Ingolstadt
Heiße Rhythmen im Museum

Tangotänzer treffen sich zur Dreikönigs-Milonga in der Alten Anatomie

08.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:49 Uhr

Mit großer Hingabe tanzen Valeria Marra und Christoph Resch am Tangonachmittag im Medizinhistorischen Museum. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Südamerikanisches Flair haben am Freitag viele Paare in der Alten Anatomie verbreitet: Der seit drei Jahren bestehende Verein "Tango in Ingolstadt" hatte zum zweiten Mal einen Tanznachmittag im Deutschen Medizinhistorischen Museum organisiert.

Über den Marmorboden im Gartensaal schleifen Dutzende von Tanzschuhen in vielen unterschiedlichen Rhythmen. Die Hände der Männer ruhen auf dem Rücken ihrer Partnerinnen, die meist die Augen geschlossen haben und sich lächelnd durch den Raum führen lassen. Immer wieder reißen die Frauen plötzlich ein Bein in die Höhe und umschlingen damit das ihres Gegenübers. "Das sieht cool aus, ich will das auch können", sagt die sechsjährige Tara Amber, die sich nicht entscheiden kann, welche der Tänzerinnen "das schönste Kleid" trägt.

Tatsächlich sind die Paare in ganz unterschiedlichen Kleidungsstilen zum Dreikönigs-Milonga - die Bezeichnung für eine Tangoveranstaltung - gekommen. So sind schwarze Röckchen und fließende Seidenhosen genauso zu sehen wie legere Jeans und bequeme T-Shirts. "Wir haben ein bunt gemischtes Publikum", sagt Katrin Böhner, Vorsitzende des Tangovereins. Neben vielen Mitgliedern seien auch Tänzer aus Ulm, Erlangen oder Frankfurt angereist, um das Ambiente im Museum zu genießen. "Der Tango Argentino tanzt sich in solch einem Saal mit historischen Wurzeln ganz anders als zum Beispiel in einer Sporthalle", erklärt Böhner die Besonderheit der Veranstaltung.

Diese findet in Zusammenarbeit mit dem Museumscafé "hortus medicus" nach einem Tanznachmittag im November mit "durchschlagendem Erfolg und 90 Tänzern" bereits zum zweiten Mal in der Alten Anatomie statt. "Das hat sich so ergeben, nachdem der Raum hier leer steht und auf seine Restaurierung wartet", sagt die Vereinsvorsitzende.

Am frühen Abend spielt das ungarische Sextett Tango Harmony Budapest auf und lässt die unzähligen Paare durch den Saal schweben. "Tango ist ein Improvisationstanz", erläutert Böhners Stellvertreter Christoph Bos. Bei zehn verschiedenen Paaren gebe es zehn verschiedene Improvisationen der Melodien. "Man kann Tango zu fast jeder Musik tanzen und dabei jedes Gefühl erleben."

Tänzer um Tänzerin strömen ins Museum und schlüpfen in ihre glänzenden Schuhe. "Das wird noch richtig voll", freut sich Böhner. Valeria Marra und Christoph Resch aus Ingolstadt zeigen derweil auf der Tanzfläche, dass sie den Tango nicht erst gestern gelernt haben. "Ich mache das schon seit zehn Jahren, der Tango gehört zu meinem Leben", schwärmt Marra in einer kleinen Pause. Mit ihrem Tanzpartner, der Vereinsmitglied ist, sei sie vor allem wegen des barocken Saals und der Livemusik gekommen.

Einige andere warten erst einmal ab und beobachten die Tänzer von einer Treppe aus, um Mut zu sammeln. "Ich habe erst vor zwei Monaten angefangen und schnell gemerkt, dass man Tango sein Leben lang lernen kann", sagt ein Mann am Rande des Geschehens, der sich wohl einige Tipps erhofft. "Man sollte es schon einmal ausprobiert haben, bevor man hierherkommt", merkt Böhner an. Zum Musikhören oder Schnuppern sei aber natürlich jeder willkommen.

Denn wer Lust bekommt, sich selbst an den Tango zu wagen, hat an zwei Schnupperabenden im Januar die Gelegenheit dazu. Interessierte können am Freitag, 13. Januar, oder Freitag, 27. Januar, um jeweils 20 Uhr im Bürgerhaus Neuburger Kasten die ersten Schritte versuchen.