Ingolstadt
"Innovationscampus" statt Öl

Audi-Spitze äußert sich zum Kauf des Raffinerie-Areals von Bayernoil und vergibt einen Namen

10.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:33 Uhr
Im Blick der Medien: Nach der großen Jahrespressekonferenz im Auslieferzentrum (Bild) setzte sich Audi-Chef Rupert Stadler (blaue Krawatte) noch mit regionalen Pressevertretern zusammen. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Aus dem Bayernoil-Raffineriegelände wird der „Innovationscampus“ von Audi. Unter diesem Motto und mit diesem Namen wird der Autobauer den Großteil der 75 Hektar nach der Sanierung bebauen.

Vorstandschef Rupert Stadler sprach gestern von einem „eindeutigen Bekenntnis zum Standort“. Nach der großen Jahrespressekonferenz mit Journalisten aus aller Welt setzten sich Stadler, Personalvorstand Thomas Sigi, die Werkleiter Peter Kössler und Fred Schulze sowie die Betriebsratschefs Peter Mosch und Norbert Rank mit regionalen Pressvertretern der beiden deutschen Standorte Ingolstadt und Neckarsulm zusammen. An beiden erweitert Audi großflächig, hat entsprechende Grundstücke erworben oder ist – wie im Fall Bayernoil im Ingolstädter Südosten – kurz davor. Der Ausbau sei ein Signal „für nachhaltiges Wachstum“, sagte Stadler. In Ingolstadt und Neckarsulm baut Audi „die Hälfte des gesamten Volumens“ an Autos, so Stadler. Weiteres Personal soll eingestellt werden, heuer erneut mehr als 4000 Leute, wobei aber offen ist, wie viele Neue wohin kommen. „Es gibt keine Quote, was den Standort betrifft“, sagte Thomas Sigi. Man stelle „kompetenzorientiert“ ein, vor allem in den Zukunftsbereichen wie Digitalisierung, Batterien oder Leichtbau. Geplant sind: rund 1800 Akademiker, 1500 Beschäftigte für die Produktion und 750 Auszubildende beziehungsweise junge Menschen für ein duales Studium.

Diese könnten irgendwann auch im Ingolstädter Südosten ihren Arbeitsplatz finden, wo der Autobauer das frühere Raffinerie-Areal aufkaufen wird. Er bezahlt den symbolischen Preis von einem Euro, halst sich damit aber auch die Sanierung der Altlasten auf. Wie berichtet, hatte der Audi-Aufsichtsrat Ende Februar grünes Licht für das Geschäft mit dem Grundstückseigentümer Bayernoil gegeben. Nach Neuburg, Münchsmünster und dem gerade wachsenden Bürokomplex an der Ettinger Straße (ehemaliges Brunnquell-Gelände) folgt damit das nächste Großprojekt in der Region jenseits des bisherigen Stammwerks. Nachdem der Aufsichtsrat den Kauf abgesegnet hat, sprach Stadler erstmals öffentlich vom „Innovationscampus“, der dort namentlich entstehen soll – „auch mit einigen interessanten Zulieferern“.

Wie der Ingolstädter Werkleiter Peter Kössler ergänzte, plant der Autobauer „einen Technologiecluster über alle Bereiche“. Das heißt, auf den 60 Hektar, die Audi von den 75 Hektar Gesamtfläche bebauen will, wird ein gesamter Querschnitt aller Audi-Branchen angesiedelt.

Als erster Schritt steht laut Kössler im Zeitplan der Gründungstermin für die gemeinsame Entwicklungsgesellschaft mit der Stadt Ingolstadt beziehungsweise deren Tochter IFG, die mit – dem Vernehmen nach – 275 Millionen Euro ausgestattet werden soll – wobei Audi den Löwenanteil von 265 Millionen beisteuert. Die städtischen Gremien werden sich mit dem Vorhaben im Sitzungsdurchlauf bis zur Stadtratsvollversammlung Mitte April beschäftigen.

Parallel überlegen sich die Partner schon, wie man mit dem Verkehr zum „Innovationscampus“ umgehen wird. Auf alle Fälle soll die Autobahnausfahrt Ingolstadt-Süd mit einer direkten Verbindung ans Gelände angeschlossen werden. Dem Vernehmen nach hat sich die Stadt Ingolstadt schon strategisch wichtige Grundstücke dafür gesichert.

Kössler sprach gestern zudem eine Bahnverbindung an, wie sie die Stadtratsfraktion der Grünen in einem Antrag an OB Christian Lösel bereits offiziell fordert. Die Grünen erinnern dabei an die frühere Bahntrasse, die einst bestand. Man könne das Gelände von Norden und Süden auf Schienen erschließen, ist auch Kössler überzeugt. Der Werkleiter hatte sich in den vergangenen Monaten bereits als Verfechter eines Bahnhalts am Audi-Werk hervorgetan. Bei einer Anbindung des „Innovationscampus’“ sei die Stadt am Zug: „Das ist natürlich eine Frage für die Kommune, ob sie das will.“

Von einer Bahn könnten auch der FC Ingolstadt und seine (Bundesliga-)Zuschauer im Audi-Sportpark profitieren, der dem Autobauer – konkret seiner Quattro GmbH – gehört. Nicht nur das: Mit dem Audi-Campus als Nachbar dürfte sich die Parkplatzsituation beim Fußball auf lange Sicht entspannen. „Das kann ich mir schon vorstellen, dass wir sie unter der Woche nutzen und die am Wochenende“, sagte Stadler zu den geplanten Stellplätzen auf dem „Innovationscampus“.

Ob der Fußballclub irgendwann vielleicht sogar sein Vereinsgelände auf das neu gekaufte Grundstück seines Hauptsponsors erweitert, ist dagegen noch eine sehr vage Vorstellung. Stadler sagte lächelnd: „Jetzt haben es erst einmal wir...“