Ingolstadt
Im Mooshäusl geht eine Ära zu Ende

Sepp und Sieglinde Lögl hören Ende 2014 nach 34 Jahren als Pächter und Wirtsleute der Traditionsgaststätte auf

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Ende des Jahres ist für Sieglinde und Sepp Lögl Schluss im Mooshäusl - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Es ist ihr letztes Radifest, das sie an diesem Wochenende als Wirtsleute feiern. Denn Ende des Jahres hören Sepp und Sieglinde Lögl nach 34 Jahren als Pächter des Mooshäusls auf. Damit geht eine Ära in der Ingolstädter Traditionsgaststätte zu Ende.

Nach wie vor bezeichnen Sepp (damals 30) und Sieglinde (damals 23) den Frühschoppen des Dreikönigstags 1981, ihres ersten Tags als Mooshäusl-Wirte, als „größte Feuerprobe“. Die Gaststätte sei proppenvoll gewesen und sie hätten die Gäste nicht nur mit Getränken, sondern auch mit jeder Menge Zigaretten versorgen müssen.

„Wir haben alle Zigarettenschachteln geöffnet, einige Zigaretten ein wenig herausgezogen und die Schachtel auf einem kleinen Teller den Gästen präsentiert“, weiß Sieglinde Lögl noch heute. Eben so, wie es die Hotel- und Gaststättenfachfrau und der Restaurantfachmann gelernt hatten.

Seitdem hat sich nicht nur für die beiden, die sich im Hotel Rappensberger kennengelernt und dann aus den Augen verloren hatten, um schließlich nach vier gemeinsamen Jahren in Oberjoch im Allgäu als Mooshäusl-Wirte nach Ingolstadt zurückzukehren, vieles geändert. Nicht nur, weil wegen des Rauchverbots in den Gaststätten Zigaretten kein Thema mehr sind.

Auch ihr erstes Radifest 1981 sei etwas gewesen, bei dem sie nicht wussten, was auf sie zukommen würde. „Denn wir waren nie vorher auf dem Fest“, gesteht Sieglinde Lögl. Aber auf einmal seien 200 Biertischgarnituren angeliefert worden. . .

Und dann die Sache mit der Mooshäuslbrotzeit, die längst ein Renner ist. „Wir haben sie auf die Karte geschrieben, aber selbst nicht so genau gewusst, aus was sie bestehen sollte“, blickt das Wirtepaar zurück. Schließlich hätten sie bei der Zusammensetzung Anleihen aus ihrer Allgäuer Zeit genommen.

Auch das Sommergeschäft sei immer mehr geworden, denn in ihrer Anfangszeit sei der „Biergartenbesuch noch nicht so in“ gewesen, während im Winter noch deutlich mehr Besucher etwa nach dem Eisstockschießen vom nahe gelegenen Winklerweiher gekommen seien. Aber insgesamt hätten sie in ihren Anfangsjahren von treuen Stammgästen wie den Moosgmoa-Mitgliedern sowie Watt-, Schafkopf- „und sogar preußischen Skatrunden“ gelebt.

1991 kam dann der große Umbau des Mooshäusls: eine größere Theke, mehr Toiletten sowie eine Heizung statt zweier (nicht immer funktionierender) Ölöfen. Und die Lögls legten sich einen großen Heißluftofen zu, in dem seitdem in den Wintermonaten die berühmten Schäuferl und Enten brutzeln, die nicht nur bei Weihnachtsfeiern beliebt sind. Auch die Muschelessen im November erfreuen sich längst einer riesigen Nachfrage.

Dabei sind sie nur zufällig entstanden: Sepp Lögl hatte 1992 einmal für sich selbst Muscheln gekocht. Die Portion war aber zu groß, sodass er den Rest am Stammtisch verteilte. Und weil die „Vorkoster“ begeistert waren, wurde das Muschelessen schnell zur Institution.

Auf die Initiative der Lögls geht auch das Sommerfest zurück, das seit 1995 am Tag vor dem Radifest der Moosgmoa stattfindet. Weil am Freitag immer schon alles für das Radifest aufgebaut gewesen sei, sei ihm die Idee gekommen, auch den Samstag als Festtag zu nutzen, so Sepp Lögl. Und weil die Moosgmoa nichts dagegen hatte, sei es so gekommen.

Am besten in Erinnerung ist den beiden aber ihr zweites Radifest im Jahr 1982 geblieben. Damals dauerte es noch einen Tag und wurde bei schlechtem Wetter um eine Woche verschoben. Auch in jenem Jahr schien es das Wetter nach dem Aufbau nicht gut mit Festwirt Lögl und Veranstalter Moosgmoa zu meinen, das Radifest wurde abgesagt und verschoben. Doch dann drehten sich Wind und Wetter und es wurde schön. Dumm nur, dass der Schlüssel für den bereits angelieferten Biercontainer nicht greifbar war. Moosgmoa-Mitglieder holten deshalb für die dann doch recht zahlreich gekommenen Gäste Fass um Fass aus der Brauerei und schenkten sogar noch aus. Und auch das offizielle Radifest eine Woche später wurde ein Erfolg.

Die Moosgmoa sei überhaupt für ihn „sehr wichtig“, weshalb sie für ihn „erste Priorität“ genieße, so Sepp Lögl. Vor allem in seinen Anfangsjahren sei die Tischgesellschaft durch ihre Veranstaltungen und Stammtische eine Art Sicherheitsanker gewesen.

Ihren berühmtesten (und auch immer wiederkehrenden) Gast möchten die Lögls freilich auch nicht missen: Ministerpräsident Horst Seehofer. Zu ihrem 25-Jährigen als Mooshäusl-Wirte am Dreikönigstag 2006 hatte der damalige Bundeslandwirtschaftsminister die Wirtsleute allerdings kurz ins Schwitzen gebracht. Er hatte sein Kommen sehr kurzfristig angekündigt – mit seiner Gattin Karin, mit Fahrer und drei Sicherheitsleuten – und das Mooshäusl war eigentlich voll.

Aber auch dieses Problem haben die Lögls gemeistert und sie erinnern sich noch genau an die Worte Seehofers: Woanders werde das Jubelpaar bedient, im Mooshäusl werde man vom Jubelpaar bedient.

Nicht nur wegen dieser, aber auch wegen solcher Episoden zieht Sepp Lögl schon heute das Fazit: „Es war eine schöne Zeit.“