Ingolstadt
Mehr Familien, weniger Bier

Positive Halbzeitbilanz für das Herbstvolksfest Schausteller und Wirte loben "die schöne, friedliche Stimmung"

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

Eine Gaudi für junge und alte Besucher: Gestern war Seniorennachmittag auf dem Herbstvolksfest, heute ist Kinder- und Familientag. Das Fest dauert heuer zwei Tage länger: dank des Tags der Deutschen Einheit am Dienstag und des Brückentags dazwischen. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Die Schausteller, Wirte und Markthändler sind nicht euphorisch, aber "sehr zufrieden" mit ihren Umsätzen auf dem Herbstvolksfest. Gestern bei der Halbzeitbilanz lobten alle die friedliche Stimmung. Heuer wird bis 3. Oktober gefeiert.

Weitgereiste Schausteller und erfahrene Wirte wissen es noch ganz genau. Sie reden auch offen darüber: Etwa bis vor zehn Jahren genossen die Ingolstädter Volksfeste nicht bei allen den besten Ruf, um es vorsichtig zu formulieren: Da stemmten sozial schwierige Gäste en masse die Krüge empor und gerieten entsprechend oft heftig aneinander. Die direkte Nachbarschaft zur Polizeiinspektion erwies sich ein ums andere Mal als klarer Standortvorteil. Doch diese groben Zeiten sind vorbei - weitgehend zumindest. Und so lobten Vertreter der Schausteller, Wirte, Händler und der Stadt unisono: "Das Ingolstädter Herbstfest ist heute ein richtig schönes Familienfest!"

Der Festzug am Samstag mit neuer Route - vom Klenzepark immer geradeaus auf den gut besuchten Volksfestplatz - sei sehr gut angekommen, sagte Tobias Klein, der Geschäftsführer der städtischen Veranstaltungsgesellschaft. "Das lassen wir so!" Marktmeister Marcus Jaud hob die insgesamt friedliche Atmosphäre hervor. "Wir haben sehr wenige Polizeieinsätze - keine Ausreißer nach oben, keine nach unten. Aber passieren wird natürlich immer was bei so vielen Leuten." Das bestätigte Siegfried Schön, der Wirt der Fischerhütte: "Es ist schon seit Jahren überwiegend friedlich. Damit stehen wir für eine Großstadt sehr gut da! Darauf können wir stolz sein! Früher war das noch anders."

Mehr Familien bedeuten aber auch weniger Bierkonsum - das belegen Jauds Zahlen: Bis Montagabend wurden 200 Hektoliter Bier und 67,7 Hektoliter alkoholfreie Getränke ausgeschenkt, das ergibt ein Gesamtvolumen von 267,7 Hektolitern. Vor einem Jahr waren es zur Halbzeit noch 312,4 Hektoliter. Michaela Kemper, Geschäftsführerin des Festzeltbetreibers Lanzl Gastronomie GmbH, interpretiert die Statistik wie Jaud: Das schöne Wetter habe besonders viele Familien und Ausflügler angelockt. Da werde dann natürlich mehr Limo und Kaffee getrunken. Der Umsatz beim Essen sei aber gleich geblieben. "Das Herbstfest ist kein reines Biertrinkerfest." Das finde sie sehr erfreulich. "Die Besucher haben sich auch an die Sicherheitskontrollen am Eingang gewöhnt und bringen immer seltener große Rucksäcke mit", berichtete Michaela Kemper. Alles recht entspannt.

Robert Scheidacher, der mit seinem Superhupferl schon seit Jahrzehnten heranwachsende Ingolstädter herumschleudert, beobachtet eine Entwicklung, die für ein ausgeprägtes Sicherheitsgefühl spreche: "Heute sagen immer mehr Eltern zu ihren Kindern: Jetzt fahrt's viermal und kommt's dann zu uns ins Zelt nach." Kinder, die sich allein über den Platz bewegen - "das hat es vor 25 Jahren noch nicht so gegeben".

Die Sicherheit auf dem Fest "ist voll gewährleistet, wird aber nicht an die große Glocke gehängt", stellte Andreas Pfeffer fest. Der stellvertretende Landesvorsitzende der Marktkaufleute und Schausteller pries das Herbstfest der Schanzer wie gewohnt volltönend-euphorisch: "Es hat sich zu einem ganz tollen Fest entwickelt! Geht hin und besucht auch den Warenmarkt! Da piept kein Scanner, da kann man noch richtige Gespräche führen." Und Schund, ergänzt Wolfgang Gebhardt, der Vertreter der Marktleute, "bekommt man zwar an jeder Ecke, aber ganz sicher nicht bei uns!"