Ingolstadt
In aller Freundschaft

Die Ingolstädter Ludovicia pflegt seit gut 90 Jahren die Kameradschaft – auch nach dem Schulabschluss

05.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:56 Uhr

Violett, Weiß und Grün: Die Farben der Studenten- und Absolventenverbindung Ludovicia trägt Michael Huber-Nischler mit Stolz. Er ist inzwischen Fuxmajor und kümmert sich um den Nachwuchs der Gruppe. Daher trägt er zusätzlich einen Fuchsschwanz - Foto: Lodermeyer

Ingolstadt (DK) Freundschaft und Tradition, darum geht es den Mitgliedern der Ludovicia. Die Ingolstädter Studenten- und Absolventenverbindung gibt es seit gut 90 Jahren. Vom Auszubildenden über den Studenten bis hin zum Geschäftsführer ist jeder willkommen.

Der Großvater stürmte einmal in ein Wirtshaus, schon vor einigen Jahrzehnten. „Er hatte seine Uniform an“, erzählt Michael Huber-Nischler. Daher befürchteten die anderen Gäste kurz, der junge Mann wolle einen Aufstand vom Zaun brechen. Ein voreiliger Schluss, doch der Großvater hatte seitdem seinen Spitznamen sicher: Putsch. So nannten ihn schließlich auch die Brüder aus seiner Münchner Burschenschaft. Heute rufen die Mitglieder der Ingolstädter Ludovicia seinen Enkel mit diesem Namen.

Diese Alias gehören zur Tradition der Verbindung, jedes Mitglied bekommt einen solchen Namen. Früher sollten durch diese Decknamen Standesunterschiede ausgeblendet werden, bis heute behalten die Verbindungen diese Tradition bei. Michael Huber-Nischler hat sich das Alias Putsch ausgesucht, „zu Ehren meines Großvaters“. Und der ist auch nicht ganz unschuldig daran, dass der 22-Jährige heute selbst Mitglied einer Absolventenvereinigung ist, schließlich gehörte nach dem Opa auch der Vater zu einer solchen Gruppe. „Ich bin damit aufgewachsen“, erzählt der Junior. „Es gibt ein Foto von mir und meinem Bruder noch im Buggy, da haben wir schon die Mützen auf.“ Seit 2005 gehört er selbst zur Ludovicia. Auch sein Bruder Martin ist Mitglied in der Verbindung, er gehört seit 2003 dazu.

Die Ingolstädter Studenten- und Absolventenverbindung bringt es aktuell auf etwa 40 Mitglieder. „Bei uns geht es nicht um Religion oder Politik“, sagt Michael Huber-Nischler. „Viele meinen, alle Studentenverbindungen und Burschenschaften sind rechts.“ Die Ludovicia aber sei konfessionell und politisch ungebunden.

Die Mitglieder stellen selbst Vorträge, Feste und andere Veranstaltungen auf die Beine. Außerdem reisen sie zu zahlreichen anderen Vereinigungen, vor allem zu Jubiläen. „Der Sinn bei der Gründung 1921 war, dass man sich auch nach dem Schulabschluss noch trifft und die Freundschaft aufrecht erhält“, erklärt der 22-Jährige. „Das ist noch immer so.“ Es geht den Männern – Damen sind in der Ingolstädter Verbindung nicht erlaubt, bei manchen Terminen aber gerne gesehen – um die Beziehungen zu anderen Mitgliedern und auch zu anderen Verbindungen.

Angefangen hatte Michael Huber-Nischler noch als sogenannter Foxi: Eigentlich müssen die Mitglieder 16 Jahre alt sein und die Mittlere Reife haben; doch einige konnten es nicht abwarten, genauso wenig der heute 22-Jährige. Kurzerhand führte die Ludovicia also die Vorstufe Foxi ein. Danach war Michael Huber-Nischler einige Zeit ein Fuxen: ein Mitglied, dass allerdings noch keine Ämter innerhalb der Verbindung annehmen darf. Heute ist er ein sogenannter Bursche.

Vom Auszubildenden über den Handwerker bis hin zum Unternehmer: Die Mitgliedschaft der Ludovicia ist bunt gemischt. „Da ergeben sich natürlich auch gewisse Möglichkeiten, in den Beruf einzusteigen“, sagt Michael Huber-Nischler. Schließlich knüpfe man zahlreiche Kontakte. „Das gehört ja auch zur Freundschaft dazu, dass man sich hilft.“