Ingolstadt
Standortfrage vorerst offen

Großes Areal steht für den Ideenwettbewerb des Kammerspiele-Neubaus zur Verfügung

25.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Runder Tisch mit Architektur-Größen aus Deutschland und der Schweiz: Im Foyer des Stadttheaters hörten gestern Mittag rund 100 Besucher zu, als es um den nahenden Wettbewerb zum Kammerspiele-Neubau und seinen Standort ging. Links Moderator Markus Omasreiter. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) "Ein Standort für den geplanten Neubau der Kammerspiele steht noch nicht fest." Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle betonte gestern Mittag im Foyer des Stadttheaters, dass solche Entscheidungen erst im Laufe des zweiphasigen Wettbewerbs fallen.

Rund 100 Zuhörer waren zum zweiten von drei Teilen der "Theatergespräche" gekommen, die sich um die Kammerspiele und alle Fragen drumherum drehen. Das Stadtplanungsamt möchte so die Öffentlichkeit umfassend an Überlegungen und Planungen teilhaben lassen.

Aus der Schweiz waren die beiden Architekten Ueli Zbinden und André Bideau angereist, am runden Tisch saßen neben Preßlein-Lehle auch der Ingolstädter Stadtheimatpfleger Tobias Schönauer und der Moderator Markus Omasreiter (gebürtiger Weicheringer und Architekt aus München). Während das Denkmalamt den Termin abgesagt hatte, war zumindest die Regierung von Oberbayern vertreten.

Im Mittelpunkt standen der bauliche Aspekt und der Blick von außen auf das Stadttheater. Preßlein-Lehle hoffte, mit dieser Diskussion "die Sichtweise zu erweitern und den Blick zu schärfen". Bideau sieht in Hardt-Waltherr Hämer, dem Architekten des Ingolstädter Stadttheaters, einen Provokateur, der gegen das Tabula rasa der damaligen Zeit anging. "Er hat mit dem Theaterbau eine Stadt in der Stadt geschaffen, eine vielseitige und vielfältige Innenwelt, ein Gebäude, das mit der Innenstadt kommuniziert." Für Bideau gibt es in Ingolstadt, im Gegensatz zu anderen Städten, aber viele Stadtkronen, also herausragende Bauwerke. Hämer habe das Theater als Antipode vor die Stadt gestellt.

Für Zbinden ist das Stadttheater "Stadtgeschichte". Der Schweizer spürt eine Spannung, die sich zwischen Theater und Innenstadt aufbaut. Zbinden fasziniert die Rauheit und Direktheit des Hauses, ihm gefällt, "dass in der Stadt viel raue Substanz vorhanden ist, die noch nicht zu Tode renoviert wurde".

Für Schönauer ist der Hämer-Bau "unstrittig ein herausragendes Baudenkmal seiner Zeit". Dass das Theater "eine bessere Situation" (Schönauer) braucht, ist ebenso unstrittig. So drehte sich nach den Ausführungen der Spezialisten die Diskussion um die Fragen: Wie schaut der Wettbewerb aus? Wann geht es los? Gibt es einen Terminplan? Welcher Standort ist favorisiert? Blockiert das Urheberrecht einen Teil der möglichen (Umbau-)Ideen?

Preßlein-Lehle versicherte, dass es noch keinen Standort gibt. "Erst nach dem ersten Teil des Einladungswettbewerbs wird die Standortfrage geklärt." Die Stadtbaurätin erläuterte auf Nachfrage aus dem Publikum: "Es ist ein großer Bereich, die Planungen sind keineswegs nur auf den Parkplatz beschränkt." Das Areal zieht sich von der Konrad-Adenauer-Brücke bis zur Roßmühlstraße, reicht von der Stadtmauer bis zur Donau. Der Viktualienmarkt bleibt aber außen vor.

Während für Schönauer die Urheberrechte des inzwischen verstorbenen Hämer ein Problem sind ("Es ist höchst schwierig"), meinte Preßlein-Lehle, sie stehe in gutem Kontakt mit den Personen, die nun die Urheberrechte besäßen. Sie weiß aber auch: "Eine Lösung wird es nur geben, wenn ein Architekt einen hinreißenden Entwurf erarbeitet und dann geklärt wird, inwieweit dieser mit den Restriktionen des Urheberrechts vereinbar sein könnte."

Zum Ideenwettbewerb werden übrigens Architekturbüros eingeladen. Die Stadtbaurätin verteidigt diese Vorgehensweise: "Wir arbeiten mit Architekten zusammen, die schon mal einen Kulturbau erfolgreich realisiert haben." Diesem schließt sich ein Realisierungswettbewerb an. Wenn dieser gestartet sei, wird es einen Terminplan geben, so Preßlein-Lehle.

Das Umfeld des Stadttheaters kritisierte Zbinden recht deutlich, erkannte stimmungsmäßige Defizite. Zum Beispiel sei der Parkplatz "unsäglich", und es brauche auch keine vierspurige Straße an der Donau. Das Stadttheater verdiene "eine andere Betrachtung der Außenräume". Zum Schluss wünschte Zbinden Ingolstadt eine schnellere Realisierung als in Basel, wo es 25 Jahre gedauert hat. "Ich hoffe auf möglichst zeitnahe gute Ergebnisse."