespräche gegeben. Pressesprecher Michael Klarner berichtet von mehreren Terminen, bei denen das Bauordnungsamt und Vertreter des Unternehmens die Angelegenheit diskutiert hätten. So seien im März 2016 "verschiedene Varianten" diskutiert worden, wie die Reste des Bodendenkmals erhalten werden könnten.

Auf Nachfrage des DK hat Fleischmann am Freitag eingeräumt, dass es diese Gespräche gegeben hat. Unter anderem mit Ulrike Brand, der Leiterin des Stadtplanungsamtes. Das Thema sei aber nur am Rand anderer Diskussionen besprochen worden. "Die Initiative ging dabei nicht von der Stadt aus", versichert Fleischmann. Es sei "ewig nichts weitergegangen". Einen Vorschlag der Firma Bierschneider, wie weiter zu verfahren sei, habe die Stadt abgelehnt. Es sei deutlich geworden, dass die Stadt keine Möglichkeit sieht, einem Abriss der Schanze zuzustimmen.

Jetzt hat das Unternehmen ohne Genehmigung gehandelt und Fakten geschaffen. Gegen einen ergangenen Bußgeldbescheid habe die Firma Bierschneider bereits Widerspruch eingelegt, erklärte Fleischmann. Diese Aussage rief bei der Stadtverwaltung Verwunderung hervor. Es sei noch gar kein Bescheid ergangen, lediglich die Androhung einer Strafe sei dem Unternehmen zugestellt worden, so Klarner. Auch das räumt Fleischmann jetzt ein. An einem Widerspruch will er dennoch festhalten. Der werde fristgerecht eingelegt werden, betonte er.