Ingolstadt
Ingolstadt geht in die Höhe

Planer sehen vor allem entlang der Bahnlinie geeignete Standorte für Gebäude bis zur 50-Meter-Grenze

09.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Grüner Ring um die Schanz: Der Glacisgürtel wird am Dienstag ein Thema im Stadtentwicklungsausschuss sein. Im Mittelpunkt steht dabei der Bebauungsplan, dessen Verfahren nach fünf Jahren wieder aufgenommen wird. Das dominierende Langhaus des Münsters gilt als Obergrenze für künftige Hochhauspläne in der Kernstadt - Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle sieht zwar keinen unmittelbare Gefahr, „dass wir morgen ein Bankenviertel bekommen“. Aber das Thema Hochhäuser rückt auch für die Ingolstädter Stadtplanung mehr und mehr in den Mittelpunkt. So auch am Freitag im Gestaltungsbeirat.

Das Beratergremium mit fünf externen Architekten diskutierte wie gewohnt hinter verschlossenen Türen über städtebaulich wichtige Projekte. Am Nachmittag berichteten stellvertretender Vorsitzender Karl Frey, die Stadtbaurätin und Stadtplanerin Ulrike Brand vor der Presse über die Ergebnisse.

„Man kann die Hochhausdiskussion nicht isoliert von der Silhouettenbildung führen“, sagte Brand. Der Beirat habe sich bereits existierende, markante Gebäude in der Stadt angeschaut. An bestimmten Stellen wären weitere Hochhäuser „zur Akzentuierung durchaus stadtverträglich“. Nach den Worten Brands hat das Stadtplanungsamt dafür eigene „Kriterien entwickelt“.

Ein Hochhaus in diesem Sinn sei alles, was über acht Etagen oder etwa 22 Meter hinausgeht, einfach deshalb, weil darüber baurechtlich und brandschutztechnisch strengere Vorschriften gelten. Die wiederum seien ein wirtschaftlicher Faktor für mögliche Investoren. Nach den Vorstellungen der Stadtplaner wäre in einem breiten Streifen entlang der Bahntrasse für Hochhäuser bis zur 50-Meter-Grenze eine geeignete „Entwicklungsachse“.

Für Referentin Preßlein-Lehle gelten die 50 Meter in der Kernstadt deshalb als Limit, weil dies der Höhe des Münster-Langhauses entspricht. Die 50 Meter seien „für Wohnhochhäuser genau richtig“. In der Weningstraße gibt es bereits konkrete Planungen der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft. Vielleicht fühlten sich jetzt weitere Investoren angeregt, sagte die Stadtbaurätin. Brand ergänzte, dass Knotenpunkte mit gutem Nahverkehrsanschluss und Nahversorgung als Standorte besonders geeignet sein. Die Stadt werde bei solchen Gebäuden „mit Fernwirkung“ darauf achten, dass die Öffentlichkeit frühzeitig in die Planung mit einbezogen werde. „Die Ingolstädter Maßstäblichkeit ist für uns wichtig.“ Weiter draußen, auf dem ehemaligen Bayernoil-Gelände, denkt Audi bekanntlich an ein Hochhaus, das etwa 75 Meter erreichen soll.

Entlang der Straße Auf der Schanz dürfte sich in den nächsten Jahren zwischen Katharinen-Gymnasium und Kavalier Hepp baulich einiges änder. Angestoßen durch die Debatte über die neue Reuchlin-Turnhalle stellte Preßlein-Lehle im Beirat eine städtebauliche Studie zur Diskussion. „Für uns ist es wichtig, dass wir Ideen auf den Tisch bekommen“, kommentierte Karl Frey die Untersuchung, die allerdings sehr allgemein gehalten war und sich nicht auf konkrete Bauvorhaben bezog. Wie es hieß, sind auf dem Gelände des Roten Kreuzes ebenso bauliche Veränderungen möglich wie auf dem Steyler-Areal, das von der Universität genutzt wird.

Keine bauphilosophischen Überlegungen, sondern ein ganz konkretes Projekt lag dem Beirat ebenfalls zur Begutachtung vor, und zwar kein kleines. Auf einem Dreiecksgrundstück neben dem Kaufland zwischen Richard-Wagner-, Stinnes- und Hans-Stuck-Straße plant die Investorengemeinschaft Bacher & Dreßler einen Komplex mit Büros, Einzelhandel und Boardinghouse.

Eine Tiefgarage mit zwei Etagen und etwa 445 Plätzen zeigt die Dimension dieses Vorhabens. Während der bisherige Bebauungsplan dort nur maximal drei Geschosse zulässt, wollen die Investoren beträchtlich höher, nämlich bis zu sieben Etagen bauen. Der Bebauungsplan werde, wie Referentin Preßlein-Lehle ankündigte, „angepasst“. Der bestehende Fußweg zur Herschelschule bleibe bestehen. Architekt Frey betonte, dass die vorgesehenen „Baumassen der Triangel“ nicht separat verteilt, sondern ein „in sich geschlossener Block“ werden sollten.