Ingolstadt
Hausaufgaben für alle

Schreiben der Kommunalbetriebe sorgt für Unmut bei den Unwetter-Geschädigten im Süden

20.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:09 Uhr
Unfreiwilliges Wassertreten: Keller und Garagen liefen beim Unwetter in der Nacht zum 25. August 2011 im Ingolstädter Süden voll. Das Kanalsystem habe allerdings funktioniert, betonen die Kommunalbetriebe −Foto: Reiß

Ingolstadt (DK) Nach dem Unwetter, bei dem am Abend des 24. August im Ingolstädter Süden zahlreiche Keller unter Wasser standen, kühlen sich manche Gemüter nur langsam ab. Einige Hochwassergeschädigte fühlen sich in Sachen Überflutungsschutz von den Kommunalbetrieben nicht ausreichend beraten.

Katja Schroth nimmt es mit Galgenhumor. „Wir wollten sowieso feucht wischen“ nennt sie das Foto, das sie in der Nacht in ihrem Keller gemacht hat. 85 Zentimeter hoch stand hier binnen 20 Minuten das Wasser. Auch die Tiefgarage des Mehrfamilienhauses in der Wittelsbacherstraße war überflutet. „Drei Autos mit Totalschaden, drei Waschmaschinen und zwei Trockner hin“, bilanziert Schroth. Kosten entstanden außerdem für die Reinigung der Heizungsanlage, neue Türen und Malerarbeiten. Dazu kommt jetzt der Ärger mit den Behörden.

Wie rund 60 andere Schanzer haben sich die Bewohner des Hauses an die Kommunalbetriebe gewandt. Die sind für das Kanalnetz zuständig, das nach Meinung vieler Ingolstädter am 24. August mit den mehr als 50 Litern Regenwasser, die pro Quadratmeter niedergegangen sind, überfordert war. Gerda von Reitzenstein, die im selben Haus wohnt wie Schroth, hat beobachtet, wie drei Deckel des randvollen Schmutzwasserkanals hochgedrückt wurden. „Das Wasser stand vor unserem Haus 30 Zentimeter hoch auf der Straße“, berichtet Schroth. Wie ein Sturzbach sei das Wasser in die Tiefgarage und dann in den Keller des Hauses geflossen. Sie schätzt, dass es über 21 Kubikmeter in der Minute waren. Für Unmut bei den Hausbewohnern sorgt das Schreiben der Kommunalbetriebe, das Ende Oktober einging. In dem Brief werden der Einsatz einer Pumpe und die Errichtung eines zweiten Sickerschachtes empfohlen. Das hält Schroth für völlig unpraktikabel. „Wohin hätten wir das Wasser denn pumpen sollen, wenn der Kanal dicht ist“, fragt sie. Und ein zusätzlicher Sickerschacht hätte die Wassermassen nie aufnehmen können, ist Schroth überzeugt. „Das wäre, als wenn man einen Eimer Wasser in einen Kaffeefilter schüttet. Der läuft auch über.“ Das Schreiben der Stadt endet mit der Empfehlung, gegebenenfalls ein Ingenieurbüro mit der Sache zu beauftragen. „Die sagen uns praktisch, wir sollen erst mal unsere Hausaufgaben machen“, empört sich Schroth.

Was sie und ihre Nachbarn sich wünschen, ist klar: Praktikable Lösungsvorschläge – „was gibt es für Garagentorschließsysteme“ und Schadenersatz.

Thomas Schwaiger, der Leiter der Kommunalbetriebe, betont, dass sich jeden Falls angenommen wird. Wenn nach einer Beratung Fragen offenblieben, könnten die Betroffenen jederzeit wieder nachfragen. „Wir fahren auch fünfmal raus, wenn es sein muss“, sagt er. Dabei seien die Kommunalbetriebe auch für Anregungen der Bürger offen. In Sachen Schadensregulierung seien die Kommunalbetriebe bereits in regem Kontakt mit den Versicherungen. Man werde jeden Fall „sehr wohlwollend prüfen“ und gegebenenfalls Schadenersatz leisten. „Deswegen haben wir ja eine Versicherung.“ Bisher allerdings ist noch kein Geld geflossen. Die Fall-Untersuchungen laufen noch. Die Versicherung geht allerdings nicht von einer Haftung der Stadt aus (siehe eigener Artikel).

Am morgigen Dienstag, 22. November, tritt der Verwaltungsrat der Ingolstädter Kommunalbetriebe zusammen. Auch bei dieser Sitzung wird es noch einmal um das Thema August-Unwetter gehen. Mit einer Modellrechnung im Rahmen des Generalentwässerungsplanes soll untersucht werden, ob das Kanalsystem der Stadt an manchen Stellen tatsächlich ausgebaut werden muss. Anfang des kommenden Jahres wird dann in einem Computermodell ein Starkregen auf Ingolstadt niedergelassen werden, wie er statistisch nur alle zehn Jahre vorkommt. „Das sind die Hausaufgaben, die wir zu erledigen haben “, sagt Claudia Recknagel, Sprecherin der Kommunalbetriebe.