Ingolstadt
Tage des Donners

Michael Krüper will Großen Preis von Ingolstadt "wegen fehlender Wertschätzung" nicht fortsetzen

20.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:39 Uhr

Das 24-Stunden-Kartrennen am Wochenende vor dem Audi-Sportpark war ein Erfolg: Die 25 Teams drehten insgesamt gut 32 000 Runden und legten fast 35 000 Kilometer zurück. Mehrere Tausend Zuschauer kamen. Doch die zweite Auflage des Großen Preises von Ingolstadt soll auch die letzte gewesen sein. - Fotos: Hammer

Ingolstadt (DK) Er hat es am Wochenende schon angekündigt, gestern bestätigte er seine Entscheidung: Michael Krüper, der Veranstalter des Großen Preises von Ingolstadt, wirft hin. Er will das Kartrennen nicht mehr wiederholen. Seine Begründung: "Mangelnde Wertschätzung vonseiten der Stadtspitze." Es gehe nicht ums Geld, betont er, sondern um ein Dankeschön.

 

Michael Krüper sprach mit stark angeschlagener Stimme, als der DK gestern bei ihm anrief. Der Veranstalter des Großen Preises von Ingolstadt hat ereignisreiche, begeisternde, aber eben auch harte Tage und Nächte hinter sich. Zwischen Freitag und Sonntag habe er insgesamt nur fünf Stunden geschlafen, erzählte er. Das gelte auch für sein Team, mit dem er am Wochenende vor dem Audi-Sportpark das 24-Stunden-Kartrennen organisierte, das parallel zu dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans stattfand; ein großer Publikumserfolg (DK berichtete). Doch Krüpers Stimme war gestern noch kräftig genug, um auf Anfrage des DK etwas "ganz deutlich" loszuwerden: "Mit dem Großen Preis von Ingolstadt ist grundsätzlich Feierabend! Denn es fehlt ganz einfach die Unterstützung der Stadt, und ohne Unterstützung kannst du so ein Ding auf Dauer nicht am Leben halten. Und ich rede hier nicht von finanzieller Unterstützung, sondern von Wertschätzung vonseiten der Stadtspitze." Und die vermisse er. Ganz eindeutig.

Den Schirmherrn des Kartrennens, Bürgermeister Sepp Mißlbeck, nimmt er ausdrücklich von seiner Kritik aus. "Er war eine Riesenunterstützung!" Auch für die Stadtverwaltung hat er nur Lob. Egal ob Ordnungs- oder Gesundheitsamt, "da arbeiten ganz tolle Leute hochprofessionell", sagt Krüper. "Aber die Stadtspitze ignoriert unser Event, wo sie nur kann! Der Große Preis von Ingolstadt ist ganz offensichtlich nicht gewollt, als Veranstalter merke ich so was." Wenigstens mal ein Dankeschön für die viele Arbeit, das wäre schön gewesen, sagt Krüper. Aber die führenden Repräsentanten der Stadt "haben nicht mal ein Foto unseres Rennens im Internet geteilt". Immerhin hätten Tausende Besucher ihre Freude gehabt. "Viele haben Videos gedreht und zu mir gesagt: Super, spitze! Danke!" Aber von ganz oben: kein Wort. "Diese fehlende Wertschätzung ist wirklich sehr schade", sagt Krüper. "Ein paar nette Worte können wichtiger sein als ein paar Tausend Euro Zuschuss."

Mit dieser Kritik ist der Veranstalter und Präsident des Vereins der Innenstadtfreunde alles andere als allein. Den Vorwurf, namhafte Vertreter der Stadt würden Anerkennung für kreatives Schaffen arg vermissen lassen, erheben derzeit sehr viele Künstler und Kulturveranstalter. Sie geben mit der Initiative "Achtung, Kultur!" ihrer Enttäuschung Ausdruck.

Krüper erkennt einen Zusammenhang zwischen diesem kritischen Diskurs und der giftigen Stimmung im Stadtrat. Er erinnert an das angekündigte Treffen der Oppositionsfraktionen SPD, Grüne, BGI und ÖDP am Montagabend; die Stadträte wollen überlegen, was sie gegen die "Machtarroganz" der Rathausspitze ausrichten können (siehe den Bericht unten). "Da geht es auch darum, wie man miteinander umgeht", sagt Krüper. "Also für mich schließt sich da langsam ein Kreis!"

Und dieser Kreis - das von der Opposition unterstellte Zusammenwirken von mieser Stimmung und "Arroganz" der Mächtigen - rücke die Stadt in ein schlechtes Licht, findet der 48-jährige Rheinländer, der eine Eventagentur betreibt. "Ingolstadt ist eine traumhafte Stadt mit supernetten Leuten. Aber warum haben wir hier so wenige hochklassige Veranstaltungen, von den Events von Audi und vom Klaus Richters mal abgesehen? Warum machen denn so viele Veranstalter einen Bogen um die Stadt? Wer ist denn noch da"

Das viele Lob von den Besuchern des Kartrennens vermag ihn nicht umzustimmen. Jedenfalls noch nicht. Krüper wiederholte auf Nachfrage: "Es ist Feierabend." Aber er werde noch mal mit seinem Team über die Sache reden.

Im Rathaus sieht man das anders. "Ich kann diese Kritik nicht nachvollziehen", sagte gestern Gerd Treffer, der Sprecher der Stadt. "Wir haben alles getan, um die Veranstaltung von Herrn Krüper zu unterstützen. Der Oberbürgermeister hat alle angewiesen, für den Großen Preis von Ingolstadt alles zu tun, was nötig ist. Ich selbst habe auch mehrfach nachgehakt und gefragt, ob alles passt." Dem Vorwurf der fehlenden Wertschätzung vonseiten der Stadtspitze entgegnet Treffer: "Der Oberbürgermeister hat Bürgermeister Mißlbeck in dessen Eigenschaft als Sportbürgermeister gebeten, die Schirmherrschaft zu übernehmen, und der hat gesagt: ,Das mache ich selbstverständlich!' Die Stadtspitze besteht aus drei Leuten, und wenn einer davon, der Sportbürgermeister, eine Sportveranstaltung besucht, dann ist die Stadt sehr korrekt und ausreichend repräsentiert."