Ingolstadt
Hand aufs Herz, kennen Sie den?

Um Napoleon dreht sich die Landesausstellung 2015 – so viel wissen die Ingolstädter schon jetzt

28.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:49 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Wieso hat er die Hand in der Weste? Und wie klein war er wirklich? Ingolstadt startet ins Napoleonjahr. Der DK hat in der Innenstadt nachgefragt, wie viel Geschichtswissen da ist.

Vor der Landesausstellung im Neuen Schloss vom 30. April bis zum 31. Oktober über den Franzosen mit dem auffälligen Hut. Er trägt eine weiße Uniform, unter der edlen Weste wölbt sich sein Bauch hervor. Goldene Schulterklappen, auf einem Sessel in rotem Samt liegt ein Schwert. Rundes Gesicht. Drei Knöpfe seiner Weste stehen offen, der Mann birgt seine Hand darin. Kein Bart. „Ivan der Fürst ist es nicht, der sah anders aus“, scherzt Daniel Waldhofer. Zugegeben, das Foto ist nicht ganz typisch für den Mann – bis auf die Handhaltung natürlich. Auch eine Gruppe Jugendlicher ist ratlos. „Gesehen hab ich ihn schon mal.“ „Ach nee, in Geschichte war ich nie gut.“ „Geschichte ist doof.“

Ganz klar: Das entscheidende Accessoire fehlt. Wer weiß es? „Ein dreieckiger Hut! Ach, Napoleon!“, ruft Daniel Waldhofer aus. „Ich würd’ ja Napoleon sagen“, murmelt auch Chiara Kriegl aus der Gruppe Jugendlicher. Ein kleiner Stups in die richtige Richtung, schon wissen die Ingolstädter Bescheid, ein bisschen Geschichte ist wohl doch hängen geblieben.

Und sonst? „Der ist so groß auf dem Bild, da hab ich ihn gar nicht erkannt“, sagt Daniel Waldhofer. Wie groß war Napoleon denn? „1,60 Meter“, schätzt Anita Liebhold. „Er war klein, 1,60 ungefähr“, tippt auch Thomas Polleichtner aus der Jugendgruppe. Woher sie das wissen? „Napoleon hat sich doch immer auf Podeste gestellt, wenn er sich malen hat lassen, und bei dem Pferd konnte er unten durchgehen“, führt Daniel Waldhofer aus. Doch stimmt das auch? Fünf Fuß, zwei Zoll und drei Linien war er groß, sagen die Geschichtsbücher. Gemessen von seinem persönlichen Kammerdiener. Das sind nach damaligen Maßeinheiten 1,68 Meter. Aus heutiger Sicht wäre er kein Riese, doch zum Beispiel größer als Nicolas Sarkozy (1,65 Meter). Nach damaligen Maßstäben war er sogar eher groß für einen Mann. Der Irrtum vom kleinen Kaiser beruht auf einem Umrechnungsfehler – oder aber auf britischer Propaganda.

„Mir wisset nix“, ruft eine Frau am Viktualienmarkt schon von Weitem. Tatsächlich? „Da Nape, ach geh“, sagt ihr Nachbar, als er das Bild erspäht, „den kennt doch keiner, wenn er den Hut nicht aufhat.“ Er anscheinend schon. „Doch, an der Uniform und der Haltung könnte man ihn schon erkennen“, widerspricht die Frau. Und: „Den Bauch zeigen sie normalerweise nicht.“ Gelächter am Tisch.

Ein kleiner Kaiser, der eigentlich groß war also – „und er hat sich selber zum Kaiser gekrönt“, fügt Hans Stückle hinzu. Aber wann hat Napoleon denn nun gelebt? „Siebzehnhundert-irgendwann? 49“, vermutet Daniel Waldhofer. Beinahe. „1800 würd’ ich sagen“, schätzt Alfred Seidel. Er ist gerade zu Besuch in Ingolstadt. Ein Eishockeyfan. Doch auch mit Geschichte kennt er sich aus, denn die Antwort stimmt – Napoleon wurde 1769 geboren und starb 1821.

„Er war ein großer Feldherr, der viel erobert hat. Ganz Europa, bis nach Russland rein“, erinnert er sich weiter. Und wie war das mit den Schlachten? „Er ist mit einer Kanonenkugel drübergeflogen“, scherzt Anita Liebhold. Ob sie da auch sicher nichts verwechselt? Napoleon und den Baron von Münchhausen zum Beispiel? „Nein, nein, das war sicher Napoleon.“ Sie lacht schallend. Nicht ganz ernst.

Seine größte Schlacht? „Der Feldzug gegen Russland, oder? Den hat er aber verloren, das war seine größte Niederlage.“ Und seine allerletzte Niederlage? „Das ist auch berühmt, aber der Name . . .“ Alfred Seidel überlegt konzentriert. Tipp: Belgien. „Waterloo!“

Und wie war das eigentlich genau mit Waterloo? Hier kann Hans Stückle auf dem Viktualienmarkt weiterhelfen. „Ich hab gelesen, dass er die Schlacht bei Waterloo verloren hat, weil er blutende Hämorrhoiden gehabt hat, sodass er nicht reiten hat können. Darum konnte er vom Hügel aus die Schlacht nicht beobachten und die Flüchtigen nicht verfolgen lassen.“ So war das also. Und was passierte nach Waterloo? Die Frage geht an die Jugendgruppe. „Waterloo, das hab ich schon mal gehört, das hatten wir in einer Ex“, sagt ein junger Mann. „Der wurde doch auf eine Insel verbannt und ist wieder zurückgekommen. Da war irgendwas mit der Regierung, was doch nicht so geklappt hat. Ich glaube, dann musste er wieder zurück auf die Insel“, kratzt Chiara Kriegl die Reste des Geschichtsunterrichts zusammen. Die anderen nicken zustimmend. Stimmt schon alles, in der Landesausstellung gibt es diese Infos aber sicher detaillierter.

Eine letzte Frage: Wieso hält er die rechte Hand immer unter der Weste? „Ich glaub, der hatte da eine Verletzung“, mutmaßt Chiara Kriegl. „Das hätte ich jetzt auch gesagt“, stimmt Thomas Polleichtner zu. „Weil er einen Revolver zieht“, vermutet Anita Liebhold. Alfred Seidel ist sich sicher: „Der hat ein Kreuzleiden gehabt, deswegen hat er die Hand immer da, für die Haltung.“

Mit vereintem Wissen haben die Ingolstädter doch einiges zusammengebracht über den selbst gekrönten Kaiser der Franzosen, dem die Wittelsbacher ihre Königskrone verdanken – und doch: Mit der Bayerischen Landesausstellung ab 30. April im Neuen Schloss kann sicher der eine oder andere ein bisschen Geschichtskenntnisse auffrischen.