Ingolstadt
Jede helfende Hand ist wichtig

Rund 60 Altenpflegeplätze können in Ingolstadt wegen mangelnder Fachkräfte nicht belegt werden

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Situation im Heilig-Geist-Spital, der Mangel an Altenpflegekräften und mögliche Maßnahmen waren Gegenstand im jüngsten Sozialausschuss. Aktuell können wegen Fachkräftemangels 60 der rund 1250 Pflegeplätze nicht belegt werden.

Eine Verpflichtung, selbst ein Heim zu betreiben, haben Kommunen laut Sozialreferent Wolfgang Scheuer nicht. Es bestehe lediglich eine "Hinwirkungspflicht". Was das jetzt allerdings konkret bedeutet, hat sich auch dem Juristen Scheuer trotz intensiver Recherche nicht so recht erschlossen. Eingangs der Sozialausschusssitzung am Donnerstagnachmittag erläuterte er kurz die rechtliche Situation. Außerdem wies er darauf hin, dass auf Wunsch von OB Lösel ein Gutachten zur Pflegesituation in der Region erstellt werde. Bis jedoch alle Daten vorliegen, könne es noch etwas dauern.

Derzeit gibt es laut Scheuer rund 1250 stationäre Pflegeplätze. Davon konnten zuletzt 60 wegen Mangels an Fachkräften nicht belegt werden. Die Stadt mache deshalb massiv Werbung für den Pflegeberuf. Scheuer erinnerte an den Fachtag Pflege, der wiederholt werden soll, an die Infoveranstaltungen in den Schulen und an den Schulversuch von Berufsbildungszentrum und Klinikum, Asylbewerber als Pflegekräfte zu gewinnen.

Im Anschluss entspann sich eine lebhafte Diskussion über die Ursachen des Pflegekräftemangels und mögliche Abhilfe. Von einem "Megathema" sprach Dorothea Deneke-Stoll (CSU) und schlug vor, gezielt Menschen um die 40, die sich noch weiter entwickeln wollen, auf eine Nachqualifizierung anzusprechen. "Die Pflegediskussion haben wir vor 40 Jahren schon geführt", erinnerte sich Gerd Werding (FW). Der langjährige Arzt hat vor allem eine Erklärung, warum der Pflegeberuf so unattraktiv ist: die Bezahlung. Er rief dazu auf, deutlich früher in den Schulen Werbung zu machen.

Veronika Peters (SPD) erinnerte an die Vereinbarung im Stadtrat, eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema ins Leben zu rufen. Jürgen Siebicke (BGI) möchte diese so bald wie möglich gründen, aber Referent Scheuer riet dazu, zunächst das Gutachten abzuwarten, damit gesicherte Zahlen vorliegen. Auch die Heimträger sollen in der Arbeitsgruppe vertreten sein. Das sprachliche Niveau von Pflegekräften sprach Christian Höbusch (Grüne) an. "Wir sollten auch an die Krankenpflege denken", appellierte Simona Rottenkolber (CSU). Sie erklärte, dass ein Wohnheim für Pflegekräfte nötig sei. Auch Wohnungen für Pflegekräfte in den Heimen könnten nach ihrer Ansicht eine Lösung sein.

Rechtsreferent Helmut Chase erklärte, dass die Vermietung von Appartements an Pflegekräfte in die Überlegungen einbezogen werde. Allerdings dürfe deswegen kein Zimmer leerstehen. Man sei bestrebt, das Anna-Ponschab-Haus, das bei der jüngsten Überprüfung Note 1 erhalten habe, zu füllen.

Ein Online-Portal für Pflegeplätze brachte Thomas Thöne (ÖDP) ins Gespräch. Heime sollten dort freie Plätze eintragen. Christine Einödshofer erinnerte daran, dass so etwas schon einmal probiert worden sei. Das Ergebnis: ein Eintrag in einem Dreivierteljahr, so die Leiterin des Sozialamts. Sollte es einmal wieder freie Heimplätze geben (derzeit gibt es eine Warteliste), wäre dies wieder einen Versuch wert. "Wir können nur an ganz kleinen Stellschrauben drehen", erklärte Thöne und kam auf die Bezahlung zurück: "3,90 Euro Nachtdienstzulage sind einfach lächerlich."