Ingolstadt
Jetzt gilt die elektronische Gesundheitskarte

Die elektronische Gesundheitskarte ist da – doch nicht alle in Ingolstadt sind glücklich darüber

07.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:14 Uhr

Die elektronische Gesundheitskarte ist da. Seit Januar gilt sie. Die alte Versichertenkarte wird aber noch angenommen - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Dass sie wirklich kommt – daran hatte schon kaum jemand mehr geglaubt. Doch seit 1. Januar gilt sie offiziell: die elektronische Gesundheitskarte, deren Entwicklung nach über zehn Jahren immer noch nicht ganz abgeschlossen ist. Denn momentan funktioniert die Karte wie eine normale Versichertenkarte.

Einziger Unterschied: Die Karte verfügt über ein Lichtbild. Damit soll dem Missbrauch der gesetzlichen Krankenversichertenkarten Vorschub geleistet werden. Die eigentlichen Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte, etwa die Speicherung von Notfalldatensätzen oder der elektronische Zugang zu Patientenakten, sind nach wie vor Zukunftsmusik.

Auch wenn die neue Karte seit 1. Januar gilt, wer noch seine alte Versichertenkarte hat, braucht zumindest vorübergehend keine Angst haben, dass er beim Arzt nicht behandelt wird oder die Rechnung als Privatrechnung selbst bezahlen muss. Darauf weist die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) hin. Relevant für den behandelnden Arzt sei lediglich das auf der Versichertenkarte aufgedruckte Gültigkeitsdatum.

„Wir nehmen jeden dran, egal ob mit alter oder mit neuer Karte“, betont Hausarzt Anton Böhm. Die meisten seiner Patienten hätten aber bereits die neue Karte. Böhm – er ist Sprecher der Ingolstädter Hausärzte – sieht in der elektronischen Gesundheitskarte ohnehin kaum Vorteile. Die Entwicklung habe Milliarden gekostet, die Karte mache aber „sehr wenig Sinn“. In der zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehenen Freigabe von Notfalldatensätzen sieht der Mediziner sogar Gefahren. Denn der Patient entscheide selbst, welche Daten auf der Karte sind. „Wenn die wirklich sensiblen Dinge wie Einnahme von Psychotika oder von HIV-Medikamenten nicht draufstehen, kann das zu einer falschen Behandlung führen.“ Auch den Missbrauch der gesetzlichen Krankenversicherungskarten sieht Böhm nicht dramatisch. „In Ingolstadt kenne ich nur einen Fall.“ Eine Frau hatte sich mit falscher Versicherungskarte operieren lassen.

Lutz Fischer, Leiter des Ingolstädter Servicecenters der DAK, sieht die Missbrauchsgefahr anders. Weniger hierzulande, als vielmehr in Grenzgebieten, wo Versichertenkarten auf dem Schwarzmarkt verkauft würden.

94 Prozent der DAK-Versicherten seien bereits mit neuen Gesundheitskarten ausgestattet. Bei der AOK liegt die Quote laut Johann Schiechel mittlerweile sogar „bei fast 100 Prozent“. Ähnlich sieht es bei der Audi-BKK aus. Laut Sprecher Philipp Drinkut waren Ende des abgelaufenen Jahres 95 Prozent der Versicherten mit der neuen Karte versorgt. Genau so viele sind es laut Matthias Eberitzsch bei der KKH.

Bundesweit sind derzeit rund 67 Millionen Versicherte der gesetzlichen Kassen mit der neuen Karte ausgestattet. Die alte ist ungültig – wird aber bis September anerkannt.