Ingolstadt
IGM hat Arbeitszeit im Visier

Bevollmächtigter kritisiert hohe Zahl der verfallenen Überstunden und Rente mit 67

01.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Stress durch zunehmende Arbeitsbelastung, eine hohe Zahl an verfallenden oder unbezahlten Überstunden und dann auch noch die Rente mit 67: Die IG Metall hat dazu auch einen Videoclip veröffentlicht, der auf der Internetplattform YouTube und der Homepage der Gewerkschaft zu sehen ist. - Foto: IG Metall

Ingolstadt (DK) Im kommenden Jahr will die IG Metall bundesweit mit einer Arbeitszeitkampagne durchstarten, die sich am modernen Bedarf der arbeitenden Bevölkerung ausrichtet. Hierfür wurden auf der gestrigen Delegiertenversammlung der Gewerkschaft im Stadttheater erste Positionen entwickelt.

"Die Beschäftigten wünschen sich gute Arbeitszeiten, die planbar und durch den Arbeitnehmer stärker beeinflussbar sind", sagte Bernhard Stiedl, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt. Mit der Kampagne wolle man die Handlungs- und Gestaltungshoheit in den Betrieben ausbauen, so Stiedl weiter. Denn: "Dem Leitbild der Unternehmen von der allzeit verfügbaren, flexiblen Arbeitskraft müssen wir unser eigenes Leitbild gegenüberstellen." Grundsätzlich gelte, dass hinter jeder geleisteten Arbeitsstunde eine Gegenleistung stehen müsse. Stiedl verwies in dem Zusammenhang auf im vergangenen Jahr in Deutschland geleisteten eine Milliarde Überstunden, die verfallen sind. "Das entspricht 600 000 Vollzeitstellen", sagte er.

Stiedl ging außerdem ein auf die Armutsgefahr und prekäre Rentenentwicklung in Deutschá †land. Vorschlag der IG Metall sei deshalb eine "neue Standardrente" von 1450 Euro bei 43 Entgeltpunkten. Die Rente mit 67 bezeichnete er zudem als "historischen Fehler".

Erfreulicheres konnte der Bevollmächtigte über die aktuelle Mitgliederentwicklung berichten. Mit Stand gestern verzeichnete die Ingolstädter Geschäftsstelle fast 51 200 Metaller in ihren Reihen. "Das entspricht einem Zuwachs von 3,5 Prozent", sagte er. Im Vergleich der zehn größten Geschäftsstellen in Deutschland nehme Ingolstadt den dritten Platz ein.

Zuvor hatte der Erste Bevollmächtigte, Johann Horn, von einem ereignisreichen und turbulenten Jahr gesprochen, das hinter der IG Metall in der Region liege. Im Falle des VW-Abgasskandals, der auch Audi zunehmend belastet, warnte er vor vielen Gerüchten, die verbreitet würden und hob vier aus seiner Sicht, wichtige Wahrheiten hervor. Dabei appellierte er daran, Vertrauen zu schaffen, in dem Gesagtes getan werde, unterstrich die Wichtigkeit einer starken IG Metall, legte dar, dass geringere Stückzahlen auch Auswirkungen haben würden auf die Zulieferer im GVZ und damit auf die Zeitarbeiter und machte deutlich, dass die Folgen für die Region noch völlig offen seien. Horn ging weiter ein auf die Erfolge, die man heuer bei Osram und Airbus erzielt habe, wo die Umstrukturierungen jeweils ohne Stellenabbau erfolgt seien.