Ingolstadt
Karts kommen, aber Silla bleibt draußen

Stadträte loben Motorsportspektakel – aber auf den Gyros-Stand auf dem Christkindlmarkt verzichten sie

01.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Silla Pilsner darf heuer keinen Gyrosstand auf dem Christkindlmarkt betreiben. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Innenstadtfreund Michael Krüper kann Gokarts ordern: Der Veranstaltungsausschuss gab ihm gestern grünes Licht für sein Rennen. Beleidigt waren die Stadträte aber, weil sie beim Halbmarathon nicht mitdiskutieren durften. Genauso reagierte Silla, die beim Christkindlmarkt zuschauen muss.

Die Zahl derer, die gestern mehr oder weniger angefressen den Großen Sitzungssaal im Rathaus vorzeitig verließen, war durchaus bemerkenswert. An vorderster Front Silla Pilsner, deren Gyros-Stand auf die Tagesordnung gerückt war. Allerdings nur für eine kurze Erklärung von Kulturreferent Gabriel Engert, der begründen sollte, warum der Christkindlmarkt heuer (nach 28 Jahren) erstmals wieder ohne den griechischen Drehspieß auskommen wird. Sillas Bewerbung war bekanntlich abgelehnt worden. Und, das war die Quintessenz von Engerts Vortrag, bleibt so: „Für 2014 ist der Zug abgefahren.“ Alle Plätze seien belegt und die Verträge an die Standbetreiber verschickt.

Silla hat keinen bekommen, weil sie laut Engert die (vom Stadtrat festgelegten) „Gestaltungsrichtlinien“ für den Markt über mehrere Jahre nicht eingehalten hat. Und trotz mehrfacher Aufforderung „im persönlichen Gespräch“ durch den aktuellen Marktmeister Marcus Jaud und auch dessen Vorgänger Friedhelm Lahn keine Anstalten gemacht habe, etwas an ihrer Bude zu ändern. Die soll laut den Richtlinien keine Plastikplane als Dach, Neonröhren, blinkende Werbung oder bunte Farben für die Wände haben. „Wir haben sie auch schriftlich hingewiesen“, so Engert. Passiert sei „über Jahre“ nichts. Also schloss die Verwaltung die Standbetreiberin für 2014 aus. Der Veranstaltungsausschuss hatte das in einer früheren Sitzung einstimmig mitgetragen.

Auf Unterstützung aus dessen Reihen konnte Silla gestern kaum hoffen. Die Stadträte, die schon länger in dem Ausschuss sitzen, sprangen der Verwaltung sogar eher zur Seite, was den Eindruck verstärkt, in der Gyros-Affäre könnte noch mehr im Argen liegen. Silla blieb zwar in ihren Zwischenrufen dabei, nie etwas schriftlich oder gesagt bekommen zu haben. Aber auch ihre 700 Unterstützerunterschriften halfen ihr nicht weiter. Sie könne sich selbstverständlich für 2015 wieder bewerben, sagte Engert. Die Standbetreiberin verließ sauer den Saal.

Um kurz vor 18 Uhr traten einige Stadträte denselben Weg an, obwohl die Sitzung da noch lief. Johann Stachel war zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr sonderlich gut gelaunt. Er ging aber – unter anderem mit Karl Ettinger und Brigitte Fuchs –, weil um Schlag sechs der Bezirksausschuss Mitte (Thema Jesuitenstraße) zusammentrat. Die Laune hatte dem Freien Wähler der Halbmarathon verhagelt, bei dem sich die Veranstalter Roland Muck und Roland Knoll unter Vermittlung des OBs mit IN-City auf Veränderungen geeinigt hatten. Der Sport- und Veranstaltungsausschuss aber durfte das Ergebnis – wie den Abzug des Fitnesslaufs aus der Innenstadt – nur „zur Kenntnis nehmen“, wie Stachel patzig sagte. Auch Klaus Mittermaier (SPD) war „befremdet“, dass die Streckendiskussion ohne die Einfälle der Ausschussmitglieder geführt worden war. Sportamtschef Martin Diepold verwies auf die vielen Streckenänderungen, die es fast jedes Jahr gegeben habe. Der neuerliche Vorschlag sei sogar von den Veranstaltern selbst gekommen. „Und das sind beim Fitnesslauf auch nur 700 Leute. Die sind in drei Minuten durch“ – der Verlust für die Altstadtlokale sei also überschaubar.

Diskutiert wurde dafür umso mehr über das Kartrennen, das Michael Krüper, der Präsident der Innenstadtfreunde, nächsten Juli eine Woche nach dem Bürgerfest aufziehen will – und das seit gestern auch mit grünem Licht von den Stadträten darf. Alle fanden das Engagement toll, doch natürlich konnten einzelne Ausschussmitglieder die Zeit bis zur Abstimmung nicht ohne ein paar gut gemeinte Ratschläge – im Volksmund auch „Bedenken“ genannt – verstreichen lassen.

Lärm bei der Rennparty am Abend war Johann Stachels Sorge („Alle DJs sind geeicht: je lauter, desto lieber“), Christian Höbusch schlug Elektrokarts vor („Ich wäre kein Grüner, wenn ich das nicht sagen würde“) und Teile der CSU (Hans Achhammer/Brigitte Fuchs) brachten den Ingolstädter „Veranstaltungsklassiker“ mit der Frage nach den Parkplätzen, wenn – wie Küper annimmt – insgesamt 3000 Leute an den drei Veranstaltungstagen kommen und den Volksfestplatz bevölkern. Denn das wird der Veranstaltungsort sein. „Alle Pläne sind dafür gemacht“, so Krüper. Den Stadträten war egal, ob dort oder am FC-Sportpark. Krüper hat ein Angebot des Eigentümers IFG zum Volksfestplatz vorliegen. „Dann gehe ich auch davon aus, dass die kein Problem damit haben.“