Ingolstadt/Hagen
"Mein Leben lang habe ich an die Rosi gedacht"

Ihre Romanze begann 1956 bei Audi

14.06.2017 | Stand 23.09.2023, 2:46 Uhr

−Foto: pexels

Ingolstadt/Hagen (DK) Es war eine Romanze, die mittlerweile einige Jahrzehnte zurück liegt. Doch Dieter Richter aus Hagen lassen die Gedanken daran nicht los: 1956 hat er bei der damaligen Auto Union eine junge Frau namens Rosi kennengelernt. Nach zwei Jahren war alles vorbei, als Lastwagenfahrer kam Richter nicht mehr nach Ingolstadt - und die Wege von Rosi und Dieter trennten sich.

Viel wisse er nicht mehr von Rosi. Oder wusste es vielleicht sogar nie. "Sie war ein nettes, liebes Mädchen", da ist er sich heute sicher. "Damals war es Mode, dass die Mädchen Pferdeschwanz trugen, auch die Rosi", sagte er im Gespräch am Telefon. Am Dienstag kursierte die Geschichte von Rosi in Facebook. Robert Rausch, der Nachbar von Richter, hatte sie gepostet. Er machte sich für seinen 79-jährige Nachbarn auf die Suche nach der Rosi von damals.

Ihren Nachnamen weiß Richter nicht. Blond sei sie gewesen. Er schätzt, dass die junge Frau damals ähnlich alt wie er selbst gewesen sein muss, also 18 oder 19 Jahre. Auch, wo die junge Frau gewohnt hat, weiß er nicht mehr. "Vielleicht geschieht ja ein Wunder, dass die Rosi noch lebt", sagte Richter.

Richter, geboren 1938, war Trucker aus Leidenschaft. "Ich bin mein Leben lang Lkw gefahren", sagt er. Schon als Kind begleitete Richter in den Ferien seinen Vater. Denn der Vater hatte eine eigene Spedition. Gleich mit 18 hat Richter seinen Lkw-Führerschein gemacht. Und dann ging es auch schon los in Richtung Ingolstadt, für rund zwei Jahre ist er die Strecke zweimal in der Woche gefahren. "Das war dann die schöne Zeit mit Rosi", sagt Richter. Er arbeitete für verschiedenen Speditionen, führte dann das Transportunternehmen des Vaters und übergab vor einigen Jahren an den Sohn. 

Der Beruf führte Richter regelmäßig nach Ingolstadt - in den 1950er Jahren, als Audi noch Auto Union hieß und die Spuren des Krieges in der Stadt noch unübersehbar waren. "Die Firma Audi war damals ja noch im Aufbau", erinnert sich Richter. Richter fuhr Aluminium-Gehäuse für Motorräder von Hagen nach Ingolstadt. Die Spedition von damals gibt es heute nicht mehr. "Das war eine verrückte Zeit", sagte Richter und lacht. Über Nacht hätten die Teile, die aus der Region Hagen kamen, in Ingolstadt sein müssen. 

"Bei Audi gab es damals keinen Kran oder Stapler. Das Entladen ging alles noch per Hand, wie das eben so war". Fahrer wie er seien über Nacht in Ingolstadt geblieben, "weil wir am nächsten Tag erst entladen wurden." Und eines Tages stand da Rosi. "Ich habe die Rosi kennengelernt, da wo wir standen und entluden", sagte er. Was folgte war "jahrelanges Flirten", wie Richter es nennt. "Ich bin dann abends mit ihr heimgefahren, mit dem Lkw, und habe sie morgens wieder mitgenommen zu Audi", erinnert sich Richter. Doch viel mehr will er über diese Zeit nicht preisgeben. Auch nicht, was die Liebe dem mittlerweile 79-Jährigen in den vergangenen Jahrzehnten brachte. 

Als junger Mann wechselte er die Spedition und sein Weg führte ihn nicht mehr nach Ingolstadt. Einige Jahre später ist er dann noch einmal nach Ingolstadt gekommen, oder besser gesagt, nach Großmehring. Er belieferte ein Stahllager. Er hat sich freilich nach Rosi erkundigt, doch sie nicht mehr gefunden. An Ingolstadt selbst kann sich Richter kaum noch erinnern. Doch an die Kantine der damaligen Auto Union hat er noch lebhafte Erinnerungen, denn "die hatten immer so schöne Brötchen in der Kantine mit Wurst darauf", sagt er.

Vor einiger Zeit war Richter nochmals in Ingolstadt. Auch da hat er wieder nach seiner Rosi gesucht. Doch die Stadt und auch die Region haben sich verändert. "Das war früher alles unbebaut, ich habe es nicht wieder gefunden", und spielt damit auf den damaligen Wohnort seiner Flamme an. "Das war schade", sagte er. Die alte Bekanntschaft wieder zu finden, dabei will ihm Nachbar Rausch jetzt helfen. Die beiden hätten ein gutes Verhältnis, erzählt Richter. Und Nachbar Rausch wollte helfen, aus Nächstenliebe, wie er sagt und, weil er Respekt vor älteren Menschen habe. 

"Mein Leben lang habe ich an die Rosi gedacht, denn man denkt oft an die schönen Zeiten zurück", sagte Richter. Auch, wenn er sich im Gespräch sehr zurückhält damit, was das Besondere zwischen ihm und Rosi war. Oder, ob es mehr als nur ein Flirt war. "Seine Rosi" geht ihm jetzt, Jahrzehnte später, nicht aus dem Kopf, denn "wenn man sich einmal so geliebt hat, denkt man immer daran." Und eines ist sicher, das sagt Richter mit klarer, deutlicher Stimme am Telefon: "Wenn sie noch lebt, dann bin ich in fünf Stunden in Ingolstadt".

Kennen Sie die gesuchte Rosi oder können etwas zur Geschichte von Dieter und Rosi beitragen? Gerne können Sie sich direkt per Mail an online@donaukurier.de wenden. 

 

Melissa Ludstock