Ingolstadt
Ärger ohne Ende

Stiftung Heilig-Geist-Spital im Minus Sanierung des Technischen Rathauses muss verschoben werden

13.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Problemimmobilie mit längerer Geschichte: Das Technische Rathaus, erbaut nach 1945, Eigentum der Heilig-Geist-Stiftung, ist seit einiger Zeit eingerüstet und verhüllt, was viel Geld kostet. Doch die Sanierung des Dachs muss jetzt verschoben werden. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Die Reihe der schlechten Nachrichten für die Heilig-Geist-Stiftung reißt nicht ab: Sie hat zusammen mit ihren Altenheimen erneut ein Defizit erwirtschaftet. Ein Grund ist der Fachkräftemangel. Die Dachsanierung des Technischen Rathauses, das der Stiftung gehört, muss verschoben werden.

Diese Bayern. Wäre ihm bewusst gewesen, was für einen eigenartigen, hochkomplexen Problemfall er hier an der Backe haben würde - Dirk Müller hätte sich seinen Wechsel aus dem schönen Leipzig ins deutlich kleinere Ingolstadt vielleicht noch einmal gut überlegt. Aber jetzt hat er die Ehre. Der Rechtsreferent, seit 2017 im Amt, muss auch die Heilig-Geist-Stiftung verwalten. Sie verdankt sich Kaiser Ludwig dem Bayern. Also tiefstes 14. Jahrhundert. Heute betreibt sie, unterstützt von der Stiftung van Schoor, das Heilig-Geist-Spital an der Fechtgasse und das Anna-Ponschab-Haus am Klinikum - zwei Altenheime mit besten Bewertungen, wie eine Überprüfung erneut ergeben hat. Doch das ändert nichts daran, dass die Heilig-Geist-Stiftung und ihre Häuser weiter im Minus stecken. Das Jahr 2016 schlossen sie mit einem Defizit von rund 7,3 Millionen Euro ab, wie Müller gestern im Sozialausschuss berichtete.

Und es kam noch herber. Die Mitglieder des Gremiums erfuhren auch: Das Technische Rathaus wird länger ein Sanierungsfall bleiben. Das Gebäude - nach 1945 auf den Trümmern des mittelalterlichen Spitals erbaut -, gehört der Heilig-Geist-Stiftung. Sie vermietet es an die Stadt, die es als Technisches Rathaus nutzt. Das Gebäude ist schon seit geraumer Zeit eingerüstet und aus Sicherheitsgründen eingehüllt. Das kostet pro Jahr 100 000 Euro, berichtete Müller, weitere laufende Kosten kämen dazu. Doch die nötige Sanierung des Dachs, für die 2,4 Millionen Euro veranschlagt sind, "muss zurückgestellt werden". Bevor die Statik des Hauses nicht komplett dokumentiert sei, ergebe es keinen Sinn, mit der Instandsetzung des Dachs zu beginnen. "Wieso dauert das so lange, die Statik zu erfassen", fragte Konrad Ettl (CSU) und erinnerte eindringlich an die 100 000 Euro pro Jahr für die Gerüste rund um das Technische Rathaus. Die Rückstellung der Sanierung habe noch weitere Gründe, erwiderte Müller. "Wir brauchen auch ein alternatives Finanzierungskonzept." Und er fügte an: "Wir haben keinen finanziellen Spielraum für Investitionen."

An der Stelle schlug Ettl den Bogen zum Grundproblem: die Finanzmisere der Stiftung. "Seit 2011 schreibt sie nur Verluste!" Allen im Sozialausschuss ist jedoch klar, dass die Führung der Stiftung, die Leitungen der Altenheime und die Mitarbeiterteams für eine Ursache des Defizits definitiv nichts können: Es ist der Fachkräftemangel.

Andrea Steinherr, die Beteiligungsmanagerin der Stadt, legte dar, warum dieses (bundesweite) Probleme das Defizit von 7,3 Millionen Euro im Jahresabschluss 2016 zum Teil erkläre: Wegen des starken Personalmangels hätten viele Mitarbeiter "hohe Zeitkonten aufgebaut". Sie gingen etwa von Teil- auf Vollzeit und wollten die zusätzlichen Stunden später als Freizeit abbauen. "Das hat 2016 extrem zugenommen", so Steinherr. Die vollen Zeitkonten erforderten Korrekturbuchungen und Rückstellungen. Eine weitere Konsequenz des Fachkräftemangels: Im Heilig-Geist-Spital mussten Pflegeplätze abgebaut werden, weil das Personal fehlt; auch das wirke sich negativ auf die Bilanz aus. "Wir müssen jetzt Personal finden!", appellierte Ettl. "Auch in unseren Partnerstädten." Thomas Thöne (ÖDP) betonte, dass man im "Wettbewerb um Fachkräfte" am besten mit einem "guten Arbeitsklima und flexiblen Bedingungen" punkte, weniger mit dem Gehalt, denn das sei tariflich geregelt. Veronika Peters (SPD) bat darum, "bei allen Zahlen nie den Blick für das Wesentliche zu verlieren": die Bewohner und das Personal der Heime.

Beteiligungsmanagerin Andrea Steinherr wusste auch über das Heilig-Geist-Spital Unerfreuliches zu berichten: Der Bilanzwert des Gebäudes - zwölf Millionen Euro - sei nach einer Überprüfung reduziert worden. Das trübe ebenfalls die Bilanz.