Ingolstadt
Impulse aus Essen und Heidelberg

Ingolstädter Kreativ-Unternehmer treiben Vernetzung weiter voran

30.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Schulterschluss im Kap 94: Unter der Moderation von Oliver Wittmann vom Bayerischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft diskutierten Ingolstädter Unternehmer die nächsten Schritte auf dem Weg einer besseren Vernetzung. Zuvor hatten Jens Kobler vom Verein Kreative Klasse in Essen (erste Reihe von links) und Frank Zumbruch, Leiter des Kreativwirtschaftszentrums in Mannheim, von ihrer Arbeit berichtet. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Gut 60 Vertreter der Kreativwirtschaft sind gestern im Kap 94 zusammengekommen. Diskutiert wurden Möglichkeiten der Vernetzung und wie die Belange der Berufsgruppe besser bekanntgemacht werden können. Dabei hoffen die Unternehmer auch auf die Stadt.

Zuletzt hatte die Branche im September auf Einladung der Industrie-Fördergesellschaft (IFG) Zielsetzungen erörtert, Kontakte ausgetauscht, Wünsche und Forderungen formuliert. Auch wenn es solche Initiativen schon länger in Ingolstadt gibt, empfanden viele Teilnehmer diese Veranstaltung als eine "Initialzündung". Jetzt gelte es, "diese gute Stimmung in den November zu retten", wie es Alexandra Kröner von der IFG gestern formulierte. Dazu hatten die Veranstalter und Mitorganisator Oliver Wittmann vom Bayerischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft zwei Referenten geladen: Jens Kobler und Frank Zumbruch erzählten, wie es im Ruhrgebiet und der Rhein-Neckar-Region gelungen ist, die Bedeutung der Kreativwirtschaft im Bewusstsein der Lokalpolitik zu verankern und Kooperationen innerhalb der Branche sowie mit der "klassischen" Wirtschaft zu realisieren. Kobler berichtete vom Verein Kreative Klasse in Essen, der sich 2011 gegründet hat, um im Nachklang der weithin beachteten Projekte im Programm der Europäischen Kulturhauptstadt 2010 ein branchenübergreifendes Netzwerk kreativer Unternehmer zu knüpfen. Er riet den Ingolstädtern, einen solchen Zusammenschluss nicht nur zur Kontaktpflege zu nutzen. Stattdessen gelte es, Lobbyarbeit zu betreiben und etwa mit Veranstaltungen auf sich aufmerksam zu machen.

Frank Zumbruch ist Leiter des Kreativwirtschaftszentrums in Mannheim. Die Situation dort sei allerdings nicht mit Ingolstadt zu vergleichen, da die Stadt an der Neckarmündung Kreativberufe von der Softwareentwicklung bis zur Musik - Stichwort: Pop-Akademie - längst als wichtigen Standortfaktor erkannt habe. Zumbruch berichtete deswegen lieber von seiner Zeit aus Heidelberg, wo er nach der Jahrtausendwende zunächst begann, ein Netzwerk von Werbe-Agenturen zu spinnen. Die Situation in Heidelberg sei damals ähnlich wie die heute in Ingolstadt gewesen: Wirtschaftlich prosperierend und mit Vollbeschäftigung, habe kaum jemand in der Stadt Notiz von den kreativen Berufen genommen. Auch in Ingolstadt sei es wohl so, dass viele Politiker, Unternehmer und Bürger gar nicht wüssten, was es in ihrer Stadt alles gibt. Da würden Designaufträge lieber nach München, Nürnberg oder Hamburg vergeben. "Das ist ja okay, aber keiner darf sagen können: ,Ich wusste doch nicht, dass es so was auch in Ingolstadt gibt €˜", so Zumbruch. "Wir haben uns deswegen erst einmal gezeigt." Mit der vermehrten Sichtbarkeit sei irgendwann auch der Heidelberger Oberbürgermeister nicht mehr daran vorbeigekommen, das Thema zu "spielen". Zumbruch wurde 2010 schließlich von der Stadt zum offiziellen "Beauftragten für Kultur- und Kreativwirtschaft" bestellt.

Nach zwei Stunden Vorträgen und Diskussion sowie einer kurzen Pause war es an den Ingolstädtern, die nächsten Schritte zu planen. Kröner gab das Ziel vor, bis März 2017 erste Strukturen zu schaffen. Dazu sollen sich in den nächsten Wochen Vertreter verschiedener Kreativbranchen zu einem Verbund zusammenfinden und auch aktiv auf die Suche nach anderen engagierten Kreativunternehmern in Ingolstadt gehen, um die Gründung eines Vereins oder Ähnliches vorzubereiten. Damit sei es aber nicht getan, betonten einige Zuhörer in ihren Wortmeldungen. Sie forderten eine aktive Rolle der Stadt in dieser Sache. Die Kreativwirtschaft brauche einen "konkreten Ansprechpartner" in der Stadtverwaltung. Die Initiative könne "nicht nur von unten" ausgehen. "Alle anderen Städte haben längst einen Clustermanager", so eine Stimme aus dem Publikum. "Wenn wir das in Ingolstadt nicht auf die Reihe kriegen, sind wir bald am Bodensatz angekommen."