Ingolstadt
Im Hasenparadies

In ihrem Garten züchtet Nicole Schäfer-Linderl Kaninchen und lässt sie über Hürden springen

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Zur Feier des Tages hüpft Flying Wonder über eine österlich geschmückte Hürde, die in Nicole Schäfer-Linderls Garten aufgebaut ist. In ihrem Hasenparadies übt sie mit ihren Kaninchen fleißig Kaninhop - Fotos: Rössle

Ingolstadt (DK) Nicole Schäfer-Linderl verdient ihr Geld auf besondere Art und Weise. Sie betreibt ein Hasenparadies, in dem sie Hasen und Kaninchen züchtet, aber auch für eine außergewöhnliche Sportart einsetzt: Kaninhop.

In einem großen Garten in Baar-Ebenhausen geht es rund: Egal, wohin das Auge schweift, sieht man Hasen und Kaninchen hoppeln oder in der Sonne faulenzen – große und kleine, schwarze und braune, mit langen und mit kurzen Ohren. Kein Wunder, dass sie sich in Nicole Schäfer-Linderls Hasenparadies wohlfühlen. So nennt die 43-Jährige ihr Zuhause, wo sie Kaninchen züchtet, verkauft, aber auf Sandplätzen auch über kleine Hürden hüpfen lässt.

Kaninhop heißt dieser Kaninchensport, der aus Schweden und Dänemark kommt und sich langsam in Deutschland verbreitet. Schäfer-Linderl hat Kaninhop nach Ingolstadt gebracht. „Das war ein schwerer Kampf“, erinnert sie sich.

Angefangen hat alles mit einer ausgesetzten Kaninchenfamilie, die Schäfer-Linderl und ihr Mann in einem Feld gefunden haben. „Ein paar davon haben wir behalten“, erzählt die Züchterin. „Das hat mir eine Aufgabe gegeben und mir über meine Krankheit hinweggeholfen.“ Denn Nicole Schäfer-Linderl litt an psychischen Problemen. „Die Ärzte konnten mir nicht helfen, das haben die Kaninchen getan“, ist sie sich sicher. In ihrem Garten in Baar-Ebenhausen waren 2006 schnell ein paar Ställe gebaut. Das Hasenparadies war geboren.

Viel Zeit verbrachte Schäfer-Linderl in Kaninchenzuchtvereinen, bevor sie das Kaninhop entdeckte. „Im Erdinger Kaninchenzuchtverein hab’ ich Kaninhop das erste Mal gesehen“, erzählt sie. Dabei springt ein Kaninchen über Hürden, während sein Besitzer es an der Leine führt. „Da dachte ich, das muss ich auch machen.“ Bald gründete die 43-Jährige in den Zucheringer und Gaimersheimer Kaninchenzuchtvereinen Kaninhop-Gruppen und trainierte vor allem Mädchen und ihre Tiere. Bis sie vor Kurzem darauf kam, dass sie für den Kaninchensport keinen Zuchtverein mehr braucht.

„Ich habe andere Vorstellungen von der Tierhaltung“, erklärt Schäfer-Linderl. „Ich finde, Kaninchen gehören nicht nur in den Stall.“ Und das sei nur das geringere Problem, denn was fast niemand wisse: Nach Zuchtwettbewerben würden Kaninchen oft geschlachtet. Da wollte sie einfach nicht mehr mitmachen. Vielmehr stehe sie in engem Kontakt mit der Erdinger Kaninhop-Gruppe, die vor einigen Monaten einen Verein gegründet hat. „Ich werde nachziehen“, berichtet Schäfer-Linderl. „Wir brauchen sieben Vereine in Deutschland, damit wir einen Verband gründen können.“ Das Ziel sei es, sich vom regulären Zuchtverband abzuheben. Von einer dänischen Schiedsrichterin habe sie sich sogar schon die landesüblichen Wettbewerbsregeln übersetzen lassen.

Denn auch in Kaninhop gibt es Meisterschaften. Schäfer-Linderl hat sogar schon den Europameistertitel eingeheimst. Fleißig trainiert sie mit ihren Kaninchen, um sie fit zu halten. Ein halbes Jahr braucht sie, um eines der Fellknäuel an die Hürden zu gewöhnen. Der Zwergwiddermischling Flying Wonder macht das schon mit links. Ausgestattet mit einer gelben Schleife hüpft er los, sobald seine Pfoten den Boden berühren. Natürlich gibt es Leckerlis, aber eigentlich geht es um den Spaß. „So werden die natürlichen Bewegungsformen der Tiere genutzt, die ihnen Freude bereiten.“ Zwingen müsse Schäfer-Linderl kein Kaninchen. „Ich sehe an ihren Augen, ob sie springen wollen.“

Im Hasenparadies gibt es auch andere Angebote für Kaninchen-Liebhaber. Auf Kindergeburtstagen, in Schulen oder Seniorenheimen sind Nicole Schäfer-Linderl und ihre Tiere gern gesehene Gäste. Kaninhop-Vorführungen oder Streichelstunden stehen dann auf dem Programm. Ein Geschäft, für das man wirklich Leidenschaft aufbringen muss. „Da stecke ich mehr Herzblut rein, als rauskommt“, erklärt die Züchterin. „Man braucht ja nicht nur Hasenfutter.“

Dass ihr die Kaninchen wirklich am Herzen liegen, merkt man, wenn sie ihre Kunden berät. Nicole Schäfer-Linderl will sichergehen, dass ihre Tiere in gute Hände kommen. „Das ist bei mir was anderes, als sich in der Zoohandlung mal schnell ein Kaninchen mitzunehmen“, erklärt sie. Vroni kommt mit ihrer Mama, um zwei Zwergwidder-Kaninchen abzuholen und hüpft vor Freude, als die Züchterin sie aus dem Stall holt. Mit der Vierjährigen setzt sie sich auf eine Bank und macht sie mit den Kaninchen vertraut. „Da brauchst du keine Angst zu haben.“